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31 August 2024

Ribeira Funda - zurück in meinem Habitat

Flusswandern im Norden ist im Hochsommer für uns eine perfekte Alternative - grün, frisch und kein bisschen langweilig, selbst wenn wir nur hin und zurück gehen. Diesmal sollte es die Ribeira Funda bei Seixal sein. Ich hatte diese Tour schon mal im Mai mit meinem Guide Jorge als Start zu einem sehr herausfordernden Aufstieg über den Lombo Negro zum Fanal gemacht:

https://paradies-goes-madeira.blogspot.com/2024/05/lombo-negro.html

Nach einer vierwöchigen Wanderpause wollten wir es jedoch "gemütlich" angehen lassen, deshalb also nur zwei Stunden im diesmal fast trockenen Bachbett hoch bis zum Beginn des Lombo Negro und wieder zurück. Dabei erkundeten wir noch den Zugang zur Vereda da Esmoitada, die wir zuletzt vor sechs Jahren mit einer kleinen Gruppe von Freunden erwandert hatten:

https://paradies-goes-madeira.blogspot.com/2018/07/erkundung-alter-wege.html

Fazit: das Flusswandern in der Ribeira Funda oberhalb des Canyon bis zum Lombo Negro ist ein ungefährlicher Riesenspaß. 























04 August 2024

Vereda do Chaminé - Boaventura

Lamaceiros/Boaventura - Levada das Faias - Levada dos Tornos - Chaminé - Boca das Relvinhas - Lamaceiros


Ganz Madeira scheint mit der Rali Vinho da Madeira zu fiebern und wir müssen uns zum Wandern einen Ort suchen, wo wir nicht schon bei der Anfahrt durch Straßensperren blockiert werden. In Boaventura scheinen wir dem ganzen Rummel entgehen zu können. Noch ruhiger wird es in Fajã do Penedo/Lamaceiros, und vollkommen alleine und fern ab von Motorengeheul können wir die nächsten Stunden durch den Wald wandern.

Das hört sich jetzt ganz gemütlich an, aber diese Tour war eine echte Herausforderung. Seit ich weiß, dass es zum Chaminé, diesem Felsen, der über der Ribeira do Porco wie ein Schornstein thront, wirklich einen Weg gibt, will ich da hinauf. Und zwar zum Chaminé und nicht nur auf einen Weg, von wo ich ihn besser sehen kann. Ich wusste von denen, die den Weg vor einem Jahr wieder geöffnet hatten, dass es nicht leicht sein wird. Gleich vorweg, es ging wirklich an meine persönliche Leistungsgrenze, sowohl körperlich als auch mental, aber das Gefühl, es geschafft zu haben, war grandios!

Wir starten in Lamaceiros an der Levada das Faias und steigen nach ein paar Levadawindungen zur Levada dos Tornos auf. Dieser Weg ist in "Wilde Wege Madeira - Tour 23" ausführlich beschrieben.


Levada das Faias

An der Levada dos Tornos angekommen brauche ich erstmal eine gründliche Abkühlung, bevor es weiter durch den Wald nach oben geht. Zwischen den Resten ehemaliger Feldsteinmauern, die vermutlich schon seit mehr als hundert Jahren von Lorbeerbäumen überwachsen werden, müssen wir uns einen Weg suchen. Im weichen Waldboden verliert sich unter dem Laub jede Spur, und es ist höllisch anstrengend, weil Blätter und Erde bei jedem Schritt unter den Füßen wegrutschen.


Abkühlung in der Levada dos Tornos

Suchbild: wo ist der Weg?



Nach etwa einer halben Stunde Aufstieg durch den Wald erreichen wir den ersten Miradouro. Jetzt wird das Gelände felsiger und der Weg eindeutig und weniger steil. Über einen Grat, der immer mal wieder schöne Aussichten ermöglicht, kommen wir zu einer Felsnase, auf die wir hinaufklettern können. Der Blick ist eher enttäuschend, weil zu verwachsen. Als ich mich umdrehe, um wieder herunterzusteigen kommt das Objekt der Begierde ins Blickfeld: der Chaminé! Direkt vor uns, über uns.








