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22 Juni 2025

Waldwanderung mit Gipfelchen im São Vicente-Tal

Der Folhadal im hinteren São Vicente-Tal, speziell ein Spaziergang entlang der Levada Velha do Folhadal, gehört mittlerweile in mein festes Repertoire, um einen kurzweiligen Nachmittag im Wald zu verbringen. Seit ich vor zwei Jahren einen nicht ganz kleinen Bestand von Madeira-Riesenglockenblumen entdeckt habe, besuche ich "meinen Waldgarten" ganz regelmäßig. Jetzt im Juni ist zwar noch keine Blütezeit - da muss ich noch bis September/Oktober warten - dafür gibt es auch noch mehr botanische Besonderheiten zu entdecken. Auch die Riesenpetersilie ist endemisch und gehört zu den besonderen Pflanzen mit Inselgigantismus.


die Riesenglockenblume - zur Zeit nur ein "Bäumchen" mit großen Blättern

Musschia wollastonii

und so sieht sie im Herbst aus

blühende/samende Riesenpetersilie - Melanoselinum decipiens - Aipo-do-gado


Federfarn-Wiesen






Levada Velha do Folhadal - in Betrieb

Levada Velha - still gelegt 


Die Trasse der historischen Levada do Folhadal führt um den Piquinho herum, ein kleiner Felsstock, der der Ebene darunter seinen Namen leiht. 

Achada do Piquinho


Dass der Piquinho zu besteigen ist, war mir bekannt. Wie man hinauf kommt, weiß ich jetzt, weil ein paar Bäume entlang der alten Levadatrasse mit blauen Bändchen markiert wurden. Es ist ein ziemlich steiler Wildschweinpfad bis man den Sattel erreicht hat. Dann geht es über einen schmalen Grat bis zu einer Felsplatte, die sehr dürftig mit einem Seil "gesichert" ist.


Wir verzichten auf das Gipfelglück und begnügen uns mit der Aussicht ein paar Meter unterhalb der Felsspitze. Dann geht es wieder an den Abstieg auf gleichem Weg (es soll auch einen alternativen Pfad zur Vereda do Rosto Branco geben, das wäre noch zu erkunden)

Blick nach Süden auf den Monte de Trigo

Blick ins São Vicente-Tal





Auf dem Rückweg entlang der Levada sehen wir den Piquinho nochmal von der Westseite.


 
Fazit: der Folhadal ist so etwas wie ein botanischer Irrgarten und es braucht etwas Pfadfindergeist, um sich in der Vielzahl der Wege nicht zu versteigen. 



Ein Ausflug in das Tal der Ribeira do Porco

Es war Feiertag, Dia do Corpo de Deus, in Deutschland als Fronleichnam bekannt, und die Associação do Caminho Real da Madeira hatte zu einem Spaziergang mit anschließendem gemeinsamen Essen eingeladen - ein almoço convívio mit Cozido à Portuguesa. 

Hin und wieder lasse ich mich auf so eine Veranstaltung ein, einfach schon deshalb, weil ich den Kontakt zu den Einheimischen pflegen möchte, auch wenn mir ihr Essen und ihre Traditionen ein bisschen fremd bleiben. Das cozido ist herzhaft und deftig: Kohl, Möhren, Kartoffeln, Süßkartoffeln, viel Fleisch und jede Menge Würste aller Art. Alles in einem Topf gekocht mit reichlich Chili. Dazu gibt's Wein, den man ohne das Essen nicht trinken würde oder allenfalls auf madeirensische Art gemischt mit Orangeade. So ein "convivio" muss man sich als ein sehr lautes Durcheinandergequatsche mit zunehmender Fröhlichkeit vorstellen. Während ich mich während des Wandern noch mit dieser oder jenem unterhalten kann, bin ich spätestens bei Tisch mit meiner Sprachfertigkeit am Ende und mache meine ganz privaten "Sozialstudien". Das klingt jetzt fast ein wenig negativ, ist es aber garnicht, denn es ist ein perfekter Kontrast zu meinen sonstigen Wanderungen, die ich mit Piet oder wenigen Freunden in der Einsamkeit der  Natur verbringe. Madeira ist eben nicht nur Lorbeerwald und Levadas und Wasserfälle, sondern das sind auch die Menschen, die genau dies ebenso schätzen wie ich.


