30 September 2017

Maloeira und Raposeira


Zwei Dörfer auf dem Weg in den Westen Madeiras, abseits der Schnellstraße VE 4, die selten Erwähnung finden, weil touristisch nicht interessant. Als Urlauber nimmt man sie allenfalls auf einer Wanderung entlang der Levada Nova wahr.

in Raposeira windet sich der Wasserkanal zwischen denWohnhäusern durch

Doch es lohnt sich die Levada mal zu verlassen und einen halben Tag durch die verstreuten Siedlungen und die angrenzenden Felder herumzustreifen. Hier wird noch - oder wieder? - auf den Feldern gearbeitet. Tomaten, Paprika, Auberginen leuchten zwischen Möhrengrün und Zwiebellaub. Auch Pflaumen, Äpfel und Birnen gedeihen gut auf der "schiefen Ebene" 600 m über dem Meer. Es ist das aromatische Obst und Gemüse, das sonntags auf dem Bauernmarkt in Prazeres verkauft wird und so ergibt sich auf unserer kleinen Wanderung auch schon mal ein kleiner Plausch - man kennt sich. 


zwischen den Feldern blühen im September die Belladonna-Lilien

restaurierter öffentlicher Waschplatz in Raposeira

Es ist eine besondere Ruhe auf diesem madeirensischen Flecken, ein Frieden, der in besiedelten Gebieten selten zu finden ist. 
Wer ein Wanderziel braucht, kann den Miradouro do Raposeira ansteuern. Von der Levada Nova geht man auf der Vereda da Atalaia einfach dem Meer entgegen. Die asphaltierte Straße endet beim Geodäten am Pico dos Bodes. 


der Miradouro do Raposeira 500 m über Paul do Mar

Dann führt ein Erdpfad hinaus auf den exponierten Aussichtspunkt, der über dem Abhang wie ein Adlernest thront. Der Weg ist einfach und ungefährlich, trotz der spektakulären Ausblicke in die Tiefe, wo sich der Fischerort Paul do Mar erstreckt.



Wer es anspruchsvoller mag, wird einen der Ab- und Aufstiege wählen, die sich von hier aus alle überblicken lassen. Es sind die alten Handelswege: Fisch nach oben, Kartoffeln, Gemüse und Obst nach unten. 
In den letzten Jahren wurde erfreulich viel dafür getan, diese Wege wieder gangbar zu machen. Bis auf den Übergang von Maloeira zum Miradouro sind sie auch alle beschildert. 


Es gibt allerdings noch mehr zu entdecken: die Grotten von Raposeira. Noch weiß ich nichts über Entstehung und ehemaliger Nutzung, doch ich werde darüber berichten, sobald ich es herausgefunden habe.



28 September 2017

Kleine Küstenrunde für Bergziegen



Jardim do Mar - Paúl do Mar - Prazeres, Hotel Jardim Atlântico (PR 19) -  Jardim Pelado - Jardim do Mar (PR 20) - 8,6 km


Wenn wir für knapp 9 km fünf Stunden unterwegs sind, dann ist die Strecke schweißtreibend. Nicht nur, weil es wenig Schatten gibt, sondern weil auf jeweils zwei Kilometern Distanz mehr als 500 m Höhenunterschied zu bewältigen sind.
Wir beginnen vormittags bei Ebbe in Jardim do Mar, vorbei an den Ruinen einer alten Zuckermühle, über die überdimensionierte Strandpromenade, um weiter an dem schmalen Küstenstreifen Richtung Paúl do Mar zu wandern. Der anfängliche Trampelpfad verliert sich bald in Steinen. Runde Pebbels überall dort, wo die Abhänge stabil sind, kantige Felsen dort, wo es immer wieder Abbrüche gibt. In der Sturm- und Regenzeit ist die Wanderung gefährlich!




Die nackte Wand erlaubt faszinierende Ansichten der Gesteinsschichtungen.











Wir kommen in Paúl do Mar im Hafen an. Kaum zu glauben, dass hier vor weniger als 50 Jahren die Fischerei mit einer Flotte und mit Fischfabriken den Lebensunterhalt von vielen Familien sichern konnte. Jetzt versucht man hier das Geschäft mit dem Tourismus anzukurbeln. Das finden nicht alle gut. Fischer sind eben eine spezielle Spezies. Immerhin haben die Baumaßnahmen von "unser Dorf soll schöner werden" auch für die Dorfbewohner Vorteile gebracht. Das sind so die Gedanken, die uns umtreiben, während wir die Beine vor dem Aufstieg nach Prazeres noch ein wenig baumeln lassen.