Bis wir am Fuß des Felsen ankommen, ist alles ganz moderat und nicht wirklich schwierig, der Weg über den Grat relativ breit und immer noch aufrecht zu gehen. Oberhalb des Chaminé machen wir eine kurze Pause, um uns für die anstrengendste Etappe zu stärken. Jetzt kommen erstmal nur noch Felsen und wir müssen unsere Kletterkünste beweisen. Davon gibt es keine Fotos, wir brauchten volle Konzentration und beide Hände.





Chaminé





Nachdem diese sehr schwierige Etappe geschafft ist, beginnt wieder ein Weg, der - immer noch sehr steil -  bis zum Pico Redondo führt. Hier brauchen wir nur noch am Fuß der Felswand entlang und kurze Zeit später sind wir auf dem Canário-Weg angekommen. Geschafft!





Knapp vier Stunden haben wir für diesen Aufstieg über knapp 1000 m gebraucht. Wir sind jetzt über den Wolken, trocknen unsere verschwitzten Shirts in den Ästen der Baumheide, trinken, essen und sind glücklich. Der Rückweg - alles bekannte Wege - scheint nun ein Spaziergang. Das stimmt so natürlich nicht, aber der Abstieg fällt uns tatsächlich leicht. Zumal die Vereda da Relvinha sich in einem sehr aufgeräumten Zustand präsentiert. Die Fahrpiste, die zur Levada dos Tornos führt, können wir direkt überqueren und über einen alten Feldweg zur Levada das Faias in Lamaceiro zurückgehen.


Canário-Weg




Fazit: dieser Weg zum Chaminé ist einer von sechs Möglichkeiten (die mir bekannt sind, vermutlich gibt es noch mehr), um aus dem Tal der Ribeira do Porco zum Verbindungsweg zwischen Pico Ruivo und São Jorge (ich nenne ihn kurz den Canário-Weg) aufzusteigen. Man muss schon ziemlich genau wissen, worauf man sich einlässt, wenn man einen der drei Wege wählt, die nicht auf der osm (zum Glück!) eingezeichnet sind.



Die Berichte zu den anderen Aufstiegswegen findet ihr hier:


01 August 2024

auf alten Wegen von Santana nach Ilha

Achada da Cruz/Santana - Ribeira de São Jorge - Sítio da Tranquada - Ilha - Sítio da Ermida - Banda do Sol - Lombo Espigão - Curral Velho - Achada da Cruz - 12,4 km

Die alten Wege westlich von Santana haben wir schon öfter erkundet - und sowohl im Buch "Caminho Real 23" als auch in "Wilde Wege Madeira - Tour 28" vorgestellt.

Was uns bislang fehlte waren die Wege hinauf nach Ilha und von dort zurück über die zahlreichen Lombos oberhalb von Santana. Wir wollten die Runde zeitnah zur Ultra-Sky-Marathon-Veranstaltung (war im Juni) gehen, um eine einigermaßen aufgeräumte Strecke zu finden. Und wie vermutet war es nun allerhöchste Zeit, denn die Vegetation schließt sich bereits wieder über den, zum großen Teil gepflasterten, Wegen. Gäbe es die Trail-Veranstaltungen nicht, würden die Wege wohl komplett in Vergessenheit geraten - für die Bewohner der Gegend gibt es Straßen und für Wanderer scheinen sie nicht interessant genug zu sein. Jedenfalls macht sich weder der Bezirk Santana noch das Tourismus-Sekretariat die Mühe die Wege sauber zu halten und Wegweiser aufzustellen. 

