Eira do Serrado - Estrada Antiga - Levada do Cidrão - Achada - Poço do Borralho - Curral das Freiras - Caminho das Voltas - Eira do Serrado - 15 km
"Einmal im Leben auf der alten Straße ins Nonnental", dachte ich schon oft, wenn ich auf dem Aussichtsgelände von Eira do Serrado stand und hinunter nach Curral das Freiras schaute. Früher ging das noch mit dem Linienbus, jetzt geht's gar nicht mehr, zumindest nicht mit Auto oder Bus. Aber zu Fuß - und mit dem Motorrad, wie wir am Ende des Tages erleben werden.
Wir stellen unser Auto also beim Hotel Eira do Serrado (mit dem unsäglichen Krimskrams-Laden) ab und gehen zunächst den offiziellen Wanderweg hinunter Richtung Curral das Freiras. Dort, wo sich alte Straße und Wanderweg sehr nahe kommen, gibt es einen verbindenden Trampelpfad. Wir kommen direkt hinter dem ersten Tunnel auf die Straße. Sie sieht wüst aus. Ähnlich den Estradas Antigas an der Nordküste. Obwohl es windstill und trocken ist, mag man in dieser gefährlichen Zone nicht gerne stehenbleiben.
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Start in Eira do Serrado mit Blick zum Pico Grande |
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Wanderweg und Estrada Antiga kurz vor dem Übergang |
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Estrada Antiga am Ausgang des ersten Tunnels |
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es kann nicht schaden um eine Schutzgeleit zu bitten |
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Blick von der Straße zum Caminho das Voltas |
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hier geht man besser zügig |
Ein paar hundert Meter weiter ist die Straße geräumt, die dicken Brocken sind zur Seite geschoben. Gleich sinkt der Adrenalinspiegel und wir gehen sehr viel entspannter. Der zweite Tunnel ist auch sauber, alles ist gut. Am Ende treffen wir auf einen netten Picknickplatz, darunter die Capela de São Rafael, Schutzheiliger aller Motorradfahrer.
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bis hierher wurde die Straße (von unten kommend) geräumt |
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freie Fahrt! |
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Tunnel in Busgröße |
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Picknickplatz am Ende der Estrada Antiga |
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Kapelle zu Ehren des Schutzpatrons aller Motorradfahrer |
Wir schwenken ins Tal der Ribeira do Cidrão ein und sofort lassen wir alle zivilisatorischen Geräusche hinter uns. Über einen grasigen Fahrweg erreichen wir die Levada do Cidrão und folgen ihr solange es gefahrlos möglich ist. Kurz vor der Madre machen wir kehrt, schauen auf dem Rückweg noch in den Levadatunnel, der die alte weggebrochene Trasse ersetzt und machen dort eine lange Pause.
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zwei Bauern holen saftiges Viehfutter aus dem Tal |
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unter uns die mit Platten abgedeckte Levada |
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die Sicherungen sind renoviert |
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auch die Brücke ist ausgebessert |
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kurz vor der Madre wird es gefährlich - wir drehen um |
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auf dem Rückweg an der offenen Levada |
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kaum noch zu erkennen: die weggebrochene Levadatrasse |
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die Levada wird durch diesen (abgeschlossenen) Tunnel durch den Berg geleitet |
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sieht gut begehbar aus, am anderen Ende geht es jedoch nur mit hängenden Rohren weiter |
Wir wandern über die grüne Piste zurück zur Straße und finden bald den neu angelegten Abstieg durch die Felder nach Achada.
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noch sind die Kastanienbäume kahl |
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einige alte Treppenstufen sind noch erhalten |
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in den Gärten blühen Azaleen |
Dort treffen wir auf die Läufer des MIUT (Madeira Island Ultra Trail - 115 km über die Insel). Sie sind seit 14 Stunden unterwegs (der Sieger ist bereits im Ziel) und haben noch weitere 55 km vor sich. Zwei Läufer aus Polen gönnen sich "two icecold beers", wir hoffen, dass es ihnen gut tut.
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hier laufen sie |
Über die Mammut-Beton-Bachverbaung steigen wir hinunter zur Straße, die nach Fajã dos Cardos führt, und gehen gleich nach der Brücke über die Ribeira do Cidrão auf einem Saumweg wieder hoch. Dort soll es es einen alten Quellwasser-Tunnel geben. Wir finden Reste mächtiger Pumpen, den Tunnel, aus dem die Frösche quaken und gebündelten Weidenschnitt.
Der Weg ist laut Karte kurz danach zu Ende, real geht er weiter hoch - und wir auch. Bis zu einer Einsiedelei mit Obstbäumen und Hühnern ist der Pfad gut mit Holzbohlen und Steinstufen ausgebaut. Danach wird es unübersichtlich. Im Wald können wir den Pfad wieder einigermaßen deuten, Markierungen an querliegenden Bäumen helfen bei der Orientierung.
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Einsiedelei am Fuße des Pico do Geado |
Dann erreichen wir eine verfallene Levada, deren Wasser nun verrohrt transportiert wird. Etwa 150 m können wir dem zugewachsenen Saumpfad folgen. Vor einem spärlich begrünten Rutsch beenden wir unsere Exkursion, denn wir haben keine Anhaltspunkte, wo der Weg weitergeht, bzw. hinführt. Egal, bis hierhin war er sehr schön und wir steigen wieder hinunter.
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Levadabett mit Wasserrohr und Kontrollschacht |
Dank des MIUT gibt es in Achada eine Umgehung für den Straßentunnel zurück nach Curral das Freiras. Für viele müde Läufer ist hier das Zeitlimit abgelaufen und der Trail beendet.
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die "Betonburg" von Achada |
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Blick zurück auf den Pico da Geada und unsere Exkursion zum Poço do Borralho |
Wir haben nur noch den Aufstieg über den Caminho das Voltas zurück nach Eira do Serrado vor uns. Das ist ein wunderbarer Weg: langsam ansteigend und sehr aufgeräumt, sicher, grün und von Blumen gesäumt, zieht er sich in Serpentinen 400 m gemächlich nach oben.
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Beginn des Caminho das Voltas |
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Curral das Freiras in der Abendsonne |
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ein wirklich schöner Weg |
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nochmal die Estrada Antiga |
Als Motorenlärm durchdringt, sehen wir zwei Motorradfahrer, die ihren Schutzpatron São Rafael auf der alten Straße herausfordern und durch die Gesteinsbrocken kurven.
Fazit: eine leichte Wanderung, wenn man nur auf dem Caminho das Voltas bleibt. Für die Exkursionen in die Seitentäler braucht es etwas Pioniergeist und gute Trittsicherheit. Die Estrada Antiga keinesfalls bei schlechtem Wetter begehen!
Gehzeit: 4.30 h
Höhendifferenz: 500 m (plus 200 m für den Poço do Borralho)
Anfahrt: Funchal - ER 107 Richtung Curral das Freiras - vor dem Tunnel (VE 6) auf der Estrada do Eira do Serrado bis zum Parkplatz am Hotel
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