01 Dezember 2024

Casa do Caramujo - eine verwunschene Runde

Estanquinhos - Bica da Cana - Casa do Caramujo - Levada da Ribeira do Inferno - Pico Ruivo do Paúl - Estanquinhos - 13 km 

Der November verabschiedete sich mit einem Sommertag - Zeit, um nochmal eine schöne Runde über die Serra zu drehen. Weite Blicke, tolle Aussichten, Wald, gute Wege und ein verwunschenes Plätzchen für die Wanderpause im Garten des Casa do Caramujo. Jedesmal, wenn wir diese Runde laufen, denke ich, das sollten wir viel öfter machen. Aber es locken ja ja immer noch viele weitere tolle Wege und schon ist wieder ein Jahr seit der letzten Wanderung vergangen. 

Diesmal wollte ich mal ab dem Casa do Caramujo den alten Weg auskundschaften, der aus dem São Vicente-Tal zu dieser Einsiedelei führte, bevor brachial die sogenannte Ginjas-Piste in den Wald gerammt wurde. Irgendeine kleine neue Entdeckung würzt ja jede bekannte Wanderrunde.

Wir starten also am Forsthaus von Estanquinhos und, weil wir uns nicht sicher sind, ob der Weg entlang der Windräder bis Bica da Cana schon wieder begehbar sein würde, laufen wir lieber parallel zur Straße über die mageren Graswiesen. Das hat was!!! Mit Blick auf die Gipfel des Zentralmassivs spürt man eine unglaubliche Weite.



Bei Bica da Cana beginnt der PR 17, derzeit nur in Richtung Boca da Encumeada geöffnet, aber das ist ja zunächst genau unsere Richtung. ich hatte es schon mal angemerkt, dass dieser ursprünglich schöne Bergweg ziemlich verschlimmbessert wurde durch Treppen- und Blockbohlenstufen. Was bei der Renovierung aber wirklich gelungen ist, ist die Erweiterung des kleinen Miradouros auf halbem Weg. Von hier kann man nun sehr schön auf das Caramujo-areal hinunterschauen - und noch besser man sieht von oben auf den Poço do Chão.





Dieser kleine Kratersumpf ist zwar nicht vollständig mit Wasser gefüllt, trotzdem scheint es uns ratsamer auf dem PR 17 zu bleiben, anstatt den schöneren Weg bergab zu nehmen, der letztendlich am Rand des Poço entlangführt. Wir müssten auf dem alternativen Pfad auch ziemlich viel unter und über Bäume kriechen, und das möchte ich meinem steifen Nacken heute nicht antun.

Am Casa do Caramujo angekommen stelle ich fest, dass dieser Ort zu jeder Jahreszeit einen anderen, aber immer ganz besonderen Reiz hat. Der Walnussbaum ist jetzt fast kahl, ein paar Nüsse liegen noch auf dem Boden. Die Nachmitagssonne leuchtet noch durch die gewaltige Wacholderzeder, und die Buchfinken warten schon auf ein paar Krümel. Wir erkunden noch den kleinen Aussichtshügel hinter dem Haus, doch die Bäume sind inzwischen so hoch gewachsen, dass der Rundumblick versperrt ist, den man noch vor zwei Jahren genießen konnte. Also machen wir im Garten gemütlich Pause.




Zurück auf dem PR finden wir ziemlich schnell den Shortcut zur Ginjas-Piste, doch den Einstieg zum alten Weg müssen wir ein bisschen suchen. Die Bulldozer, die vor ein paar Monaten die Piste richtig breit aufgeschoben hatten, haben viel zerstört. Aber finden den Pfad und nach wenigen Metern stehen wir tatsächlich auf dem historischen Pflasterweg, der ein Teil des Caminho Real 28 war. Er ist gesäumt von Hortensien, die nur noch schwach mit die kräftigen Baumheiden um das Licht konkurrieren können. Aber ihre Pflanzung entlang des Pflasterwegs belegt eindeutig die historische Anlage.


Überreste des Caminho Real 28


Als wir an der stillgelegten Levada do Inferno ankommen verlassen wir den Caminho (den weiteren Verlauf wollen wir ein anderes Mal erkunden) und gehen links am meist sichtbaren trockenen Kanal entlang. Das ist bis zum ersten Tunnel ein breiter, sehr bequemer Waldweg. Der erste Tunnel ist kurz, die gewaltige Felswand, die uns beim heraustreten gegenübersteht, immer wieder beeindruckend. Dieser Klotz wird gleich darauf im nächsten Tunnel durchquert, dafür braucht es eine Leuchte, denn er ist lang und matschig.




An dieser Levada entlang zu gehen, bedeutet für mich immer die Zeit zu vergessen. Es gibt soviel zu bestaunen und zu bewundern: zarte Pflanzen, gewaltige Bäume, Höhlen, Felsdurchgänge und noch mehr Tunnel. Nach dem dritten verlassen wir auf unserer heutigen Runde die Levada, um zum Pico Ruivo do Paúl hochzusteigen. 
Die große Runde bis zur ehemaligen Madre der Levada ist im Rother Wanderführer "Wilde Wege Madeira" Tour 15 beschrieben. rother.de/wilde-wege-madeira







Ausstieg von der Levada da Ribeira do Inferno

Das ist ein guter, moderat ansteigender Weg, der erst im oberen Drittel etwas anspruchsvoller wird. Sobald man aus dem Wald in felsigeres Gelände heraustritt wird es steil, mit einer kurzen, aber einfachen Kraxeleinlage. Die Aussichten sind hier wirklich phantastisch, das lohnt die Anstrengung.






