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14 Juli 2016

Levada da Silveira ou da Santana


Eine Entdeckung auf der offiziellen Website von Santana hatte mich auf diese fast unbekannte Levada gebracht. Dazu fand ich noch einen Wanderbericht im schier unerschöpflichen Levada-Verzeichnis von Daniel (s.u.)





Wir starten ganz in der Nähe unserer gestrigen Zwangspause (währenddessen hatte ich den Zugang zur Levada ausfindig gemacht) von der ER 218, die zum Pico Ruivo führt. Die Levada kreuzt die Straße verrohrt ca 400m oberhalb des Campo sportivo - oder besser zu finden beim Wassertank - ca. 100m oberhalb der einzigen Bar auf dieser Strecke. Zunächst umlaufen wir eine rosenüberrankte hohe Mauer, die ein ansehnliches Anwesen umgibt, dann kommt ein kurzes Wiesenstück mit schulterhohen Gräsern, bevor wir in den Wald eintauchen.

In vielen Windungen zieht sich die Levada zwischen der Ribeira Fonte do Louro und der Ribeira des Arcos gemächlich dahin. Es ist eine beschauliche Waldwanderung im Schatten der hohen Lorbeerbäume.


die einzige ausgesetzte Passage

Blick auf Achada do Marques

Etwas "wilder" wird es erst nachdem die Levada die letzte Forstpiste gequert hat und sich an der Ostflanke der Ribeira dos Arcos tief in das Tal hineinzieht. Hier erleben wir auch zum ersten Mal "hautnah" Steinschlag, als etwa 15 m vor uns mit viel Gepolter ein kopfgroßer Brocken auf die Levadakante aufschlägt und weiter in die Tiefe springt.
Wieder mal machen wir uns bewusst, wie wir uns verhalten müssen, wenn über uns andere Geräusche als das Rauschen des Windes oder Vogelstimmen zu hören sind: es gibt keine großen Tiere in den Bergen,  die Lärm machen, es können immer nur Steine oder Bäume sein. Und die einzige Chance ist, sich ganz dicht an die Felswand zu drücken und den Kopf soweit es geht zu schützen.
Aber diesmal war es nur ein kurzer Schreck und wir wollen hoffen, dass wir den Ernstfall nie testen müssen.

Nach einer Rast kurz vor der Madre der Levada entschließen wir uns zur Umkehr, denn auf den letzten 700m wartet noch ein 200m Tunnel. Piets Rücken ist noch nicht so stabil, dass er sich das antun sollte.




Fazit: die Weg an der Levada da Silveira ist eine sehr beschauliche Waldwanderung ohne Steigungen durch das Biosphärenreservat Santana, weitgehend unbekannt und deshalb kaum begangen, aber recht gut unterhalten (überwiegend frei gehalten und nur wenige enge oder ausgesetzte Passagen). Wer sich seiner Schwindelfreiheit nicht ganz sicher ist, sollte an der letzten Forstpiste, bevor die Levada in das breite Tal der Ribeira dos Arcos einschwenkt, kehrt machen.

Dauer: 5 - 6 Stunden mit Pausen für die gesamte Länge, ca 16 km

Links mit weiteren Infos: 

13 Juli 2016

Sonne satt in Santana


...das gibt es nicht so oft!


Wir verbringen ein Wochenende an der Nordküste in dem kleinen Städtchen mit den bunten, strohgedeckten, kleinen Bauernhäusern, den Casas de Colmo.

 In früheren Zeiten waren diese winzigen Wohnhäuser, die mit den Palheiros, den Kuhställen, bauidentisch sind, auf der ganzen Insel zu finden, doch nur in Santana werden sie heutzutage noch bewohnt und sind Touristenmagnet. Mit den Casa de Colmo-Nachbauten neben dem Rathaus hat sich Santana auf die Liste der Madeira-Attraktionen gesetzt, denn es gibt kaum einen Reisebericht über Madeira, der ohne diese Häuser auskommt. Also jetzt auch hier in diesem Blog!

der gemütliche alte Herr führt Touristen gegen Entgelt durch sein Eigenheim

Touristeninfo in Santana mit Blick auf die Bergwelt 


Unser Domizil, ein Appartement in den Casas de Campo do Pomar, etwas außerhalb des Zentrums, wunderschön auf dem Lombo do Curral gelegen, sollte uns als "Basislager" für ausgedehnte Wanderungen um den Pico Ruivo dienen. Und die Bedingungen schienen optimal.

der Garten der Casas de Campo do Pomar


Doch manchmal kommt es anders als man denkt und ein Hexenschuss vereitelt die Wanderpläne. Also werden die ambitionierten Ideen für später mal in die Schublade gelegt und wir probieren es mit therapeutischem Spazierwandern auf einem gut besuchten Wanderweg.




Die Weg vom Parkplatz Achada do Teixeira zur Pico Ruivo Hütte müsste eigentlich zu schaffen sein. Ein gepflasterter Weg, der nur für die ersten Minuten steil bergauf führt, im weiteren Verlauf sich aber angenehm noch oben zieht, bietet herrliche Ausblicke auf die zerklüftete Bergwelt Madeiras. 


