27 Mai 2018

Treppen, Klippen und Levadas rund um Campanário


Sítio Pedra da Noassa Senhora - Capela de Nossa Senhora da Glôria - Vigia - Calhau da Lapa - Partilha - Tranqual - Levada do Norte - Corujeira - Porta da Ribeira - Sítio da Pedra - 14 km


Das Wetter im Norden macht uns mal wieder einen Strich durch die Rechnung, denn Plan A war: wir wandern in Boaventura - aber es regnet

Plan B wäre: wir machen eine Küstenrunde in Ponta do Pargo - geht nicht, Flut mittags um 13 Uhr

Plan C: eine Klippen- und Levadatour um Campanário - machen wir.

Die Kapelle der Nossa Senhora da Glôria ist von der Autobahnbrücke in Campanário jedes Mal zu sehen, wenn man die Strecke Ribeira Brava - Funchal fährt. 
Es führt eine kleine Straße dorthin, die an der Kapelle endet. Aber es gibt natürlich auch Fußwege, bzw. Treppenwege. Und ein Stück weiter ist der Calhau da Lapa, der Strand von Campanário mit den Höhlenwohnungen. Vielleicht ist ja auch der Klippenweg Richtung Quinta Grande begehbar? Dann könnten wir hoch zur Levada do Norte und damit eine Runde schließen.


Capela de Nossa Senhora da Glôria


Wir stellen das Auto an einer geeigneten Stelle an der Regionalstraße 229 ab und orientieren uns auf Sicht zur Kapelle. Beim Abstieg lässt sich bereits der Aufstieg nach Vigia erkennen.
Die Kapelle stammt aus dem 16. Jahrhundert und gehört damit zu den ersten Gebäuden der Besiedlung von Campanário. Der Treppenweg hoch nach Vigia ist unproblematisch, doch der weitere Weg zum Calhau scheint total zugewuchert. Wir bleiben also auf der Straße und steigen erst beim farbenfrohen Miradouro zur Ribeira do Campanário hinunter. 





Nach der Bachquerung treffen wir auf die Vereda da Lapa. Weil wir sehen wollen, ob die Sturmschäden vom Winter schon in Ordnung gebracht wurden, machen wir erstmal den Abstieg zum Strand. Der Weg ist ausbessert, die Brücke zum Steg erneuert, nur die Veranden der Höhlenwohnungen brauchen noch ein wenig Renovierung. Insgesamt sieht es weniger schlimm aus, als wir befürchtet hatten. Noch ist keine Saison und außer zwei Anglern und zweien, die das Chourrasco für abends befeuern, ist noch niemand hier unten.

im Hintergrund die Vereda da Lapa und der Klippenpfad

der Fels im Meer gleicht einem Glockenturm und gab der Siedlung ihren Namen: Campanário

Abstieg zum Calhau da Lapa

Höhlenwohnungen

die renovierte Brücke und der erste Anstieg im Calhau



Nach einer kleinen Pause steigen wir wieder hoch. Der Abzweig zum Klippenweg ist deutlich erkennbar. Es ist ein Pfad für Bergziegen, und ich bin froh, dass wir ihn bergauf gehen. Die  Vegetation, die Gesteinsformationen und die phantastischen Ausblicke entlang der Steilküste sind mehr als genug Belohnung für die Mühe.








Bei 330 m erreichen wir den Miradouro da Partilha, von dem man hinunter nach Fajã dos Padres schauen kann. Der ganz frisch errichtete Caminho do Partilho mit Vertikal-Levada entlang dem Grat bringt uns weiter nach oben bis zur Estrada de João Gonçalves Zarco.


Blick vom Miradouro nach Fãja dos Padres

der neue Caminho do Partilho


im Hintergrund Quinta Grande

Campanario
Wir überqueren die ER 101 bei Tranqual und gehen weiter auf dem Caminho da Capela bis zum kleinen Friedhof. Während wir noch rätseln welcher der drei Wege nach oben zur Levada do Norte führt, pfeift und winkt uns ein Anwohner heran und meint, dass wir am besten über sein Feld weiter stapfen sollten. Und ruckzuck sind wir an der Levada. Wir haben jetzt ein paar Kilometer flach, eben und gemütlich vor uns.