Der Weg mündet direkt unterhalb des Gipfel des Pico Ruivo do Paúl ein. Und nun könnte man ja eigentlich erwarten auf einen gepflegten Wanderweg zu treffen, er ist ja immerhin offiziell ausgewiesen. Das Gegenteil ist der Fall: der Miradouro auf dem Gipfel ist total zugewuchert mit Besenginster, und noch schlimmer ist der Abstiegsweg nach Estanquinhos. Wir müssen uns durch den Stechginster zwängen. Teilweise ist gar kein Durchkommen mehr möglich und man muss irgendwie durch den Farn ausweichen. Es kommen uns zwei junge Wanderpärchen in kurzen Hosen und T-Shirt entgegen, die zum Sonnenuntergang auf den Gipfel wollen. Mein Mitleid hält sich in Grenzen, denn bei den schnell sinkenden Temperaturen am Abend (11 Grad kurz vor 18 h) wären sie mit langen Hosen und Jacke nicht nur vor der Kälte, sondern auch vorm Stechginster besser geschützt.


der zugewachsene Miradouro

es piekst!

kaum noch als Weg erkennbar

ein letzter Sonnengruß in Estanquinhos


Fazit: wenn der Abstiegsweg vom Pico Ruivo endlich mal wieder aufgeräumt wird, ist dies eine wunderschöne Wanderung mit nur mäßigem Schwierigkeitsgrad

Gehzeit: 4 h 

Höhendifferenz: 550 m











17 November 2024

São Vicente - Caminhos, Veredas und eine Levada

Eine einfache Wanderung, wenn es mal wieder viel geregnet hat. 10 km rund um São Vicente auf kleinen Wegen beginnend an den Grutas von São Vicente (derzeit geschlossen!), vorbei an Gärten, durch die Weinberge, Einkehr im Calhau und zurück entlang der Levada dos Cardais. Sehr gemütlich!


Brücke zu den Grutas de São Vicente

Strelitzia nicolai




Calhau de São Vicente

Capela de São Vicente

Caminho Real 25



Levada dos Cardais


GPX: https://de.wikiloc.com/routen-wandern/sao-vicente-192152397



12 November 2024

Ribeira do Seixal - Lombo Queimado - Ribeira da Hortelã

Es war ein phantastischer Novembertag, inselweit sonnig und windstill, ideal für eine Entdeckertour.


Vor einer Woche hatten wir auf Paúl da Serra über die Vereda do Paredão eine neue Wanderrunde ausgekundschaftet. https://paradies-goes-madeira.blogspot.com/2024/11/vereda-do-paredao-paul-da-serra.html

Die Wegmarkierungen zeigten einige Abstiege hinunter in die Ribeira do Seixal, und das wollten wir nun mal ausprobieren. Es hatte in der letzten Woche kaum geregnet in den Bergen, so dass wohl keine gewaltigen Wasserfälle zu erwarten waren. Dafür hatten wir aber den Vorteil relativ einfach und trockenen Fußes in der Ribeira herumkraxeln zu können.















Nach dem dritten Abstieg und der Erkundung flussaufwärts entdeckten wir den Aufstieg zum Lombo Queimado am anderen Ufer. Es geht ziemlich steil hinauf, der Weg ist aber gut. Schon allein für die Entdeckung einer sehr seltenen Orchideenart hat sich die Tour gelohnt. Es wächst dort ein ganzes "Nest" der Goodyera macrophylla, und zwei Pflanzen waren noch blühend (Blütezeit: September/Oktober)

https://madeira.flora-on.pt/#/1goodyera





Oben angekommen könnten wir rechts zurück zur Serra weiter aufsteigen. Wir wollen aber über die Nordseite des Lombo Queimado zur Ribeira da Hortelã, beziehungsweise zu deren erstem Wasserfall. War der Weg bis hierher (inclusive aller Bachabstiege) recht moderat, wird dieser Teil ziemlich wild. Er ist zwar aktuell frisch freigeschlagen, verlangt aber doch ein hohes Maß an Gelenkigkeit. Dazu kommen etliche verkrautete Passagen in den kleinen Bachläufen, die in der nächsten Vegetationsperiode sicher nicht ohne Messer zu machen sein werden. 








Wir arbeiten uns vor bis zum ersten Abstieg in die Ribeira, das ist allerdings etwas enttäuschend, denn es tropft nur ein bisschen über die Kaskaden. Den riskanten Abstieg in den Kessel sparen wir uns deshalb und steigen über einen breiten Felsgrat auf. Sehr zur freudigen Überraschung wird uns hier das Klettern mal wieder mit einer Leiter erleichtert. Bevor wir endgültig die Hochebene erreichen, können wir noch einen Blick zur Wasserfall-Wand der Ribeira da Hortelã werfen. Ein kurzer Anstieg und wir sind im Quellgebiet der Ribeira. Jetzt müssen wir uns nur noch zum Terra-Chã-Weg zurückschlängeln.


die ersten Kaskaden Ribeira da Hortelã - leider trocken




die erste Wasserfallstufe der Ribeira do Hortelã - leider trocken

Quellgebiet der Ribeira da Hortelã

Fazit: der erste Teil der Tour mit Abstieg in die Ribeira do Seixal und Aufstieg auf den Lombo Queinmado ist wirklich schön und sehr beeindruckend, der zweite Teil entlang der der Nordseite des Lombos ist eine "Wildschwein-Strecke" bis man auf dem Felsgrat wieder nach oben kommt. Der kleine Gipfel, auf dem das Panoramafoto entstand, ist allerdings einen Besuch wert. Aber das lässt sich einfacher von der Serra aus realisieren.



GPX: https://de.wikiloc.com/routen-wandern/cascatas-da-ribeira-do-seixal-191575350