30 März 2017

Rundwanderung auf Porto Santo



Der zweite ausgewiesene Wanderweg der Insel Porto Santo, der PS PR 2, beginnt in Moledo an der Regionalstraße und führt zunächst einen ruppigen Forstweg hinauf. Es hatte in der Nacht ergiebig geregnet und entsprechend weich und schmierig war der Weg. Wir waren mal nicht mit Wanderstiefeln unterwegs und das bereuten wir schon ein wenig. 
Auf dem Sattel kann man dem Pfad in zwei verschiedene Richtungen folgen: entweder entlang der Nordseite oder der Südseite des Pico do Facho - oder man verbindet beide Wege nach dem Aufstieg zum Pico Castelo zu einer Runde.


nordseitiger Waldwanderweg

Aufstieg zum Pico do Castelo


Kurz unterhalb des Gipfels des Pico Castelo trifft man auf eine zu Ehren von António Schiappa, dem großen Förderer der Wiederaufforstung von Porto Santo, aufgestellten Statue. Durch die Aufforstung konnten die auf der Insel sichtbaren Erosionsvorgänge wirksam eingedämmt werden. So wurden exotische Pflanzenarten eingeführt, die aufgrund ihrer robusten Natur widerstandsfähiger gegen widrige Bedingungen sind. Dazu zählen beispielsweise die Aleppo-Kiefer (Pinus halepensis), die See-Kiefer (Pinus pinaster) und die Monterey-Zypresse (Cupressus macrocarpa) und - zu meiner größten Freude - weiße Zistrosen (Cistus salviifolius)



Unter den einheimischen Arten finden sich der Drachenbaum (Dracaena draco), der Olivenbaum (Olea sp), die Steineiche (Quercus ilex ssp. Rotundifolia), Gagelbäume (Myrica faya), die Besenheide (Erica scoparia) und der Prächtige Natternkopf (Echium nervosum).



Nach dem Aufstieg zum Gipfel des Pico Castelo endet der Pfad am Aussichtspunkt von Canhão. Von dort blicken wir auf die Stadt Vila Baleira, den langen goldenen Strand, die Flughafenpiste und viel karges Land. Im Hintergrund lassen sich die Ilhas Desertas und Madeira erkennen.



Der Pico Castelo erhielt seinen Namen im 15. Jahrhundert, aufgrund einer militärischen Befestigungsanlage, in der die Bevölkerung Schutz und Zuflucht vor den Überfällen französischer Piraten und den Algeriern suchte. Sein zentraler Standort und die größere Leichtigkeit von dort aus die Verteidigung der Menschen zu organisieren, machte aus dem Berg eine echte Festung. Heute dienen die Gebäude und die kleine Botanische Gartenanlage als eine Art Naturschutzzentrum.



Mit der Umrundung des benachbarten Pico do Facho durchqueren wir das Zentrum der Insel und begegnen den Überresten der alten Ackerflächen und der in harter Arbeit errichteten doppelten Mauern. Die Wiederaufforstungsbemühungen haben zwar Früchte getragen, doch die extremen Bedingungen von Wind und Sonne machen es den Bäumen schwer. 


Pico do Facho

Pico Castelo 

südseitiger Wiesenpfad

Pico Branco


Fazit: auch diese leichte Wanderung zeigt ein abwechslungsreiches Gesicht der kleinen Insel und ist nach unserer Einschätzung noch ausbaufähig, bzw. kombinierbar mit dem PR 1. 
Abgesehen vom Anstieg auf dem Forstweg ist der Pfad in einem sehr gepflegten Zustand und stellt keinerlei Ansprüche an Schuhwerk oder Kondition.

Gehzeit für die ganze Runde mit Aufstieg zum Pico do Castelo 3 Stunden



Wandern auf Porto Santo

Wanderung auf der Hochebene von Terra Chá

Nur wenige Kilometer hinter Pedregal, an der Straße von Camacha nach Serra de Dentro beginnt ein ehemaliger Eselpfad mit Aufstieg zum Pico Branco und Terra Chá. Die längst aufgegebenen Terrassenfelder der sanft abfallenden Hänge waren frühen dem Anbau von Gerste gewidmet. 




Der Weg führt über eine Trasse entlang einer gewaltigen Prismen-Felsformation aus weißem Sandstein, der Rocha Quebrada. Danach geht es in Serpentinen aufwärts, begleitet von den eigenwilligen Rufen der Sturmvögel. Am Cabeço do Carangueira trennt sich der Weg. Links hoch geht es zum zweithöchsten Gipfel von Porto Santo, dem Pico Branco mit 450 m. Sein Name könnte von der weißen Steinsäule an seiner Spitze stammen oder von den weißen Flechten (urzella = Rosella sp.), die wie weiße Bärte an den Felsen wachsen und früher von Porto Santo aus exportiert wurden, um daraus Farbe herzustellen.





