"Este caminho não
está agradável para os joelhos!"
Diese Warnung -
dieser Weg ist nicht angenehm für die Knie - ist nicht der einzige Grund warum
man den Begriff Königsweg nicht verklären sollte. "Caminho real" heißt
zwar übersetzt königlicher Weg, und tatsächlich wurden in vergangenen
Jahrhunderten Edelleute mit Pferden und Sänften über jene Wege über die
Berge gebracht. Bis weit ins 20. Jahrhundert hinein blieben sie die einzigen
Verbindungswege, um von der Nord- zur Südküste zu gelangen. Es waren
Wirtschaftswege, um Waren zu transportieren, um Feuerholz aus den Bergen zu
holen und nicht zuletzt, um Kranke nach Funchal zu transportieren. Sehr
ergreifend wird dies geschildert in den Beiträgen von Tiago: "Madeirenser
erinnern sich" http://www.forum-madeira.eu/thread.php?board=114&thread=2#5
Königlich für uns ist
allenfalls das Gefühl auf diesen alten Wegen Madeira erwandern zu können.
Diesmal also vom Boca da Encumeada, der Wetterscheide Madeiras, Richtung Boca
Do Cerro und zurück.
Der Encumeada Pass
empfängt uns mit einem heftigen Nordostwind, der die Wolken vor sich hertreibt.
Gut , dass unser Weg etwas unterhalb der Passhöhe beginnt und sich geschützt
an der Südflanke durch den Eukalyptuswald entlang zieht.
Es sind einige
Wasserläufe zu queren, die immer noch so wenig Wasser wie im Sommer führen.
Kurz vor der alten Bogenbrücke über die Ribeira do Poço kommt uns leichtfüßig
ein junger Madeirenser entgegen gesprungen. Er sieht weder nach einem Läufer,
noch nach einem Wanderer aus, eher wie einer der gerade vom Feld kommt. Hier?
Mitten in den Bergen? Weit weg von irgendwelchen Behausungen? Bald darauf sehen
wir die kleinen, bewirtschafteten Felder und etliche Palheiros, die eindeutig
genutzt werden. Auf winzigen Parzellen werden Kartoffeln, Kohl und Kürbisse angebaut.
Ab hier beginnt nun
der lange Anstieg hinauf zum Eselspass, den wir vor einigen Tagen von der Südseite
kommend erreicht hatten. Der steile Pflasterweg ist nun durchgängig besonnt und
bietet wieder einmal grandiose Ausblicke. Vor uns der Pico Grande und erkennbar
der Weg, der sich bis zum Boca da Corrida hinzieht.
ausgesetzte Stelle nach Erdrutsch - sicher zu überqueren |
Pico Grande und Eselspass |
Der Rückweg macht uns den Eingangssatz noch mal voll bewusst. Beim Abstieg merken wir erst, wie steil sich der Weg nach oben war. "Der Weg ist nicht angenehm für die Knie!" Hinunter noch weniger als hinauf.
Jetzt sehen wir, wie sich
die Wolken, die über den Encumeada quellen, inzwischen verdichtet haben. Der
Wind hat noch mal richtig zugelegt und drückt sie hinunter ins Ribeira Brava
Tal. Unter den hohen Eukalyptusbäumen, die mächtig über uns rauschen, kommt uns - nach dem anstrengenden Abstieg - der Aufstieg zum Encumeada fast wie ein
Spaziergang vor.
Für den Weg (PR 12) vom
Encumeada-Pass bis zum Boca Do Cerro und zurück sollten gut 6 Stunden
eingeplant werden.
ein Blick zurück im letzten Sonnenlicht |