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28 Oktober 2023

Levadas im São Vicente Tal


Wo eine Levada ist, ist auch ein Weg. So könnte die Überschrift für unsere Wanderung durch das schöne São Vicente Tal heißen. Allerdings ist nicht jeder Weg sichtbar und manchmal auch nicht (mehr) begehbar. Dann übt man die Kunst der Umkehr und versucht es anders - wie im richtigen Leben. Wer das Glück hat, auf Madeira unterwegs zu sein, muss nicht lange nach Alternativen suchen, denn gute Wege gibt es mehr als im richtigen Leben. Bevor ich nun zu philosophisch werde, beschreibe ich lieber mal, wo wir unterwegs waren:

Grutas de São Vicente - Poiso - Lombo - Levada da Ribeira do Passo - Levada do Vimeiro - Levada do Lanço - Terça - Levada??? - Ginjas - Corrida - Levada dos Cardais - Pé do Passo - Grutas - 13,5 km

Solange wir eine begleitende Levada neben uns haben ist der Weg ja eindeutig. Von Levada zu Levada ist es ein bisschen wie "Hausecken"-Wandern, denn wir sind ja in einer besiedelten Region. Um so faszinierender ist für mich immer wieder, wie schnell man aus der Zivilisation in die Wildnis abtauchen kann. Deshalb braucht man Zeit und ein bisschen Pfadfindergeist, und Lust sich auf Überraschungen einzulassen. Sollte dann noch die Sonne scheinen, ist das Wanderglück garantiert.


























Los geht es also vom Parkplatz der Grutas von São Vicente. Gleich nach der Brücke zum Park zweigt ein gestufter Weg nach rechts oben ab und wir erreichen den Miradouro von Poiso. Dann gehen wir rechts ein Stück die Straße hinunter bis zum Caminho das Silvas. Bei der ersten Gabelung nehmen wir den Caminho do Lombo bergauf und treffen auf die Levada do Vimeiro. Sie ist so verkrautet, dass wir keine Freude daran haben. Also gehen wir ein Stück bergab und versuchen es auf der Levada da Ribeira do Passo. Das geht zunächst ganz gut bis wir an eine Erdrutschpassage kommen, wo nur ein Rohr den Wasserkanal ersetzt. Wir drehen um, steigen hoch zur Piste und gehen weiter Richtung Lanço. Vor den ersten Häusern führt ein versteckter Weg hinauf zur Levada do Vimeiro. Entlang dieser Levada tauchen wir immer tiefer ein in den Wald. Um so überraschender ist der offene Walnussbaum-Hain an der Madre. Sehr paradiesisch!

Jetzt suchen wir den Übergang zur Levada do Lanço. Es gibt ein paar vermeintliche Spuren, die sich aber immer wieder verlieren. Da wir ja sowieso den Bach überqueren müssen, erkunden wir einen möglichen Aufstieg aus dem Bachbett heraus. Einen Weg finden wir zwar nicht, aber an einer Stelle ist der Hang relativ frei von Brombeer- und anderem Gestrüpp. Piet hackt mit der Machete eine Spur durch den Farn und die üppigen Girlandenblumen, ich sammle derweilen ein Säckchen voll Walnüsse. Eine kurze Kraxelei, schon sind wir oben an der Levada do Lanço. Wir wussten ja genau, wo wir hinwollten, war also garnicht so schwierig. 

Nach einem kurzen Besuch an der Madre gehen wir zurück und folgen dieser schönen Levada bis zum Ende in Terça. Dort finden wir unterhalb der großen Wassertanks schon die nächste Levada entlang derer wir mit schönen Aussichten bis Ginjas gelangen. Dann geht es durch die rot leuchtenden Weinberge nur noch bergab. Nach einen kurzen Kaffeestop im Restaurante Lavrador steigen wir weiter runter nach Corrida, überqueren die Via Expresso und gehen auf der anderen Seite wieder hinauf, bis wir auf die Levada dos Cardais treffen.

 Hier müssen wir immer mal wieder stehen bleiben, um das tolle Panorama hinter uns zu sehen. Die Berge, die das São Vicente Tal einrahmen, leuchten in der Nachmittagssonne - und nichts deutet darauf hin, dass ein Sturmtief aufziehen wird. Warten wir's ab, noch ist goldener Oktober.

Die erste Möglichkeit von der Levada abzusteigen, führt uns geradewegs durch Pé do Passo zurück zum Parkplatz der Grutas.

