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02 September 2018

Arraial de Bom Jesus da Ponta Delgada - Pilgerfest


Das Arraial de Bom Jesus ist eines der größten und berühmtesten Feste Madeiras und findet immer am ersten Septemberwochenende in Ponta Delgada statt. Es ist mindestens soviel Kirchenfeier wie Volksfest und noch immer ist es Tradition, dass Kind und Kegel sich von weither auf die Beine (und heutzutage auf die Räder von Auto und Bussen) machen, um Tage und Nächte dabei zu sein.
Was den Madeirensern an solchen Tagen wichtiger ist, die liturgische Zeremonie im Innern der Kirche oder die Ausgelassenheit davor und rundherum, lässt sich nicht beantworten. Vielleicht ist es auch eine Frage des Alters.
Das portugiesische Wort "arraial" ist jedenfalls eine militärische Bezeichnung lateinischen Ursprungs und heißt soviel wie Lager. So ein großes mehrtägiges Fest, wie das des "Bom Jesus" nennt sich aber auch "romaria" und das lässt sich am besten mit Wallfahrt übersetzen. Die Bedeutung Kirmes oder Kirchweih sind aber ebenso im Begriff enthalten. So nennen sich denn die Teilnehmer dieser Feste "romeiros", gleich den mittelalterlichen Pilgern und Romfahrern.

Wir sind weder Madeirenser, noch besonders fromm, noch lieben wir Volksfeste, aber die Atmosphäre einer Romaria wollten wir nun doch einmal schnuppern. Der Kompromiss ist eine Mini-Pilgertour am frühen Nachmittag des ersten Festtages.

Gestartet wird in Boaventura, dann geht's über den Berg und entlang der Vereda do Vigia (dem ehemaligen Walfänger-Ausguck) hinunter nach Ponta Delgada. So vermeiden wir in einen Verkehrsstau zu kommen und uns durch Menschenmassen drängeln zu müssen. 


Caminho Real 23 in Boaventura




Ponta Delgada

Caminho do Aviso

Caminho do Vigia

Was wir versäumen, sind die spontanen "brincos", die singenden und tanzenden Gruppen, die sich am Abend zusammenfinden. Doch die "Banda Musica" ist bereits auf ihre kleine Bühne geklettert und schmettert los, sodass sich einige Besucher mit Singen und Klatschen dazugesellen. In den "barracas", den Zelten und Buden wird inzwischen so ziemlich alles verkauft, was kein Mensch braucht, aber es gibt auch immer noch die sehr archaisch anmutenden Grillstände mit halben Rindern, wo man sich einen "Espetada", einen Fleischspieß, kauft, der über den bereits glühenden Kohlebecken gegrillt wird. Man sitzt in den Weinbergen und isst mit den Händen, dazu ein frisches "Bolo do Caco", ein Süßkartoffelfladenbrot mit Knoblauchbutter und üblicherweise viel Wein und Bier und Poncha - zumindest am Abend.











Als wir satt sind, haben wir genug Romaria-Luft geschnuppert und machen uns auf den Rückweg. Diesmal über die alte Küstenstraße und da begegnen uns dann die "romeiros". Es sind die Teilnehmer verschiedener einheimischer Wandergruppen, die teils aus Funchal, teils aus Santana mehrere Stunden unterwegs waren  - so wie früher, nur dass sie in der Nacht mit dem Bus abgeholt werden und nicht nach der sonntäglichen Prozession auch den weiten Heimweg über die Berge wieder zu Fuß machen müssen.







Fazit: die kurze Wanderung ist auch ohne Fest geeignet, um zwischen den beiden Orten Boaventura und Ponta Delgada einen halben Tag zu verbringen. Beides sind reizende kleine Ortschaften der Nordküste, wo Madeira immer noch ein wenig ursprünglicher ist als anderswo.





Wer sehen will, was in der Nacht in Ponta Delgada los ist, schaut sich am besten die Fotos der Ohrenklappen-Wandergruppe an: 

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