Am Fußballfeld bei Corujeira beginnen wir unseren Abstieg. Ein paar Straßenmeter sind es  bis zur Snack Bar "O Jardim". Hier muss irgendwo ein Treppenabstieg beginnen, sagt das Garmin. "You need help?" Fragt uns die nächste freundliche Stimme und die Frau führt uns auf die Terrasse der Bar, um uns den Abstieg zu zeigen und um noch ein wenig zu plaudern.


der Treppenabstieg von Corujeira nach Porta da Ribeira

Zwischen den Gärten und Feldern kommen wir hinunter an eine kleine Levada, folgen ihr und suchen den nächsten Treppenabstieg. Der erste ist verfallen, der zweite ist zugewachsen - und wieder gibt es freundliche Hilfe.
Auf Madeira kann man nicht verloren gehen!




Akanthusblüten in den verwilderten Terrassen


Fazit: eine abwechslungsreiche Rundtour mit tollen Aussichten. Für den Klippenweg sollte man schwindelfrei und ohne Höhenangst sein. Er ist jedoch nicht gefährlich.
Manchmal ist der Lärm von der Autobahn oder den Ralleyfahrern etwas nervig.




Gehzeit: 4 1/2 Stunden (ohne Pausen)





Anfahrt: Funchal - VR 1 Richtung Ribeira Brava - Ausfahrt Campanário - ER ... Richtung Ribeira Brava









24 Mai 2018

Pfingsten - Tag des Wanderers

Jardim da Serra - Boca da Corrida - Relvinha - Encumeada - Chão dos Louros - Ribeira Grande - São Vicente - 28,3 km

Zum vierten Mal wurde zu Ehren des Wanderers oder besser gesagt des "zu-Fuß-Gehenden“ ein Sternmarsch der hiesigen Wandergruppen von allen Ecken der Insel organisiert - zum  "Encontro Regional de Pedestrianismo“. Das gesellige Zusammentreffen nach den Wanderungen sollte auf dem Waldpicknickplatz von Chão dos Louros, nordseitig des Encumeada-Passes gelegen, stattfinden.

Wir meldeten uns bei einer Gruppe an, die an diesem Tag auf dem Caminho Real 25 von Jardim da Serra nach São Vicente wandern wollte. Des Treffen mit den anderen Wanderfreunden wird also nur eine Zwischenstation sein. Es erwarten uns knapp 30 km von einer Seite der Insel über die Berge auf die andere. Der schönste Teil davon ist jener, der noch nicht von Straßen überzogen oder gekreuzt wird und auch als Caminho Real da Encumeada zu den empfohlenen Wanderwegen Madeiras zählt.

Foto: ACRM

Pfingstsonntag. Treffpunkt ist die Kirche in Jardim da Serra um 8.30 h. Wer zu spät kommt, sind die Wanderführer. Kurz vor 9 h dann ein Gruppenfoto und los geht’s mit einem Anstieg über die steile Straße, die ein Teil des alten Weges ist, der einst die einzige Verbindung zwischen Funchal und São Vicente darstellte, wenn man nicht mit dem Boot fahren wollte. Jetzt kann man mit dem Auto bis zur Boca da Corrida fahren, doch den wunderschönen Kastanienwald, der sich am Südhang des Pico das Pedras erstreckt, nimmt man zu Fuß viel intensiver wahr.







Wir haben die letzten Bäume und das Forsthaus hinter uns und sehen - wie immer verzückt - auf das großartige Panorama des madeirensischen Zentralmassivs. Unter uns, im noch schattigen Kessel, sehen wir das Nonnental, Curral das Freiras. Für die nächsten 18 km werden wir durch die Bergwelt wandern.
Die Aussichten sind heute phantastisch: die Sonne beleuchtet immer mehr den Curral, darüber thronen die drei höchsten Gipfel - Pico Ruivo, Pico do Areeiro und Pico das Torres, in weiter Ferne die Mündung der Ribeira dos Socorridos und São Martinho, vor uns der Pico Grande, der immer mal aus den Wolken hervorlugt, und unser Zwischenziel Encumeada im Westen.


Curral das Freiras

schemenhafter Pico Grande


Funchal liegt unter einer dichten Wolkendecke





Gleich nach dem Grat der Boca do Cerro teilt sich der Weg in Richtung Curral das Freiras, Pico Grande und Encumeada. Bevor wir die Wanderung fortsetzen, ist eine kurze Pause auf der winzigen Hochebene Chao da Relvinha ein Muss - zu schön ist es hier, um einfach vorbeizugehen. Wir treffen dort eine weitere Gruppe, die meisten kennen sich. Dann trabt der ganze Tross locker los. 