Wir starten in der Siedlung Achada da Cruz, westlich von Santana. Ein breiter Weg in der typischen Rundstufenpflasterung führt durch meterhohe Felswände ins Tal der Ribeira de São Jorge. Er ist eigentlich recht gut zu gehen, aber es hatte in der Nacht kräftig geregnet und nun fließen immer noch kleine Bäche ab, und die Basaltsteine sind extrem glatt.



die Ribeira de São Jorge, im Hintergrund liegt Ilha mit seinen Randgemeinden





Der Fluss im Tal lässt sich diesmal über eine neu aufgeschüttete Furt (mal schauen, wie lange sie hält) überqueren. Über die Estrada de Calhau de São Jorge gehen wir flussaufwärts bis zur alten Brücke, überqueren die ER 221 und wandern weiter, vorbei an einem Betonwerk, das für die Brückenbauarbeiten dort installiert wurde. Wir haben Glück, dass der Betrieb gerade ruht und weder Lärm noch LKW-Verkehr verursacht. Gleich danach geht es durch die Weinhänge auf einer Vereda bis Sítio da Tranquada.



die befahrbare Furt (nur im Sommer!)

Pause im Schatten eines Bushäuschens  


Weinhänge bei Sítio da Tranquada




Hier beginnt der Caminho do Granel, ein sehr schöner, alter Weg, auf dem man die 220 hm bis Ilha hinaufsteigt. Zur Begleitung hören wir ein Vogelkonzert, das lenkt von der schweißtreibenden Anstrengung ab.




Nach einer Pause in der Bar gegenüber der architektonisch sehr schönen Kirche, werfen wir noch einen Blick ins Casa do Povo (Gemeindehaus). Dort sind ein Webstuhl und weiter Gerätschaften für die Flachsweberei ausgestellt. Interessant ist ebenso das Angebot einer sozio-kulturellen Führung durch die Gemeinde nach Anmeldung.







Wir machen uns wieder auf den Weg über Veredas und Levadas Richtung Sítio da Ermida. Von dort geht es über die Banda do Sol relativ steil bergab. Ein paarmal müssen wir die Straße überqueren bis wir durch einen "Dschungel" die Ribeira do Marques erreichen und damit auch den Caminho Agricola da Banda do Sol (auf dem man aus dem Tal hinaus wandern könnte).





links Ilha, im Hintergrund Santana

vor uns Sítio da Ermida







Aus dem Tal heraus führt zunächst ein relativ breiter Grasweg bergauf (nicht der Caminho Agrícola, der geht flach am Fluss entlang), der sich dann abrupt sehr steil durch einen Wald aus Schwarzholz-Akazien auf den Lombo do Espigão hochzieht. Die Wegführung ist gut, und es wurde hier sehr professionell aufgeräumt. Die Vorstellung, dass der ganze Baumbruch, der im Abhang liegt, sich auf dem Weg türmt, ist nicht gerade einladend. Überhaupt ist die Vegetation hier zwar üppig, aber wenig schön.





Als wir oben ankommen - total durchgeschwitzt - beginnt es zu nieseln. Na toll! Damit ist die Lust perdu weiterhin auf den mehr oder weniger zugewachsenen alten Pfaden über die nächsten drei Lombos runter und wieder raufzugehen. Ganz gegen meine Vorlieben bleiben wir ab hier überwiegend auf der Straße und verschieben die Erkundung auf ein anderes Mal.



Von diesem Brunnen wird behauptet, er würde jeden Durst stillen - Wasser, Wein, Bier und Poncha 😂Aber leider ist nur noch der Wasserhahn aktiv. Für unser Shandy mussten wir am Ende also doch nochmal in die Bar.




Fazit: eine schöne Wanderung mit sehr interessanter Wegführung. Allerdings nur von Ende Mai bis Juli empfehlenswert. Der Aufstieg zum Lombo do Espigão sollte auf keinen Fall nach tagelangem Regen oder Sturm gemacht werden.