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08 Juni 2017

Wie im Garten Eden

PR 17 Passeio Recomendada - Lombo do Mouro - Pináculo - Levada da Serra - Caramujo - Levada Plaino Velho - Amazonia - Levada do Norte - Folhadal - Boca da Encumeada


Pfingstmontag, ein Tag, wie gemacht für diese wunderschöne Wanderung in der Bergregion westlich des Encumeada Passes. Wir sind mit Steffen und Tanja unterwegs und stellen ein Auto am Pass ab, das andere am Startpunkt Lombo do Mouro. Damit sparen wir uns vier Straßenkilometer und drei Autotunnel.




Schon beim Einstieg an der Wandertafel (Caminho do Pináculo e Folhadal) laufen wir durch ein überbordendes Blumenmeer. Die Blüten und die rauschende Levada da Serra begleiten uns den 150 m hohen Anstieg, der uns auf einem gut restaurierten Pflasterweg nach oben bringt. Der Wolkenfall am Encumeada streift uns ganz kurz, dann sind wir wieder in der wärmenden Sonne und können den Ausblick auf das Zentralmassiv genießen. Nach weiteren 20 Minuten haben wir das markante Horn des Pináculo erreicht. 






Großblättriger Hahnenfuß - Ranunculus cortusifolius - Doiradinha

Auf dem Weg entlang der Levada blühen Storchschnabel, Wucherblumen und Hahnenfuß um die Wette. 
Immer wieder spannend ist das Wegstück entlang der halbkreisförmigen Basaltwand mit ihren Wasserfällen. Hier wird man schon mal ein wenig feucht, doch bei Sonnenschein braucht man weder Schirm noch Regenschutz. Dass der Weg noch immer nicht weggebrochen ist, ist wohl dem ultraharten Basalt zu verdanken.




Bald zieht der Pfad ziemlich steinig und ohne Levadabegleitung nach unten und wir treffen auf große Bestände von Madeira-Knabenkraut, eine endemische Orchideenart, bis wir auf die Schotterpiste treffen, die von Estanquinhos hinunter nach Ginhas läuft. 

Madeira-Knabenkraut - Dactylorhiza foliosa - Orquídea da Serra

Nach etwa 40 m zweigt der Pfad wieder nach rechts ab und bald sehen wir links vom Weg den Eingang zu den Caramujo Ruinen. Dieser ehemalige Garten im Nirgendwo ist Idylle pur. Der perfekte Platz für eine ausgiebige Rast. Von dem etwas höher gelegenen Miradouro hat man eine 360-Grad-Rundumsicht: von der Serra mit ihren Windrädern zum Pináculo, wo wir herkamen, über das Zentralmassiv und weiter ins São Vicente-Tal.



Såo Vicente Tal

im Garten von Caramujo

Weiter geht's im Märchenwald, entlang eines Sumpfes "Chão dos Poços", bis wir zur trockenen Levada Plaino Velho gelangen. Auch dieses Wegstück ist unglaublich pittoresk mit seinen kleinen Tunneln und Felsdurchbrüchen. 


Gefiederte Wucherblume - Argyranthemum pinnatifidum - Estreleiras, Pampilhos, Malmequeres, Estrelas


Anemonenblättriger Storchschnabel - Geranium palmatum. - Gerânio Folha-de-Anémona



Der folgende Treppenabstieg führt erstmal über einen Grat mit weiteren schönen Aussichten. Hier auf Amazonia wurde vor kurzem die São Vicente Flagge gehisst.



der markante Pináculo in der oberen Bildmitte

Dann kommen die endlosen Stufen, über 900 sollen es sein. 
Am Abzweig nach links unten gehen wir vorbei und erreichen bald den wesentlich kürzeren Treppenaufstieg zur Levada Do Norte.





Sanft schlängelt sich die breite Levada do Norte durch den Lorbeerwald, der in dieser Jahreszeit mit seinem frischen Austrieb leuchtend grün wirkt. Oder liegt es an der bereits tief stehenden Sonne?
Wir passieren diverse Wasserfälle und kleine Levadazuflüsse bis wir vor dem ersten langen Tunnel noch eine kurze Rast einlegen. 






Donnernd fällt das Wasser in den Tunnel hinunter und wir fragen uns mal wieder, warum wir uns das freiwillig antun. Heute sind wir jedoch gut ausgerüstet mit Taschenlampen und Stirnleuchten - also los!


...und stellen fest, dass dieser Tunnel zwar lang (700 m), aber völlig harmlos zu durchlaufen ist: trocken, hoch und breit. Am Ende wieder ein schöner Wasserfall, zwei weitere Felsdurchbrüche und viele, viele Orchideen - es ist immer noch paradiesisch.



Der nächste - und letzte - Tunnel (300 m) ist nur am Ende etwas eng, aber auch ganz harmlos. Dann sind wir wieder auf der Südseite und spüren zum ersten Mal den kalten Wind, der die Wolken immer noch über die Boca da Encumeada  treibt. So schnell, wie auf diesem letzten Wegstück, sind wir den ganzen Tag noch nicht gelaufen, denn die Kälte beisst richtig in die Beine.


Am Ende der siebenstündigen Tour gibt's noch ein Panorama vom Ribeira Brava Tal - und in der Encumeada-Bar einen Poncha zur Belohnung.


Fazit: anspruchsvolle Wanderung über 16 km mit geringen Anstiegen, aber langen, ermüdenden Abstiegen. Durchgehend gut beschildert, bzw. markiert. Möglichst bei klarem Himmel gehen, denn die Aussichten sind phantastisch.

Gehzeit: mit zwei Pausen 7 Stunden




Anfahrt: Funchal - Ribeira Brava - VE 4 Richtung São Vicente - in Serra de Água über die ER 228 zum Encumeada Pass





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