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04 Juli 2024

Rocha Negra - ein kleines Abenteuer

Rocha Negra - dieser Felsstock westlich des Encumeada Passes hat mich schon immer interessiert. Gleichzeitig war mir klar, dass ich ihn nicht auf eigene Faust erkunden möchte. Also sind wir mal wieder mit Jorge, unserem Guide, verabredet. Zur Begrüßung fragt er: "seid ihr fit? das wird ein Abenteuer!"

Dann muss noch geklärt werden, wie wir die Runde machen: entweder durch die Caldeira da Rocha Negra bis zum Tunnel der Levada do Norte und weiter zur Vereda do Rosto Branco und über den Caminho Real zurück oder entlang der Levada do Norte bis zum Ausgang des ersten Tunnels, dann hinauf auf den Grat des Pico do Cedro und weiter über Lapa do Galho bis zum Monte Medonho. Weil nicht klar ist, wie die Wolken ziehen werden, entscheiden wir uns für die "Inferior-Variante".

Wir starten also am Encumeada-Pass, gehen ein Stück die Straße bergauf, bis zum ehemaligen Steinbruch auf der rechten Seite. Dort überraschen wir einen Camper, der gerade aus seinem Zelt kriecht. Er will uns darauf hinweisen, dass der Weg, auf dem wir uns in die Büsche schlagen, bald endet. Wir müssen schmunzeln: "für dich schon, für uns nicht". Das erste Stück hinauf zum Geodésico auf dem Pico dos Ferreiros (nicht Pico do Ferreiro! der ist östlich der Boca da Encumeada) ist ja erstmal ganz eindeutig. Dann geht es weiter zum Grat, und der Zugang ist wirklich ziemlich zugewachsen. Doch bald haben wir freie Sicht, zumindest Richtung Süden. Über dem São Vicente-Tal liegt eine dichte Wolkendecke.

Pico dos Ferreiros




Pico do Cedro









Bevor es richtig steil und auch gefährlich wird, verlassen wir den Grat und steigen nordseitig ab. Spätestens hier hätten wir alleine kehrt gemacht. Es fühlt sich sehr unwirklich an, weglos, ja fast spurlos in den weiten Schlund, die Caldeira da Rocha Negra hinunter zu gehen. Wasser tropft aus den Felsen über uns, wir nähern uns der Quelle des Ribeiro da Feijoca. Hier erwartet uns die kritischste Passage: ein nasser Fels, für den es keine Umgehung gibt. Zur Sicherung gibt es ein einfaches Knotenseil. Das ist schon ziemlich tricky, vor allem weil man sich das Seil erstmal "angeln" muss. Ich wünschte mir hier eine kleine Ferrata, ein paar Eisen für die Füße und die Hände. 


Abstieg in die Caldeira









Nachdem diese sehr schwierige Stelle mit viel Vorsicht geschafft ist, geht es immer am Fuß des schwarzen Felsen entlang bis wir die Vereda do Lapa do Galho erreichen. Links bergauf käme man nun zum Pico do Cedro, rechts bergab sind wir bald im Bachbett, das direkt auf den Tunnelausgang der Levada do Norte zuführt. Dieser Abstieg, 150 hm, durch die großen, rutschigen Steine ist wirklich anstrengend.

Caldeira da Rocha Negra









vor dem Abstieg ein Blick auf den Pináculo



Am Tunnelausgang treffen wir auf zwei sehr überraschte Wanderer, denen die Frage im Gesicht steht "wo kommen die denn her und wo gehen sie hin?", aber sie fragen nicht und wir schwenken gleich in unseren weiteren Abstieg nach rechts ein. Nach einer Pause sind wir froh nur noch auf bekannten Wegen über die Variante zur Vereda Rosto Branco zu hinunter zu gehen, und auf dieser den Rückweg zu machen. Das ist zwar auch alles andere als ein Spaziergang, aber wenn man eine Strecke schon mehrfach in beide Richtungen begangen hat, fühlt es sich einfacher an. Diese Passage ist im Wanderführer "Wilde Wege Madeira - Tour 17" beschrieben, mehr Fotos sind hier zu sehen:

https://paradies-goes-madeira.blogspot.com/2022/09/wieder-zuruck-und-ab-in-die-wildnis.html

Jorge zeigt uns noch diverse Abzweige und erklärt, wohin sie führen, wie einfach oder schwierig sie zu gehen sind. Außerdem bringt er seine Machete noch einige Male zum Einsatz und kratzt ein paar neue Stufen in die rutschigen Böschungen der Bachquerungen. Damit ist dieser Weg auch wieder aufgefrischt. Den Schlussaufstieg zum Encumeada-Pass machen wir über den Caminho Real 25 / PR 21. Dabei gibt es noch ein paar heimatkundliche Erklärungen zum authentischen Verlauf sowohl der Vereda do Rosto Branco als auch zu den Caminhos Reais, die man mit viel Einsatz wieder zugänglich machen könnte.



untypische Pflasterung für einen Caminho Real 

Fazit: abenteuerlich, spannend und manchmal sogar ein bisschen meditativ - aber alles nur, weil wir einen guten Guide haben, der uns sicher durch die Wildnis führt

https://www.madeirawonderhikes.com

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