Die mercearia von Dona Lúcia

es gibt nicht mehr viele solcher Läden, wo von der Heiligenfigur bis zur Milchtüte alles zu bekommen ist

und hier in der Garage wird alles fürs convívio vorbereitet


die jungen Leute aus dem Dorf treffen sich zum Baden am Fluss 


am Poço das Casas in der Ribeira do Porco


Und hinter den letzten Häusern beginnt auch schon die Einsamkeit. Wir besuchen die Madre der Levada dos Tornos, die nach 106 km Länge Wasserlauf Funchal mit Wasser und Strom versorgt.


Und wir kommen zur Madre der Levada dos Louros, die kaum noch jemand kennt, weil sie schon lange nicht mehr gebraucht wird, um Felder zu bewässern. 


Dort, wo einst Getreide und Gemüse kultiviert wurden, hat sich wieder ein Wald entwickelt.


Levada dos Louros



Nur rund um die paar Häuser in Achada da Madeira gibt es noch Kleinst-Landwirtschaft. Liebevoll ist jedes Feld mit Blumen eingehegt. 




Es fühlt sich im Talschluss der Ribeira do Porco ein bisschen so an, als wäre hier die Welt zu Ende. Was zu Ende ist, ist allerdings nur die Straße. Von hier kommt man immer noch nur zu Fuß weiter - und das wird hoffentlich noch lange so bleiben.

mehr Fotos seht ihr hier:

https://www.facebook.com/photo?fbid=1181982173968563&set=pcb.1181983473968433

15 Juni 2025

Caminho Velho do Fanal

Mein Knie hat mir trotz tagelanger Schonung den letzten 1100m Abstieg vor 10 Tagen noch immer nicht richtig verziehen. Also lassen wir es ruhig angehen und machen eine einfache Runde über den PR 13 und den wiederentdeckten Caminho Velho do Fanal. Das verspricht eine gemütliche Wanderung ohne viele Höhenmeter zu werden. Für alle Fälle, sollte das Knie wieder streiken, dann gäbe es etliche Ausstiegsmöglichkeiten zur Straße.


Wir starten an der ER 209, Kreuzung PR 13/Vereda da Relvinha, in Richtung Norden. Noch bevor die Vereda die Ebene verlässt (und hinunter zur Levada do Seixal führt), kreuzt der Caminho Velho do Fanal.Wir gehen links, zunächst durch die hohen Baumheiden, die hier einen umgekehrt V-förmigen Tunnel bilden, dann über eine Fläche mit ganz niedrigem Bewuchs. 



Der Abstecher zum Miradouro mit Blick über Chão da Ribeira gibt heute nichts her, wir sind in den Wolken. Der Weg trifft nach 1600 m auf die Vereda das Voltas. Man könnte hier einfach kreuzen und weiter eben und geradeaus gehen, träfe dann aber bald auf die Straße. Wir steigen also ein Stück ab in die Lorbeerwaldzone, bis wir auf die Verbindung zum PR 13 stoßen, das ist schöner!



Dort wo sich der Weg erneut teilt, geht es etliche Stufen bergauf zur Straße und damit zum PR 13/ PR 28. Jetzt folgen wir dem offiziellen, beschilderten Wanderweg zurück Richtung Paúl da Serra. Die Sonne kommt heraus und wir könnten die schönen Aussichten über das Ribeira da Janela genießen, wenn der Weg nicht alle paar Meter einer open-Air-Toilette ähneln würde. Was sind das nur für Wanderer, die so einer Schweinerei hinterlassen?


PR 13 - wenig begangen - und trotzdem ...

... man möchte es nicht glauben, aber es ist bittere Realität auf allen offiziellen Wanderwegen



hier treffen die Ribeira do Alecrim und dir Ribeira Grande zusammen zur Ribeira da Ribeira da Janela. Ganz eben ist unten in der Schlucht die Levada da Rocha Vermelha und darüber das Forsthaus Rabaçal erkennbar.

Im Auf und Ab gehen wir bis Louro da Gota und kreuzen wieder die Straße. Vom Picknickplatz verfolgen wir einige Stufen bergauf den PR 13, bleiben aber nur noch bis zum Rechtsknick auf dem offiziellen Wanderweg. Genau hier zweigt der Caminho Velho nach links ab. Nach nur 700 m treffen wir wieder auf die Vereda da Relvinha und sind somit zurück am Startpunkt.




Fazit: mit der Öffnung des alten Fanal-Wegs hat man eine gute Möglichkeit zwischen Paúl da Serra und dem Fanal kürzere Abschnitte des PR 13 als leichte Rundwanderung zu machen. Die Orientierung ist einfach und die Wegführung eindeutig.

Wegstrecke: 8,0 km

Gehzeit: 3 h

Höhendifferenz: ↗↘ 240 m