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04 August 2024

Vereda do Chaminé - Boaventura

Lamaceiros/Boaventura - Levada das Faias - Levada dos Tornos - Chaminé - Boca das Relvinhas - Lamaceiros


Ganz Madeira scheint mit der Rali Vinho da Madeira zu fiebern und wir müssen uns zum Wandern einen Ort suchen, wo wir nicht schon bei der Anfahrt durch Straßensperren blockiert werden. In Boaventura scheinen wir dem ganzen Rummel entgehen zu können. Noch ruhiger wird es in Fajã do Penedo/Lamaceiros, und vollkommen alleine und fern ab von Motorengeheul können wir die nächsten Stunden durch den Wald wandern.

Das hört sich jetzt ganz gemütlich an, aber diese Tour war eine echte Herausforderung. Seit ich weiß, dass es zum Chaminé, diesem Felsen, der über der Ribeira do Porco wie ein Schornstein thront, wirklich einen Weg gibt, will ich da hinauf. Und zwar zum Chaminé und nicht nur auf einen Weg, von wo ich ihn besser sehen kann. Ich wusste von denen, die den Weg vor einem Jahr wieder geöffnet hatten, dass es nicht leicht sein wird. Gleich vorweg, es ging wirklich an meine persönliche Leistungsgrenze, sowohl körperlich als auch mental, aber das Gefühl, es geschafft zu haben, war grandios!

Wir starten in Lamaceiros an der Levada das Faias und steigen nach ein paar Levadawindungen zur Levada dos Tornos auf. Dieser Weg ist in "Wilde Wege Madeira - Tour 23" ausführlich beschrieben.


Levada das Faias

An der Levada dos Tornos angekommen brauche ich erstmal eine gründliche Abkühlung, bevor es weiter durch den Wald nach oben geht. Zwischen den Resten ehemaliger Feldsteinmauern, die vermutlich schon seit mehr als hundert Jahren von Lorbeerbäumen überwachsen werden, müssen wir uns einen Weg suchen. Im weichen Waldboden verliert sich unter dem Laub jede Spur, und es ist höllisch anstrengend, weil Blätter und Erde bei jedem Schritt unter den Füßen wegrutschen.


Abkühlung in der Levada dos Tornos

Suchbild: wo ist der Weg?



Nach etwa einer halben Stunde Aufstieg durch den Wald erreichen wir den ersten Miradouro. Jetzt wird das Gelände felsiger und der Weg eindeutig und weniger steil. Über einen Grat, der immer mal wieder schöne Aussichten ermöglicht, kommen wir zu einer Felsnase, auf die wir hinaufklettern können. Der Blick ist eher enttäuschend, weil zu verwachsen. Als ich mich umdrehe, um wieder herunterzusteigen kommt das Objekt der Begierde ins Blickfeld: der Chaminé! Direkt vor uns, über uns.








Bis wir am Fuß des Felsen ankommen, ist alles ganz moderat und nicht wirklich schwierig, der Weg über den Grat relativ breit und immer noch aufrecht zu gehen. Oberhalb des Chaminé machen wir eine kurze Pause, um uns für die anstrengendste Etappe zu stärken. Jetzt kommen erstmal nur noch Felsen und wir müssen unsere Kletterkünste beweisen. Davon gibt es keine Fotos, wir brauchten volle Konzentration und beide Hände.





Chaminé





Nachdem diese sehr schwierige Etappe geschafft ist, beginnt wieder ein Weg, der - immer noch sehr steil -  bis zum Pico Redondo führt. Hier brauchen wir nur noch am Fuß der Felswand entlang und kurze Zeit später sind wir auf dem Canário-Weg angekommen. Geschafft!





Knapp vier Stunden haben wir für diesen Aufstieg über knapp 1000 m gebraucht. Wir sind jetzt über den Wolken, trocknen unsere verschwitzten Shirts in den Ästen der Baumheide, trinken, essen und sind glücklich. Der Rückweg - alles bekannte Wege - scheint nun ein Spaziergang. Das stimmt so natürlich nicht, aber der Abstieg fällt uns tatsächlich leicht. Zumal die Vereda da Relvinha sich in einem sehr aufgeräumten Zustand präsentiert. Die Fahrpiste, die zur Levada dos Tornos führt, können wir direkt überqueren und über einen alten Feldweg zur Levada das Faias in Lamaceiro zurückgehen.


Canário-Weg




Fazit: dieser Weg zum Chaminé ist einer von sechs Möglichkeiten (die mir bekannt sind, vermutlich gibt es noch mehr), um aus dem Tal der Ribeira do Porco zum Verbindungsweg zwischen Pico Ruivo und São Jorge (ich nenne ihn kurz den Canário-Weg) aufzusteigen. Man muss schon ziemlich genau wissen, worauf man sich einlässt, wenn man einen der drei Wege wählt, die nicht auf der osm (zum Glück!) eingezeichnet sind.



Die Berichte zu den anderen Aufstiegswegen findet ihr hier:


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