Gehzeit: 5 h

Höhendifferenzz: 570 m An/Abstieg




08 Oktober 2023

Vereda do Bailante



Auf den Geschmack gekommen und die Gelegenheit beim Schopf gepackt: die caminheiros kündigten eine „caminhada do ano“ an, und das sollte die Vereda do Bailante sein. Ein Weg, der aus dem Tal der Ribeira do Porco heraus, 40 Jahre im Dornröschenschlaf verschwand, jetzt aber wieder freigelegt wurde. Für mich war es sicher die Wanderung des Jahres, Noch nie hatte ich eine solche Herausforderung. Die technischen Schwierigkeiten des Aufstiegs sind eine Sache, aber die Höhenmeter! Steile 1100 m gehen erst in die Beine, solange es durch den Wald hochgeht, und im oberen Drittel sind die Arme dran, wenn es gilt, sich an den Baumheiden hoch zu hangeln oder sich an den Knotenseilen am Fels hinauf zu ziehen. Also am schwierigsten wird es, wenn man schon müde ist.

Nach der letzten Kletterpartie bin ich ziemlich am Limit. Dann noch ein paar harmlose Höhenmeter und es ist geschafft. Es hat mich so sehr angestrengt, dass ich während der Pause nicht mal in mein Brot beißen konnte. Wer mich kennt, weiß, dass das so gut wie nie passiert. Man könnte ja vermuten, dass es am Alter liegt, Ich glaube eher es lag an der Hitze. 😜

Die Pause machen wir am also etwas unterhalb des Pico Canário. Dann beginnt der lange Abstieg über den Höhenweg Richtung Ribeira Funda. Damit es nicht langweilig wird, schlagen wir immer wieder kleine Wege rechts und links davon ein. So vermeiden wir auch die Piste, auf die Quat und Jeeps Richtung Boca das Voltas hinauf brettern. 

Ohne technische Schwierigkeiten auf dem Weg wird der Turbo eingeschaltet und quasi im Laufschritt gehts bergab. Das ist etwas, was ich garnicht mag an den Gruppenwanderungen. Aber andererseits könnte ich diesen Aufstieg nicht ohne einheimische Begleitung machen. Zwei der drei herausforderde Felskraxeleien haben keine fixe Aufstiegshilfe, d.h. das Seil wird angebracht und wieder eingezogen - und ohne Seil wäre es sozusagen Free Solo.


kleine Viehtränke


Saharastaub "vernebelt" die Sicht

Blick auf Falca

die Levada dos Tornos ist erreicht


die Levada dos Tornos ist auf der anderen Schluchtseite zu sehen

und immer wieder tolle Tiefblicke



über dem Tal der Ribeira do Porco thront die Bergkette und die Boca das Torrinhas

die letzten Lorbeerbäume bevor es felsig wird

die Quelle ist nur noch ein winziges Rinnsal




der Chaminé von oben

der letzte Miradouro vor dem Schlussanstieg



Die Geschichte hinter dem Bericht:
Wie alle anderen Aufstiege im Norden Madeiras wurde auch die Vereda do Bailante Jahrhunderte lang von Brennholzsammlern und Ziegenhirten genutzt. Als Mitte des letzten Jahrhunderts mit dem Bau der Levada dos Tornos begonnen wurde, war der untere Teil des Weges einer der Zugänge für Arbeiter und deren Kinder!!! von Falca, die ihnen das Mittagessen brachten.

04 Oktober 2023

Madeira-Riesenglockenblume

Ich wollte diese Pflanze, die einem ohnehin selten begegnet doch auch endlich mal blühend sehen. Also musste ich ein paar Tage später nochmal zu meinem Entdeckungsort. Der Standort zwischen zwei Bächen ist versteckt, aber doch einfach zu erreichen, wenn man weiß wo. Es lässt sich sogar eine kleine Runde daraus machen - perfekt für einen heißen Tag, um zwei Stunden durch den kühlen Schatten zu wandern - bevorzugt am Nachmittag, denn dann scheint die Oktobersonne auf den zarten Riesen. 










Insgesamt konnte ich fünf Pflanzen entdecken, davon eine blühend. Sie ist mit ihrem Blütenstengel mehr als 2,50 m hoch, doch ohne Blüten misst sie mit unscheinbaren Blättern nicht mal einen Meter. Der Bach an dessen Ufer sie wächst, scheint auch in der Regenzeit nicht so wild zu werden, so dass es Chancen gibt, dass sich der Bestand dort vergrößert. 

Aber auch zu anderen Jahreszeiten lohnt sich die kurze Waldrunde. Man kann auf den nicht immer deutlichen Pfaden gefahrlos umherstreifen und begegnet allerlei Baumgestalten und den Resten alter Levadas. Für ein kurzzes Wegstück braucht es allerdings Achtsamkeit, denn das wird - erkennbar - von Downhill-Bikern benutzt. Die Bäche lassen sich mit oder ohne Schuhwerk einfach überqueren.

















GPX: https://de.wikiloc.com/routen-wandern/levada-velha-do-folhadal-149175385