Pico Branco


Pico Branco Gipfel


Nach ausgiebiger Rundumschau über die Insel und entlang der Küsten steigen wir ab zum Wegekreuz und wandern weiter über einen breiten Felsgrat. Die auf dem Felsen dominierenden Zypressen (Cupressos macrocarpa) wurden Anfang des letzten Jahrhunderts gepflanzt. Ein Aufforstungsprogramm, das die Errichtung von neuen Mauern und Terrassen einschloss, um das Schwinden der Vegetation und die fortschreitende Erosion aufzuhalten. 





Auf dem Miradouro von Terra Chá hat man das Natursteinhäuschen restauriert, das den Helfern dieser fortwährenden Arbeiten Unterkunft bieten soll. Unterhalb dieses Platzes befindet sich die "Furna dos Homiziados", ein altes Versteck für Flüchtige vor dem Gesetz und Flüchtlinge vor Piratenangriffen. Laut Legende sollen etliche der Schutzsuchenden ihr Leben beim Abstieg verloren haben.



Wir gehen lieber auf gleichem Wege zurück und genießen die vielen spektakulären Ausblicke, die diese Wanderung bietet: zum Calhau Serra do Dentro (wo wir später im Restaurante Porto das Frades essen werden), zum Pico do Concelho, zur Ilja da Cima, zum Pico do Maçarico, nach Portela, zur Rocha de Nossa Senhora, zum Pico Ana Ferreira und Espigão dor Morenos und weiter über den Strand nach Calheta und die Ilhéu do Baixo.
Und natürlich gilt mein Blick auch den vielen unscheinbaren Spezies einer endemischen Flora, die größtenteils auf der roten Liste der aussterbenden Arten steht und sich einzig in diesem Gebiet der Insel erhalten haben. 







Fazit: diese Vereda, die als Percurso Pedestre Recomendado 1 Porto Santo (PS PR 1), als Wanderstrecke empfohlen wird, steht auf meiner persönlichen Hitliste ganz weit oben: einzigartige Natur, phantastische Ausblicke, gut gepflegter Wanderweg mit stabilen Holzgeländern als Sicherung. 

Mittelschwere Wanderung, Höhenunterschied ca. 280 m

Gehzeit: 3 Stunden für Hin-und Rückweg


Wichtig: unbedingt reichlich Wasser mitnehmen, es gibt keine natürlichen Quellen


Frühling auf Porto Santo

Madeiras goldene Schwester, die kleine Insel Porto Santo, ist nur für wenige Monate im Jahr grün. 
Nach unserem ersten Besuch vor knapp zwei Jahren im Juni, freute ich mich auf den Frühling auf unserer Nachbarinsel.


Ilhas Desertas


Die Fähre Lobo Marino läuft morgens um 8 Uhr im Hafen von Funchal aus, die Wetteraussichten sind gemischt. In den Sonnenaufgang mischen sich dunkle Wolken, der Wind ist mäßig frisch. Vor Madeiras Küste gleitet das Schiff für eine Stunde ganz ruhig dahin, wir sehen einige wenige Delfine springen, doch als wir den Windschatten der Insel verlassen, wird es ungemütlich. Nach einer weiteren guten Stunde haben wir die Schlechtwetterfront hinter uns und sind Porto Santo schon ganz nah - und sind damit wieder in ruhigem Fahrwasser.


Vila Baleira, im Hintergrund der Pico do Castelo und rechts davon der Pico do Facho und Pico Gandaia


Und welch schöner Anblick, sie ist wirklich grün! 


im Zentrum von Vila Baleira mittags um 12 Uhr

Und verschlafen! Außer ein paar Tagestouristen, die in den wenigen geöffneten Cafés sitzen, ist  in der "Hauptstadt" Vila Baleira kaum jemand unterwegs. Ein Fiat-Oldtimer-Corso bewegt sich gemütlich durch die Stadt, ein paar Offroader starten Richtung sandige Inselmitte und ein paar Goldstrandanbeter haben sich schon in den Sand geworfen.


Wir brechen Richtung Nordosten auf, um das Frühlingsversprechen einzulösen. Auf den Hängen zwischen den knapp 500 m hohen Picos wollen wir ihn finden, in Wiesen mit einer Vielzahl von Blumen, Endemiten und "Unkraut". Es ist im März eine Landschaft voller Farben; mal knallig, mal sanft konkurrieren Stein und Flora um Aufmerksamkeit.












Dieser Anblick wird nicht länge währen. Die Niederschläge werden seltener, es gibt kaum natürliche Quellen und bald wird die Insel wieder ungeschützt Sonne und Wind ausgesetzt sein, die ihr Werk der Erosion fortsetzen.

