02 Oktober 2024

Bardo Velho

Cruzinhas/Fonte do Bispo - Levada dos Marinheiros - Bardo Velho 

Ein Jahr nachdem ein verheerendes Feuer (Oktober 2023) den Westen Madeiras verwüstet hat, sind wir das erste Mal wieder zu einer Wanderung zu meinem einstigen Lieblingsweg, dem Bardo Velho, aufgebrochen. Wie sieht es dort inzwischen aus? Ist es immer noch lohnenswert die Wanderung durch die Ribeira das Marinheiros zu machen? Was ist aus den kleinen Lorbeerwäldchen, den letzten endemischen Refugien an den Südhängen der Serra geworden?

Wir starten wie üblich bei Cruzinhas und wählen diesmal einen anderen Weg bergab. Das Feuer hat den Zugang zu einem sehr alten Hohlweg freigelegt, der wohl in direkter Linie von Fonte do Bispo hinunter nach Lombada dos Cedros führte. Im Gegensatz zu den staubigen Pisten, die die Hänge durchziehen, ist dies ein sehr schöner Weg, doch leider nicht mehr richtig durchgängig. 







Die erste Sperre (vermutlich durch Einbruch der Seitenwände entstanden) können wir noch überwinden, indem wir heraus steigen und wieder hinein steigen. Bei der zweiten Sperre bräuchten wir Werkzeug (mindestens eine Handsäge) und "Schutz"kleidung. Wir steigen aus dem Hohlweg hinauf in die verkohlte Steppe, schlagen uns noch ein paar Meter in eine und dann in die andere Richtung, sehen danach aus wie ehemals die Schornsteinfeger, um dann doch lieber im Hohlweg wieder zurückzugehen.






Interessante Beobachtungen hierbei waren: im schattig, geschützten Hohlweg wachsen kleine Baumheide-Sämlinge heran, während auf der Kohlehalde nur der Ginster schon wieder dominiert. Lorbeerbäume, die das Feuer überlebt haben (leider nicht alle) treiben überwiegend am Fuß des Stammes wieder aus. Doch leider scheinen diese Neuaustriebe Lieblingsspeise der Kühe zu sein. Ginster und Farn werden auch im Jungstadium verschmäht.





Wir gehen, entgegen unseren Absichten, nur die kurze Runde, denn es ist schon sehr deprimierend durch diese Verwüstung zu wandern. Auch der Abstiegsweg zur Levada dos Marinheiros ist nicht mehr grün. Erst als wir uns der Madre nähern, scheint der Bewuchs noch intakt. Doch sobald man den Blick hebt oder aufs andere Ufer schweifen lässt, wird klar, dass es noch lange dauern wird bis sich die Vegetation wieder erholt haben wird. 





Die "Streichelbäume" (Lorbeerbäume mit dickem Moospolster) sind intakt. So weit hinunter sind die Flammen nicht gekommen. Und als wir nach Fonte do Bispo hinaufsteigen, stellen wir mit Erleichterung fest, dass auch hier das Lorbeerareal intakt geblieben ist. Überhaupt kann man hier wieder sehr gut erkennen, dass Lorbeerbäume nicht nur den Flammen sehr gut widerstehen, sondern diese tatsächlich auch abhalten tiefer in den Wald einzudringen.





Fazit: interessant, aber derzeit nicht wirklich eine empfehlenswerte Genusswanderung

so schön war es mal:

https://paradies-goes-madeira.blogspot.com/2022/06/levada-dos-marinheiros.html




19 September 2024

Poço Buzio

Achada do Castanheiro/Boaventura - Lanço dos Pingos - Poço Buzio - Pedra do Lagartixa - Levada da Cima - 10,7 km

Lange habe ich eine Wanderung über die nach Osten abfallenden Lombos vom großen Lombo do Queimado vor mir hergeschoben. Ein erster Versuch vor ein paar Jahren, zusammen mit Chris, hatte mir deutlich gemacht, dass es hier mehr braucht als eine gute Karte oder einen Track, nämlich Erfahrung, eine gute Orientierung und Werkzeug - oder einen Guide. Also habe ich Jorge gebeten eine schöne Runde mit mir zu machen, die gerne auch den Poço Buzio mitnehmen kann.

