Auf den Pico Grande?
Eben mal am Sonntag Nachmittag? Nein, wir sind keine Gipfelstürmer geworden,
aber an diesem wunderbar stillen, sonnigen, mildem Herbstwochenende
wollen wir unbedingt in die Berge. Nicht auf den Pico Grande, sondern zum Fuß
des frei stehenden Bergstocks - der Weg ist das Ziel!
Mit dem Auto sind wir
schnell in Estreito de Câmara dos Lobos, wo wir uns durch einen
Patchworkteppich von noch grünen und schon leuchtend roten Weinlaubterrassen
nach oben schrauben. Kurz nach dem Dörfchen Jardim da Serra holpert das Auto
über eine steile Pflasterstraße durch den bereits entlaubten Kastanienwald bis
wir am Forsthaus auf einen kleinen Parkplatz am Boca do Corrida treffen.
Hier, an der kleinen
Kapelle beginnt ein großartiger Panoramaweg, der Teil der alten Königswege über
die Insel ist. Rechts, tief unter uns liegt der Talkessel Curral das Freiras,
bald vor uns der Pico Grande. Die Luft ist milchig weiß, von Südosten ziehen
Wolken auf, die sich im Aufsteigen ins Nichts auflösen.
Über uns kreisen zwei
Adlerbussarde, hin und wieder piepen ein paar Finken, die uns scheinbar
begleiten. Der mal gepflasterte Weg, mal Erdpfad, führt mühelos bergauf,
bergab, immer wieder die Kammseite wechselnd, und ermöglicht immer wieder neue Ausblicke.
Kurz vor dem Eselspass, Boca do Cerro, leuchten die ersten Blüten des
Stechginsters auf und er zerkratzt uns die Waden.
Der Königsweg führt
weiter bis zum Encumeada-Pass, wir steigen noch ein Stück Richtung Pico Grande
bis die Kletterpartie beginnt. Hier, am Fuß dieses mächtigen Felsen, wir sind
auf 1290 Meter, stehen drei große Eichen. Dieser Platz ist märchenhaft. Käme
jetzt eine Bergfee hinter einem der Stämme hervor und würde sagen, ich hätte drei Wünsche frei - ich würde mich nicht
wundern. Sie scheint zu wissen, dass man keine Wünsche hat, wenn man hier oben einen sonnigen Novembertag verbringen kann, deshalb kommt sie nicht.
Der Weg zurück
scheint, wie so oft, ein anderer zu sein. Ein anderer Blick, ein anderes Licht,
ein Stein, eine Pflanze, die man auf dem Hinweg nicht gesehen hat.
Das Sonnenlicht des
späten Nachmittags versilbert die Maronenbäume und der Dunst legt sich wie ein
zarter Schleier in die Kronen. Novembertraum!
Der Höhenweg vom Boca da
Corrida bis zum Boca Do Cerro und zurück ist mit Pausen bequem in 3 1/2 Stunden
zu gehen. Allerdings sollte die Tour nur an klaren Tagen unternommen werden.
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