Poço da Neve - Cabeço da Lenha - Ribeiro Frio - Chão da Ribeira - Poiso - Ribeira das Cales - Poço da Neve, 20 km
Im April findet alljährlich das internationale Sportereignis MIUT (Madeira Island Ultra Trail) statt. Es gibt vier Startpunkte: Porto Moniz, São Vicente, Ribeira das Cales, Porto da Cruz - alle führen nach Machico mit Distanzen von 115 km (MIUT), 85 km (Ultra), 42 km (Marathon), 16 km (Mini). Dafür werden in der Vorbereitung alte Wege hergerichtet, wenn nötig gesichert und markiert.
Wir nehmen die Chance wahr, nicht als Läufer, sondern als Wanderer und suchen uns die Südosthänge des Pico do Areeiro dafür aus, denn das ist bislang Terra incognita für uns.
Die Idee war, die beiden ersten Streckenabschnitte des Marathon von Ribeira das Cales über Ribeiro Frio bis Poiso zu gehen und die Runde über die Straße ER 103 zu schließen. Doch die Marathonläufer sollten erst um 11 Uhr starten. Das war uns zu spät. Also beschlossen wir, zwar die gleiche Runde, doch mit anderem Startpunkt zu gehen.
Wir fahren auf der kaum frequentierten Verbindungsstrecke zwischen der ER 107 und ER 202 zum Pico do Areeiro. Das Auto stellen wir gleich neben der Einmündung der Straße unterhalb des letzten erhaltenen Poço da Neve ab. Der "Schneebrunnen" erinnert in seiner Form an ein Iglu und diente früher als Reservoir für den Eisregen. Das Eis hielt sich im Poço da Neve mehrere Monate ohne zu schmelzen und wurde im Sommer nach Funchal gebracht, um die Kühlschränke der Hotels zu speisen.
Auf der Zufahrt zum Gipfel herrscht reger Verkehr: unzählige Reisebusse, Jeep"Safaris"...
Der Areeiro gleicht einem Rummelplatz.
Die allerersten MIUT Läufer kommen um 10 Uhr morgens bereits vom Pico do Areeiro herunter. Sie haben schon 76 km und zehn Stunden hinter sich. Über die flachen Hänge der Achada Grande, vorbei an den verfallenen Casas do Areeiro, treffen wir nach dem Überqueren der ER 202 auf die winzig kleine Levada Blandy. Wir machen einen Bogen über das Camp da Cabaça da Lenha, wo jedes Wochenende Jugendgruppen in ökologischen Regenerationsprojekten arbeiten.
Dann treffen wir wieder auf die Levada Blandy, folgen ihr für 400 m, bis ein deutlich gelb markierter Pfad Richtung Norden abzweigt. Als wir oberhalb des verbrannten Waldstücks entlang wandern, steht uns die Sisyphusarbeit der Aufforstungsbemühungen klar vor Augen. Jahrzehntelange Bemühungen sind durch ein einziges Feuer zunichte gemacht.
Der Weg führt sehr bequem 1,2 km geradeaus, immer an einer niedrigen Steinmauer entlang. Dann folgt ein kurzer Aufstieg, der vermutlich im Sommer schon wieder unterm Ginster versteckt sein wird. Unterhalb des Cabeço da Lenha, bei klarem Himmel deutlich sichtbar ist der Geodät, schwenkt der Grasweg nach links, und ab jetzt geht es nur noch bergab. Kurz nach dem Eintauchen in den Wald verlassen wir den breiten Weg links und folgen einem sehr steilen Pfad durch den frühlingsgrünen, ursprünglichen Wald mit Madeira-Mahagoni, Eichen, Maiblumenbäumen und allen Arten von Lorbeerbäumen.
Es sind immer noch sehr wenige Läufer, denen wir Platz machen, bis etwa zwei Kilometer vor Ribeiro Frio ein kleines Grüppchen der dritten Startgruppe an uns vorbei sprintet. Es sind die ersten der Marathon Läufer.