Ich bekomme mal wieder eine große Portion "Heimatkunde" serviert und kann diese Tour ohne Verirrungen voll genießen. Natürlich ist das kein Spaziergang, aber es ist technisch längst nicht so anspruchsvoll wie die Aufstiege, die wir in Seixal zuletzt zusammen gemacht hatten. Es ist auch hier teilweise sehr steil, man braucht oft die Hände, die ehemaligen Veredas sind teilweise auf ein-Fuß-breite Spuren geschrumpft, riesige Bäume liegen quer und müssen umgangen oder durchstiegen werden und meine Orientierung kommt oft an ihre Grenzen. Aber dafür habe ich ja Jorge, der zudem noch Hindernisse aus dem Weg räumt.

ganz beschaulich geht es los

der Beginn der Vereda do Lanço dos Pingos

der Weg wird zum Bach, weil ...

...oberhalb die Levada blockiert ist

Erstmal wird hier aufgeräumt, dann machen wir noch einen Abstecher zur Madre dieser kurzen Levada, die im weiteren Verlauf als Wasserfall den Poço an der Levada da Achada Grande und damit eben diese füllt. (So oft standen wir schon an diesem hübschen Wasserfall, jetzt weiß ich endlich woher er kommt.)


Madre (leider verwackelt)

hier kreuzt die Vereda do Lanço dos Pingos





Auf dem Weg kommen wir immer wieder an Feldmauern und verfallenen Palheiros vorbei. Fast unvorstellbar, dass die Leute diese Wege damals barfuß gegangen sind. Wer hatte schon Schuhe, geschweige denn Stiefel?! Etwas weiter oben beginnt der "baille", der Tanz. So heißt das, wenn man sich beinahe senkrecht hinauf wühlt. Macht Spaß, wenn man es mag!





Und bei allen Aufstiegen steht irgendwann eine Felswand im Weg, die umgangen werden muss






unsere einzige "Begegnung"

hier beginnen die "Pingos"








das erste "Fenster" mit Blick nach Boaventura

es tropft und tropft - kein Weg für den Winter!


meditative Pause nach 3 1/2 Stunden


Wir sind jetzt auf der Vereda do Poço Buzio und entdecken die ersten Überreste der zuführenden Levada, hier in den Fels geschlagen und vom ewig tropfenden Wasser immer wieder freigespült. Die Levada war eigentlich nur ein Graben und ist deshalb nur noch an ganz wenigen Stellen sichtbar.


Poço Buzio

Der Poço Buzio ist nicht spektakulär. Das wirklich interessante an ihm ist, dass er künstlich geschaffen wurde, um das Levadawasser für die Felder in Cabo da Ribeira kontrolliert zu bewässern. Die abfließende Levada ist nur noch durch ein bisschen Matsch auf der Vereda erkennbar.





Mit Erreichen der Rocha Branca, der weithin sichtbaren, weißen Felswand verlassen wir den Verlauf der Levada und gehen am Fuß der Wand entlang. Damit wird der Weg wieder ein wenig abenteuerlicher und interessanter.




Blick auf den Pico do Arco




Vor dem Abstieg machen wir noch einen Abstecher zum Pedra da Lagartixa, einer wirklich rätselhaften Felsformation. Die Eidechse kann ich hier wirklich nicht erkennen, eher einen Pinocchio mit langer Nase. Und wenn man von hinten schaut, dann sieht der Fels aus wie ein Hamburger - meint Jorge.




wir treffen wieder auf Feldmauern und Palheiros


ein Grenzstein "Boaventura - Ponta Delgada" an der Boca da Janela

Nach dem ermüdenden Abstieg auf der eher langweiligen Vereda ist es schön noch ein bisschen an der Levada da Cima auszulaufen, bis wir wieder in Achada do Castanheiro beim Auto ankommen.



Fazit: tolle Tour, aber nicht ohne Guide. Es gibt so abartig viele Wege in diesem Gebiet, manche auf der osm verzeichnet, manche nicht. Einige breit und gut begehbar, andere völlig zugewachsen.