Wo eine Levada ist, ist auch ein Weg. So könnte die Überschrift für unsere Wanderung durch das schöne São Vicente Tal heißen. Allerdings ist nicht jeder Weg sichtbar und manchmal auch nicht (mehr) begehbar. Dann übt man die Kunst der Umkehr und versucht es anders - wie im richtigen Leben. Wer das Glück hat, auf Madeira unterwegs zu sein, muss nicht lange nach Alternativen suchen, denn gute Wege gibt es mehr als im richtigen Leben. Bevor ich nun zu philosophisch werde, beschreibe ich lieber mal, wo wir unterwegs waren:
Grutas de São Vicente - Poiso - Lombo - Levada da Ribeira do Passo - Levada do Vimeiro - Levada do Lanço - Terça - Levada??? - Ginjas - Corrida - Levada dos Cardais - Pé do Passo - Grutas - 13,5 km
Solange wir eine begleitende Levada neben uns haben ist der Weg ja eindeutig. Von Levada zu Levada ist es ein bisschen wie "Hausecken"-Wandern, denn wir sind ja in einer besiedelten Region. Um so faszinierender ist für mich immer wieder, wie schnell man aus der Zivilisation in die Wildnis abtauchen kann. Deshalb braucht man Zeit und ein bisschen Pfadfindergeist, und Lust sich auf Überraschungen einzulassen. Sollte dann noch die Sonne scheinen, ist das Wanderglück garantiert.
Los geht es also vom Parkplatz der Grutas von São Vicente. Gleich nach der Brücke zum Park zweigt ein gestufter Weg nach rechts oben ab und wir erreichen den Miradouro von Poiso. Dann gehen wir rechts ein Stück die Straße hinunter bis zum Caminho das Silvas. Bei der ersten Gabelung nehmen wir den Caminho do Lombo bergauf und treffen auf die Levada do Vimeiro. Sie ist so verkrautet, dass wir keine Freude daran haben. Also gehen wir ein Stück bergab und versuchen es auf der Levada da Ribeira do Passo. Das geht zunächst ganz gut bis wir an eine Erdrutschpassage kommen, wo nur ein Rohr den Wasserkanal ersetzt. Wir drehen um, steigen hoch zur Piste und gehen weiter Richtung Lanço. Vor den ersten Häusern führt ein versteckter Weg hinauf zur Levada do Vimeiro. Entlang dieser Levada tauchen wir immer tiefer ein in den Wald. Um so überraschender ist der offene Walnussbaum-Hain an der Madre. Sehr paradiesisch!
Jetzt suchen wir den Übergang zur Levada do Lanço. Es gibt ein paar vermeintliche Spuren, die sich aber immer wieder verlieren. Da wir ja sowieso den Bach überqueren müssen, erkunden wir einen möglichen Aufstieg aus dem Bachbett heraus. Einen Weg finden wir zwar nicht, aber an einer Stelle ist der Hang relativ frei von Brombeer- und anderem Gestrüpp. Piet hackt mit der Machete eine Spur durch den Farn und die üppigen Girlandenblumen, ich sammle derweilen ein Säckchen voll Walnüsse. Eine kurze Kraxelei, schon sind wir oben an der Levada do Lanço. Wir wussten ja genau, wo wir hinwollten, war also garnicht so schwierig.
Nach einem kurzen Besuch an der Madre gehen wir zurück und folgen dieser schönen Levada bis zum Ende in Terça. Dort finden wir unterhalb der großen Wassertanks schon die nächste Levada entlang derer wir mit schönen Aussichten bis Ginjas gelangen. Dann geht es durch die rot leuchtenden Weinberge nur noch bergab. Nach einen kurzen Kaffeestop im Restaurante Lavrador steigen wir weiter runter nach Corrida, überqueren die Via Expresso und gehen auf der anderen Seite wieder hinauf, bis wir auf die Levada dos Cardais treffen.
Hier müssen wir immer mal wieder stehen bleiben, um das tolle Panorama hinter uns zu sehen. Die Berge, die das São Vicente Tal einrahmen, leuchten in der Nachmittagssonne - und nichts deutet darauf hin, dass ein Sturmtief aufziehen wird. Warten wir's ab, noch ist goldener Oktober.
Die erste Möglichkeit von der Levada abzusteigen, führt uns geradewegs durch Pé do Passo zurück zum Parkplatz der Grutas.
Gehzeit: 5 h
Höhendifferenzz: 570 m An/Abstieg