Chão das Relvinhas



Der Weg hat in diesem Winter durch etliche Steinschläge und Erdrutsche ziemlich Schaden genommen. Mit viel Einsatz und freiwilligen Helfern war er jedoch zum sportlichen Großereignis des Madeira Island Ultra Trail - MIUT - wieder begehbar gemacht worden. Unterhalb der Steilwand des Pico Grande ist der ohnehin schmale Pfad durch all die aus dem Fels brechenden Quellen immer feucht und rutschig. Da freut man sich doch über ein bisschen Brombeergestrüpp, das den Blick zum Abhang bremst.





Blick zurück zum Pico Grande



Nach einem kurzen Anstieg beginnt nun ein durchgängig gepflasterter Weg. Bis zur verlassenen Siedlung von Curral Jangão geht es beinahe stetig bergab und es eröffnen sich neue Aussichten in die Seitentäler der Ribeira Brava.


Blick auf Chão dos Terreiros 

Paul da Serra liegt in den Wolken


vor uns taucht Curral Jangão auf



Im Tal der Ribeira do Poço queren wir eine alte Bogenbrücke, die den Bach mit seinen schönen Kaskaden und kristallklaren Gumpen überspannt. Dann steigen wir auf durch den Eukalyptuswald, wo noch unzählige kleine Bäche gequert werden müssen. Am Fallrohr des Kraftwerks sind wir kurz geneigt über die Holzbohlenstufen eine Abkürzung hoch zum Encumeada zu nehmen, bleiben dann aber artig auf unserem Caminho, der zunächst in einer Erdpiste und schlussendlich in die Passstraße mündet. 


Curral Jangão


Ribeira do Poço





Ribeira Brava-Tal

Auf der Passhöhe wird von der Kirchengemeinde Serra da Água das Fest des Espirito Santo gefeiert und der heilige Geist in allen Formen empfangen. Wir begnügen uns mit einem kalten Xandi (Shandi = Radler = Alsterwasser) und nach kurzer Pause steigen wir auf der Nordseite wieder hinunter. Es ist der PR 21, der den alten Abstieg ersetzt, der über lange Zeit verfallen war, nachdem vor 70 Jahren die Passstraße eröffnet worden war. 





Als letzte Wandergruppe erreichen wir das große Picknick-Areal Chão dos Louros und haben Glück, gerade noch eine Portion Pasta und ein Wasser zu ergattern. Bier und Poncho sind schon längst ausgetrunken. Macht nichts, wir wollen ja noch weiter.




Wieder auf dem PR 21, der sich wunderschön durch den Laurissilva in die abgelegene Siedlung Ribeira Grande hinunterschlängelt, erfährt die Gruppe, dass wir auf dem falschen Pfad sind. Der echte Caminho verläuft mehr oder weniger auf bzw parallel der jetzigen Passstraße ER 228 und trifft auf die Kirche Nossa Senhora do Rosário.  





Ribeira Grande


das SãoVicente-Tal


Wir finden, dass sich der Umweg gelohnt hat. Erst bei Corrida kommen wir über einen Treppenweg - Vereda Fajã da Cinza - hinunter zur Ribeira da Vargem und damit auf den Caminho zurück. Jetzt machen sich die Abstiege allmählich in den Beinen bemerkbar, während wir durch die Siedlungen Passo und Feiteira unserem Ziel näher kommen.


Ribeira da Vargem

Kapelle in Feiteiras

Rückschau zum Encumeada

Rocha das Lapas im Abendlicht

In Sao Vicente wartet der Bus, der uns nach einem abschließenden Gruppenfoto wieder nach Jardim da Serra zurückbringen wird. Als wir endlich sitzen, macht die Ponchaflasche eine Runde durch den Bus und das tut richtig gut!

Såo Vicente
Foto: ACRM

Fazit: eine gelungene Wanderung, die uns das alte Madeira wieder sehr eindrücklich nahe gebracht hat - und wo wir das neue Madeira in Form von unterhaltsamen Begegnungen genossen haben. Beim nächsten Sternmarsch sind wir sicher wieder dabei.
Außerdem war diese lange Tour ein Test für unsere 180 km Inselumrundung auf dem Caminho Real 23. Im Juni geht es los!





mehr Informationen zu den Caminhos Reais auf deren website (portugiesisch): 

http://www.caminhoreal.pt/CaminhoReal25/