Bilder vom Sommermonat Juni sind hier zu sehen:























12 März 2017

Den Schmugglern auf der Spur


Rota de contrabando - Schmuggelpfad
Anfang des letzten Jahrhunderts wurde Madeira als die Insel des Aguardente (Zuckerrohrschnaps oder wörtlich übersetzt: Feuerwasser) bekannt. Der Konsum des alkoholischen Getränks wurde zunehmend ein soziales Problem, worauf die Regierung 1927 mit der Schließung von 34 Zuckermühlen reagierte. Damit war die Produktion gedrosselt und der Handel wurde unter behördliche Aufsicht gestellt. Im Gegenzug begannen die Leute sich ihren Aguardente aus Wein selbst herzustellen, was natürlich strengstens verboten war. So entstand von Nord nach Süd eine 50 Jahre währende Schmuggelroute unter härtesten Bedingungen: mehr als 25 km über die Serra mit einem 50 l Fass auf dem Rücken und dem Risiko der Verhaftung - die als Rota do Contrabando bekannt wurde.

Diese Geschichte wurde im Rahmen des Festivals Aqui Acolá 2016 in Ponta do Sol mit einem Film wieder ans Licht geholt, um darauf aufmerksam zu machen mit welcher List, aber auch welchem Risiko das madeirensische Volk es schaffte, sich allen Widrigkeiten, mit denen es gestraft war, zu widersetzen.

Den Trailer zum Film gibt es auf youtube: 


Natürlich gab es nicht nur den einen Schmugglerpfad, denn um die Obrigkeit zu täuschen ging man verschiedene Wege.

In diesem Jahr fand nun, am 11. März 2017, die erste einer Reihe von "Schmugglertouren" - von Seixal nach Ponta do Sol - statt.

Seixal - Chão da Ribeira - Terra Chá - Fontes Ruivas - Pico Ruivo do Paúl - Estanquinhos - Bica da Cana - Fajã Redonda - Pedras - Sítio da Quinta - Jangão - Lombada - Ponta do Sol

Wir haben uns der Tour ab den Fontes Ruivas auf Paúl da Serra angeschlossen.

Start ist für uns und die anderen "Schmuggler" Ponta do Sol. Wir werden mit zwei Bussen auf die Serra gebracht. Bevor es losgeht gibt's erstmal eine kleine Stärkung zusammen mit den Wanderern, die so nach und nach von der anderen Küstenseite, von Seixal, eintreffen. 




Dann geht es erst mal rauf auf den Pico Ruivo do Paúl. Es ist nur ein wenig bedeckt , aber unter uns ist im Norden das Meer dick in Wolken. Wir können also über die kleinen Trampelpfade auf Sicht nach Bica da Cana laufen.


Wie ich schon vermutete nehmen wir hier die Levada da Serra als Wegstrecke, allerdings nur bis zum kleinen Wäldchen. 

siehe letzte Wanderung: 

Nachdem wir den Zaun überklettert haben, verlassen wir die Levada und laufen ostwärts leicht ansteigend bis wir die Fajã Redonda mit den steinernen Fragmenten einer "Ansiedlung"? unter uns haben.


Weiter geht es am Hang entlang oberhalb der Levada da Serra mit Blick in den Cascalho, zur Levada das Rabaças und zum Lombo das Torres. 






Nach der Überquerung des Bachs unterhalb von Pedras beginnt der eigentliche Abstieg. Bei ca. 1200 m geht es durch einen Hohlweg steil bergab. Zwei Kuhgerippe geben Rätsel auf, denn es gibt ja auf Madeira keine Wildtiere, die eine Kuh reißen würden. Also? Unfall und Notschlachtung? Jedenfalls müssen die Knochen dort schon ziemlich lange liegen.





Auf etwa 1000 m blühen die Obstgärten von Quinta da Sítia. 




Dann begleitet uns die Levada da Serra einige Zeit während des Abstiegs durch den Eukalptuswald. In Jangão treffen wir auf besiedeltes Gebiet und werden wir nochmal mit Proviant versorgt. Die Wandergruppe ist inzwischen ziemlich ausgedünnt. Mit den ersten 25 Anderen laufen wir durch Veredas und Caminhos runter und runter und ... bis wir endlich Ponta do Sol erreichen. 



In der Escola de Folclore e de Vida wartet dann eine richtige Mahlzeit auf uns. Ein riesiger Makkaroni-Fleischeintopf ist zur Stärkung vorbereitet. Und natürlich gibt es neben Durststillern auch eine Flasche Aguardente! geschmuggelt?






Fazit: Die Abstiege auf den Veredas und Estradoes sind zwar befestigt, aber megasteil. Echte Kniekiller! Auch ohne 50 l Fass auf dem Rücken.
Die Wanderführer sind Trail-Läufer und entsprechend geben sie ein strammes Tempo vor. Da war diesmal nix mit Blümchengucken und gemütlichen Pausen. Spaß hat es aber trotzdem gemacht.

Wegstrecke: 17,3 km
Abstieg gesamt: 1639 m

Gehzeit (inkl. 2 kurzen Pausen) ab Fontes Ruivas: 5 1/2 Stunden




Weitere Infos zu den Schmugglerpfaden: