Es war Feiertag, Dia do Corpo de Deus, in Deutschland als Fronleichnam bekannt, und die Associação do Caminho Real da Madeira hatte zu einem Spaziergang mit anschließendem gemeinsamen Essen eingeladen - ein almoço convívio mit Cozido à Portuguesa.
Hin und wieder lasse ich mich auf so eine Veranstaltung ein, einfach schon deshalb, weil ich den Kontakt zu den Einheimischen pflegen möchte, auch wenn mir ihr Essen und ihre Traditionen ein bisschen fremd bleiben. Das cozido ist herzhaft und deftig: Kohl, Möhren, Kartoffeln, Süßkartoffeln, viel Fleisch und jede Menge Würste aller Art. Alles in einem Topf gekocht mit reichlich Chili. Dazu gibt's Wein, den man ohne das Essen nicht trinken würde oder allenfalls auf madeirensische Art gemischt mit Orangeade. So ein "convivio" muss man sich als ein sehr lautes Durcheinandergequatsche mit zunehmender Fröhlichkeit vorstellen. Während ich mich während des Wandern noch mit dieser oder jenem unterhalten kann, bin ich spätestens bei Tisch mit meiner Sprachfertigkeit am Ende und mache meine ganz privaten "Sozialstudien". Das klingt jetzt fast ein wenig negativ, ist es aber garnicht, denn es ist ein perfekter Kontrast zu meinen sonstigen Wanderungen, die ich mit Piet oder wenigen Freunden in der Einsamkeit der Natur verbringe. Madeira ist eben nicht nur Lorbeerwald und Levadas und Wasserfälle, sondern das sind auch die Menschen, die genau dies ebenso schätzen wie ich.
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Die mercearia von Dona Lúcia |
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es gibt nicht mehr viele solcher Läden, wo von der Heiligenfigur bis zur Milchtüte alles zu bekommen ist |
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und hier in der Garage wird alles fürs convívio vorbereitet |
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die jungen Leute aus dem Dorf treffen sich zum Baden am Fluss |
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am Poço das Casas in der Ribeira do Porco |
Und hinter den letzten Häusern beginnt auch schon die Einsamkeit. Wir besuchen die Madre der Levada dos Tornos, die nach 106 km Länge Wasserlauf Funchal mit Wasser und Strom versorgt.
Und wir kommen zur Madre der Levada dos Louros, die kaum noch jemand kennt, weil sie schon lange nicht mehr gebraucht wird, um Felder zu bewässern.
Dort, wo einst Getreide und Gemüse kultiviert wurden, hat sich wieder ein Wald entwickelt.
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Levada dos Louros |
Nur rund um die paar Häuser in Achada da Madeira gibt es noch Kleinst-Landwirtschaft. Liebevoll ist jedes Feld mit Blumen eingehegt.
Es fühlt sich im Talschluss der Ribeira do Porco ein bisschen so an, als wäre hier die Welt zu Ende. Was zu Ende ist, ist allerdings nur die Straße. Von hier kommt man immer noch nur zu Fuß weiter - und das wird hoffentlich noch lange so bleiben.
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