Als sich wenige Meter unter uns einer der Läufer verletzt, keiner der anderen anhält, um zu helfen, kümmern wir uns um den Mann. Sieht aus wie eine Bänderzerrung oder -riss, tut höllisch weh und auftreten geht nicht mehr. Während ich mit Verband und Schmerzmittel erste Hilfe leiste, bricht ein dazugekommener anderer Wanderer zwei Krückstöcke aus dem Wald. Inzwischen haben uns viele Läufer eingeholt. Der Verletzte humpelt tapfer, wir begleiten ihn, machen viele kleine Pausen und drängen ihm etwas psychologischen Beistand auf. Neben den Schmerzen ist er natürlich sauer, dass das Rennen für ihn gelaufen ist. Als er es bis zum nächsten Checkpoint geschafft hat, lacht er schon wieder und wir verabreden uns zum nächsten Trail im Juni in Porto da Cruz. Er lässt sich verarzten, wir nehmen den Trail wieder auf, der nur wenige Meter an der Levada do Furado entlang geht und sofort nach dem ersten Wasserhäuschen steil durch den Wald nach oben abzweigt.
|
Ribeiro Frio |
|
Madre de Louro |
|
blühender Rhododendron |
|
Aufstieg mit Blick auf die Casas do Ribeiro Frio |
Hier trennt sich die Spreu vom Weizen: während sich viele der Freizeitathleten mit einem Marathon scheinbar zu viel zugemutet haben und nach und nach schlapp machen, können wir etliche beim Aufstieg überholen, die kurz zuvor an uns und dem Verletzten vorbei sind. Nur den wirklich schnellen MIUT Läufern müssen wir den Weg freimachen.
Als wir die Hochebene von Chão das Feiteiras erreichen hat uns die Sonne verlassen und tiefhängende Wolken ziehen über die karge Landschaft hinweg.
Der weitere Aufstieg zum Poisopass führt über einen breiten, gepflasterten Forstweg durch den langweiligen, monotonen Nadelwald, der auf Madeira so fremd wirkt als wäre man im Schwarzwald.
Am Pass angekommen gönnen wir uns einen Bica, dann geht's 3 km an der Straße ER 103 Richtung Funchal abwärts. Wir passieren die unübersehbare Einfahrt zur Herdade do Chão da Lagoa, dann zweigt etwa 200 m weiter auf der anderen Straßenseite (rechts) ein Forstweg ab. Inzwischen hat sich die Sicht auf wenige Meter verkürzt und ein guter Orientierungssinn ist mal wieder gefragt: bei der ersten Weggabelung links halten, ebenso bei der zweiten, dann lichtet sich der Nebel und wir können die Casas da Ribeira das Cales erkennen.
Hier beginnt die Vereda do Burro (Eselsweg) und unser Aufstieg am gut gekennzeichneten Weg zum Pico do Areeiro.
Mal rechts vom Fluss, mal links davon, stapfen wir durch die Schlucht, wo sich die Natur nur mühsam von den Bränden der vergangenen Jahre erholt. Trotzdem eine grandiose Landschaft, wenngleich die toten Bäume, die wie verkohltes Mikado in den Hängen kreuz und quer liegen, traurig und auch wütend machen.
Ein besonders schönes Plätzchen, das noch mal für eine kurze Pause einlädt, zumal wir wieder Sonne haben, ist der Canyon Ribeira das Cales. Über 750 m ist diese Klamm für Canyon-Diver ausgewiesen und zum Teil mit Kletterhaken versehen.
Bei den Casas do Burro werden nochmal die Wasserflaschen gefüllt, die letzten Höhenmeter sind sehr bequem über die ansteigende Hochebene zu gehen.
Zum Schlusshaben wir noch einen Blick zur Nordküste mit Adlerfelsen und ein schaurig schönes Panorama mit dem Pico Grande
Fazit: lange, spannende Rundwanderung ohne kritische Passagen
Der Aufstieg von Ribeiro Frio zum Chão das Feiteiras ist ohne Trailmarkierung (sie wird nach dem Lauf entfernt) nicht leicht zu finden und braucht etwas Ortskenntnis.
Gehzeit (ohne Pausen): 6 Stunden
Anfahrt: Funchal - Monte ER 103 - Poiso ER 202 - Pico do Areeiro oder Funchal - Santo Antonio - ER 107 - vor dem Tunnel nach Curral das Freiras links nach Eira do Serrado - Abzeig rechts zum Pico do Areeiro nach 1 km, Straßenöffnungszeiten beachten: aktuell von 9.30 - 19 Uhr