Pico das Torres (zweithöchster Berg mit 1851 m)
Pico do Gato (1780 m sieht aus dieser Perspektive eher wie ein Zahn aus)
Pico do Cidrão, 1718 m
Pico do Areeiro, 1818 m mit der auffälligen weißen Kuppel


Immer noch ist Gelb die vorherrschende Farbe, aber es sind nicht mehr die Ginsterbüsche, sondern die dem Löwenzahn zum Verwechseln ähnlichen Pippau-Gewächse, über denen Gebirgsschmetterlinge, wie die Madeira-Rostbinde, im Sonnenschein flattern.
Mein lieber Mann ist tapfer, lockert seine verkrampften Muskeln beim langsamen Laufen und ruht sich nach Ankunft hinter der Hütte aus. Ich habe noch ein wenig Auslauf hoch auf den Gipfel. 


vor uns der Pico Ruivo und die Hütte

Blick vom Pico Ruivo zum Pico do Areeiro

rechts oben der "Tunnelweg" zwischen den beiden Gipfeln

Blick über Santana, den Adlerfelsen, Faial und die Ponte de São Lourenço - rechts mittig der "Homem em Pé"


Hinter der Hütte gibt es einen kleinen Miradouro, wo wir trotz Völkerwanderung danach ganz ungestört Pause machen können.
noch ein einsamer Miradouro auf dem Rückweg 


Auf dem Rückweg mit dem Auto nach Santana landen wir dann aber doch in der Wochenend-Ausflugs-Falle. Ab dem Campo sportivo sind sämtliche Straßen wegen eines Autorennens gesperrt. Wir sitzen mit vielen anderen für knapp drei Stunden fest. Immerhin finden wir eine Bar.  Für die Besitzer ist dies ein lukrativer Nachmittag, denn es stranden etliche Autofahrer in der unauffälligen Kneipe.
Egal, die Sonne scheint, der Himmel ist blau, die Rückenschmerzen sind etwas besser. Unser Ziel, das Schwimmbad im Calhau von São Jorge, werden wir heute vermutlich nicht mehr ansteuern.

Stattdessen "erschleichen" wir uns gerade noch eine Durchfahrt durchs Zentrum, denn die nächste Straßensperrung wird gerade für die Parade des Tanz- und Folklorefests aufgebaut. Madeira im Feste-Feier-Wahn!



Trachtengruppen formieren sich am Abend für die Parade, während der typische Santana Nebel aufzieht.







Fazit: ganz anders als geplant, aber trotzdem schön. Mal sehen was morgen geht.




03 Juli 2016

Vier Levadas und viele Wasserfälle


Wir waren wieder in der Region von Rabaçal unterwegs, wo man angeblich keine Rundwanderung laufen kann. Geht doch! Von einer Levada zur anderen  - und zurück über den Berg!

Levada 25 Fontes/Reitertunnel - Casa do Rabaçal - Lagoa do Vento - Levada do Alecrim - Levada do Lejeado - Campo Pequena - Levada do Paul - Levada 25 Fontes

Die Runde ist kilometermäßig nicht sehr lang - gut 10km - hat es aber in sich. Durch den Reitertunnel, der zwar lang, aber trocken und hoch ist und weiter bis zur Forsthütte von Rabaçal ist alles einfach. Wir schauen ins Janela Tal und sehen die ersten der angekündigten Wolken aufziehen.



Um vor den Wandermassen, die auf die beiden Levadas ( 25 Fontes und Risco) strömen, zu flüchten, nehmen wir ab der Rabaçal Hütte den kleinen Pfad gleich links neben dem rosenumrankten Brunnen bergauf. Kurz darauf queren wir die Forststraße, geben noch eine Auskunft auf die Frage: "wohin führt denn dieser kleine steile Pfad?" und steigen durch das dichte Baumheidegehölz weiter. 



Die Vegetation ist auch hier wieder "maravilhosa". Besonders dort, wo Bäche den Pfad kreuzen - und davon gibt es reichlich - wird es üppig: Orchideen, Margariten, Storchschnabel,....... 


Zwei kleine Kletterpartien über einen Rutsch sind ohne Gefahr zu bewältigen, dann kommt der ziemliche steile Abstieg zum Lagoa do Vento. Wir hoffen, dass uns die Sonne nicht im Stich lässt, damit wir den phantastischen Anblick des 100 m hohen Basaltsteinkessels mit seinem wehenden Wasser erleben können. Der Himmel bleibt blau und wir sehen das Wasser des Windsees in tiefem dunkelgrün auf den letzten Metern des Abstiegs durch die Bäume schimmern. Dann treten wir hinaus - es ist einfach nur grandios!

