Seiten

20 November 2015

Traumhafte Novembertage





Auf den Pico Grande? Eben mal am Sonntag Nachmittag? Nein, wir sind keine Gipfelstürmer geworden, aber an diesem wunderbar stillen, sonnigen,  mildem Herbstwochenende wollen wir unbedingt in die Berge. Nicht auf den Pico Grande, sondern zum Fuß des frei stehenden Bergstocks - der Weg ist das Ziel!


Mit dem Auto sind wir schnell in Estreito de Câmara dos Lobos, wo wir uns durch einen Patchworkteppich von noch grünen und schon leuchtend roten Weinlaubterrassen nach oben schrauben. Kurz nach dem Dörfchen Jardim da Serra holpert das Auto über eine steile Pflasterstraße durch den bereits entlaubten Kastanienwald bis wir am Forsthaus auf einen kleinen Parkplatz am Boca do Corrida treffen.


 
Hier, an der kleinen Kapelle beginnt ein großartiger Panoramaweg, der Teil der alten Königswege über die Insel ist. Rechts, tief unter uns liegt der Talkessel Curral das Freiras, bald vor uns der Pico Grande. Die Luft ist milchig weiß, von Südosten ziehen Wolken auf, die sich im Aufsteigen ins Nichts auflösen. 





Über uns kreisen zwei Adlerbussarde, hin und wieder piepen ein paar Finken, die uns scheinbar begleiten. Der mal gepflasterte Weg, mal Erdpfad, führt mühelos bergauf, bergab, immer wieder die Kammseite wechselnd, und ermöglicht immer wieder neue Ausblicke. Kurz vor dem Eselspass, Boca do Cerro, leuchten die ersten Blüten des Stechginsters auf und er zerkratzt uns die Waden. 



Der Königsweg führt weiter bis zum Encumeada-Pass, wir steigen noch ein Stück Richtung Pico Grande bis die Kletterpartie beginnt. Hier, am Fuß dieses mächtigen Felsen, wir sind auf 1290 Meter, stehen drei große Eichen. Dieser Platz ist märchenhaft. Käme jetzt eine Bergfee hinter einem der Stämme hervor und würde sagen, ich hätte drei Wünsche frei - ich würde mich  nicht wundern. Sie scheint zu wissen, dass man keine Wünsche hat, wenn man hier oben einen sonnigen Novembertag verbringen kann, deshalb kommt sie nicht.


Der Weg zurück scheint, wie so oft, ein anderer zu sein. Ein anderer Blick, ein anderes Licht, ein Stein, eine Pflanze, die man auf dem Hinweg nicht gesehen hat. 



Das Sonnenlicht des späten Nachmittags versilbert die Maronenbäume und der Dunst legt sich wie ein zarter Schleier in die Kronen. Novembertraum!



Der Höhenweg vom Boca da Corrida bis zum Boca Do Cerro und zurück ist mit Pausen bequem in 3 1/2 Stunden zu gehen. Allerdings sollte die Tour nur an klaren Tagen unternommen werden.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen