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17 Juni 2021

Levada do Norte - eine Tunnelwanderung

Boca da Encumeada - Levada do Norte - Madre da Levada - Vereda das Barbinhas - Fontes Ruivas - Estanquinhos - ca. 16 km

Die Levada do Norte ist eins der gewaltigsten Bauwerke Madeiras. Das wird einem erst so richtig bewußt, wenn man entlang des Kanals dorthin vordringt, wo das Wasser herkommt. Ein paar Abschnitte des nördlichen Teils habe ich in den vergangenen Jahren schon kennengelernt, die ganze Strecke von der Madre bis zum Encumeada-Pass, wo die Levada ihr Wasser in den Süden bringt und damit zur Stromerzeugung in zwei Kraftwerken und zur Bewässerung der Felder von Ribeira Brava bis Câmara de Lobos beiträgt, das war bislang nur ein Wanderwunschtraum. Es gibt einfach nicht so viele Enthusiasten, die sich durch kilometerlange Tunnels zwängen wollen, "nur" um ein paar Wasserfälle zu sehen. 

Deshalb war es fast ein wenig überraschend, als ich über einen Forumskontakt plötzlich Begleitung für die Tunnelwanderung fand. Wir treffen uns beim Forsthaus Estanquinhos, lassen dort ein Fahrzeug stehen und fahren mit dem zweiten zum Encumeada-Pass. Dort starten wir auf dem sehr gemütlichen Weg Richtung Folhadal - eine Wanderung, die in fast jedem Wanderführer beschrieben wird. Aber wir sind früh dran und deshalb noch ganz alleine unterwegs - und so wird es in den nächsten Stunden auch bleiben.

Allerdings haben wir gleich zu Beginn an der Levada eine ganz seltene Begegnung mit einem Frettchen. Es ist das erste Mal, dass ich so ein Wiesel-ähnliches Tier auf Madeira entdecke. 

das erste Frettchen, das ich auf Madeira sehe

Der erste Tunnel bringt uns vom Süden in den Norden und damit in die mystisch, wolkenverhangene Waldlandschaft des Laurissilva. Der Weg entlang der Levada ist immer noch breit und sehr gepflegt. Fast könnte man meinen in einem englischen Park zu wandeln, wären da nicht die großartigen Wasserfälle.




Nach dem zweiten Tunnel tauchen wir mehr und mehr in die wilde, ungezähmte Natur des Laurissilva ein. Die bunten Blumen entlang der Levada verleihen der gewaltigen Kulisse immer wieder einen fast lieblichen Aspekt, besonders, wenn sie den finsteren Eingang zum nächsten Tunnel beleuchten. Und jeder Tunnel ist anders, genau wie jedes Auftauchen aus der Dunkelheit wieder ein neues Erlebnis ist. Erfreulicherweise sind fast alle der 17 Tunnel ziemlich trocken, nass ist es nur draußen, wo die Wasserfälle direkt auf die Levada fallen. Bei diesen Duschpassagen ist ein Regencape von Vorteil und zugleich langsames und achtsames Gehen wichtig, denn hier ist es rutschig. Die Sicherungen sind jedoch alle intakt.





















Irgendwann fällt mir ein Kilometerstein auf:  >8< , und ab hier zähle ich nicht mehr Tunnel sondern die Kilometer bis zur Madre. Ab Kilometer >3< wird es nasser und der Weg im Tunnel rutschiger, schmaler und ausgesetzter. Beim vorletzten Tunnel mit seinen spektakulären Felsstrukturen und erst recht an der Madre werden wir für die Mühe vollauf entschädigt. Der ehemals gefährliche Zugang ist erneuert und gut mit Seilen gesichert, sodass wir uns dort nach den vielen dunklen Kilometern an diesem Kraftort gut erholen können, bevor es an den Rückweg (nur drei Tunnel!) und den Aufstieg zur Serra geht.


gesicherter Zugang zur Madre der Levada


Madre der Levada do Norte

Erfrischt und gestärkt machen wir uns auf den Rückweg, und weiterhin begleitet uns eine ungeheure Blütenfülle. Der Aufstieg über die Vereda das Barbinhas ist ein steiler, aber gut ausgebauter Serpentinenpfad, auf dem wir schnell Höhe gewinnen. Nach 400 m haben wir die Serra erreicht und ziehen über die breiten Pisten, glücklich dass wir immer noch Sonne haben, am kleinen Pico Ruivo vorbei Richtung Fontes Ruivas, tanken noch Wasser an der Quelle und kommen schlussendlich nach acht Stunden am Forsthaus Estanquinhos an. Wir sind müde, aber nicht kaputt. 



Abschied von der Norte, hier beginnt der Aufstieg

Vereda das Barbinhas

Fazit: eine anstrengende, aber sehr eindrückliche Wanderung, die jede Mühe wert ist. 

Mit einem Helm läuft es sich entspannter in den Tunnels, denn man kann sich mehr auf die Füße konzentrieren, weil der Kopf geschützt ist.


Die Videos meiner Begleiter Heiko und Kathrin lassen die Tour sehr lebendig werden:





Die Fotos aller 17 Tunnel findet ihr auf Dani's Home:

http://www.danishome.ch/Levadaverzeichnis.htm



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