Eine schwarze hohe Basaltwand hinter uns, große, weiße, flache Steine vor uns und dann geht es abrupt hinunter: der 100 m tief fallende Risco Wasserfall. Die winzig kleinen Menschen unten auf der Aussichtsplattform halten ihre Kameras nach oben, um dieses Naturspektakel festzuhalten, und wir, wir stehen oben auf der Kante und fühlen uns großartig. 


oben die Cascada do Risco, unten die Levada do Risco



Lagoa do Vento

Nach einer längeren Pause, man kann sich von diesem magischen Ort nur langsam lösen, steigen wir weiter nach oben, kreuzen eine stillgelegte Levadatrasse, an deren Ende sich wieder einwunderschöner Rundblick bietet, und erreichen bald die Levada do Alecrim. 
Wir könnten dem Pfad gleich senkrecht folgen, um zur nächsten Levada zu kommen, nehmen aber lieber den "Umweg" über die Madre. Der Wasserfall der sich am Ursprung der Alecrim in den kleinen See ergießt, ist seit langer Zeit wieder richtig kräftig. So wie auch alle anderen Flüsse ordentlich Wasser führen ( das war in den letzten zwei Jahren deutlich weniger).


Forellenteich am Fuße der Quelle zur Levada do Alecrim
Der nächste Aufstieg beginnt direkt vor der Madre auf der linken Seite in ein (zur Kaninchenjagdzeit gesperrtes!) Revier. Der Weg läuft parallel zur  Ribeiro do Lajeado - 
bei Verzweigungen auf die gelbe Markierung achten!  - und wir überqueren den Bach über flache Steine (Steinmännchen am Ufer!). Ein kurzer Aufstieg auf der gegenüberliegenden Bachseite bringt uns zur kleinen Levada do Lajeado (heißt auf manchen Karten auch Levada do Pico da Urze). Sie schlängelt sich wie ein verwunschenes Bächlein unter wilden Rosenbögen und meterhohen Heidelbeerbüschen dahin - natürlich mit buntem Blütensaum.



gelbes Steinmännchen zur Orientierung - hier gehts übern Bach

Heidelbeerblüte


Etwas versteckt liegt der nächste Kessel mit Wasserfall und kleinem Gumpen. Er offenbart sich nur durch das beherzte Springen von Stein zu Stein. 




Und ganz plötzlich treten wir heraus aus dem grünen Baldachin und stehen auf dem Campo Pequeno. Noch halten die Wolken Abstand, aber wir haben auch noch einen kleinen Weg über die Ebene vor uns. Dort wo die Levadabrücke zerstört ist, halten wir uns rechts, bis wir an eine wenig Vertrauen erweckende Brücke kommen um die Ribeiro do Alecrim zu überqueren. (etwas bachaufwärts kann man vor dem Wasserfall auch eine Furt finden.)

drei Holzstämme und ein paar genagelte Brettchen ergeben eine Brücke - sieht schlimmer aus als sie ist

Dann wird es frisch. Die Wolkensuppe jagt mit feuchtem Wind hinter der uns her.Als wir die Straße von Paul da Serra (ER110) erreichen, überqueren wir sie nach wenigen Metern, sagen den grasenden Kühen ein "boa tarde" und wandern bequem auf der Levada do Paul weiter bis zur Capela da Nossa Senhora Fátima. Wir sind nur wenige Meter unterhalb der Hochebene und schon ist es wieder warm und die Sonne blinzelt durch. Jetzt gilt es nur noch den Zickzack-Abstieg zu finden, der nach dem Wasserreservoir,  hinter den großen Wasserrohren, die zum Kraftwerk hinunterführen, beginnen soll.


Nicht einfach im Sommer: Farn und Ginster haben alles überwuchert und wir erwischen erstmal den falschen Pfad bis wir im Stechginster steckenbleiben.
Also wieder ein paar Meter zurück, dann finden wir ihn. Allerdings möchte ich den Abstieg niemanden empfehlen, bevor er nicht wieder frei geschnitten wurde. Es ist mega-anstrengend zwei Meter hohes Strauchzeug Meter für Meter zu teilen um den Weg zu erkennen. Die Abstiegszeit von eineinhalb Stunden für die 350m sagt alles!
Als wir die Levada 25 Fontes nahe beim Reitertunnel endlich erreichen, fallen wir uns spontan glücklich in die Arme. Geschafft! 

kaum zu glauben, aber das ist ein Weg!

einer der seltenen Momente, in denen wir unser Ziel unten sehen können

Fazit: eine phantastische Rundwanderung, die allerdings Kondition, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit voraussetzt. Den Abstieg vom Wasserbecken zum Reitertunnel sollte man jedoch nur einplanen, wenn der Zickzack-Weg freigeschlagen und auch von unten deutlich erkennbar ist. Alternativ läßt sich die Runde auch am Rabaçal Parkplatz beginnen und beenden.

Dauer: mit zwei Pausen und vielen Fotostops knapp 7 Stunden




Die Schleife am Lagoa do Vento war beabsichtigt, jene vor dem Zickzack ist ein Irrweg.
Um auf den Zickzack Abstieg zu kommen, muss man am Wasserreservoir den rechten, oberen Weg nehmen, dann ein Stück an der Ribeira abwärts, links halten und bei der ersten Rechtskehre dem Zickzack folgen.


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