Dann beginnt der 580 m-Anstieg auf dem gepflasterten Caminho Real. Und wieder fällt uns auf wie genial die alten Verbindungswege angelegt wurden. Zugegeben, es geht ziemlich steil bergauf, aber im eigenen Rhythmus, nur unterbrochen vom Schauen und Staunen und Fotografieren, ist der Anstieg weniger anstrengend als die Stunde Bändertraining über den Strand.







An zwei Stellen fehlt nach einem Erdrutsch ein Stück vom Weg. Das obere ist mittlerweile mit einem Holzgeländer gesichert, beim unteren ist zwar bereits eine kleine Umgehung aufgemauert, aber noch kein Sicherungsgeländer angebracht. 


Sieht schlimmer aus als es wirklich ist!

Die Verbindung zwischen dem Hotel Jardim Atlântico, das ganz oben auf dem Kliff thront, und dem Abstiegsweg nach Jardim do Mar, geht 1 km über die Rua da Carreira. Dieser Ortsteil von Prazeres wird seit kurzem mit etlichen Neubauten aus seinem Dornröschenschlaf geweckt.


Über den Caminho do Miradouro geht es wieder runter zum Meer. Dieser steile Abstieg ist ein Kniekiller und man ist gut beraten, mindestens einen Stock dabei zu haben. Der Pfad ist rutschig, dort wo er trocken ist und glitschig dort, wo er nass ist. Immerhin ist die nasse Schilfzone im unteren Drittel gut freigehackt und fast durchgängig mit stabilen! Seilen gesichert. So kommt man doch mit trockenem Hosenboden runter.






Ab dem kleinen Aussichtplatz ist alles wieder gut, und das Wasser schießt nicht mehr über den Pfad, sondern in der Levada zur restaurierten Kornmühle.



Dann sind es nur noch ein paar Meter durch die engen Gassen von Jardim do Mar, bevor wir in der Strandbar "Portinho" ein großes kaltes Shandy (schmeckt wie Radler oder Alsterwasser) zischen lassen.

Die Flut ist auch zurück und wogt mit langen Wellen an den kleinen Kai. Da müssen wir dann unbedingt noch die angestrengten Muskeln lockern. Das Meerwasser hat ja fast schon Badewannentemperatur.



Fazit: wunderschöne Küstenrunde, die in die Beine geht. Wem der Aufstieg von Paul do Mar nach Prazeres zu anstrengend erscheint, sollte den Abstieg nach Jardim do Mar nicht in Angriff nehmen.

Gehzeit: 4 - 5 Stunden
Höhenunterschied:  580 m





Anfahrt: Funchal - Ribeira Brava - Calheta - Jardim do Mar zum Parkplatz am Kai

Die Runde gibt's hier auch in Frühlingsgrün:


24 September 2017

Spazierwandern im São Vicente-Tal



An der Levada da Fajã do Rodrigues (auch als Levada da Fajã da Ama bezeichnet), im São Vicente Tal, waren wir in den letzten Wochen mehrfach, doch noch immer fehlte mir der Abschnitt zwischen dem großen, versperrten Tunnel und dem offiziellen Beginn des Wanderwegs.
Nach meinen Informationen konnte das keine spektakuläre Strecke sein, also gut geeignet für Spaziergänger. Los geht's direkt am vergitterten Tunnel. Das Wasser fließt schnell im breiten Kanal und bald erreichen wir die ersten Kaskaden. 



Sie lassen sich auf einer Piste umgehen und schon stehen wir vor dem ersten Tunnel. Heraus tritt der Levadeiro, natürlich ohne Leuchte. Wir zücken vorsichtshalber unsere Taschenlampen, denn das Ende ist nicht zu sehen. Es geht sich aber wirklich sehr komfortabel. Breit, hoch, trocken - die Lampen sind von Vorteil, es ginge aber auch ohne. Nach zwei Windungen sind wir schon durch. 


Der Weg führt durch Eukalyptuswald, der sich immer wieder mal für kleinere Obstgärten öffnet. Zwei Picknickbänke stehen für eine Rast unterwegs bereit. 







Wer es sich zutraut, kann nach dem Wanderschild der Levada noch ein bisschen weiter folgen. Nach der breiten Wassertreppe, findet sich am Wegrand eine schnurgerade Reihe von japanischen Sicheltannen - fremdartig, aber glücklicherweise nicht invasiv. 




Bis zum großen Kessel, mit einem schönen Blick auf das São Vicente-Tal, ist es eine Wanderstrecke für jedermann. Danach wird es abenteuerlich.



Fazit: sehr leichte Wanderung mit schönen Ausblicken
Gehzeit: 2-3 Stunden

Anfahrt: Funchal - Ribeira Brava - VE 4 Richtung São Vicente - nach dem Encumeada Tunnel die erste Ausfahrt rechts - sofort wieder rechts (parallel zur VE zurück) - am Ende der Straße rechts über die Brücke und immer weiter bergauf bis zur Levada