Bananenwege im Südwesten

Madalena do Mar - Bananais - Teleférico do Outeiro - Canhas - Ribeira de Santiago - Ponta do Sol - ER 101 - Passo - Madalena do Mar - 12 km

Wenn Madeiras Gipfel weiß sind, dann sind unsere Winterwanderwege küstennah, am liebsten im Südwesten. Zwischen Madalena do Mar und Ponta do Sol hatten wir in den letzten Jahren schon etliche Wegvarianten erwandert, aber es tun sich immer wieder neue auf. Die folgende haben wir mal wieder den Trailrunnern, bzw. dem Veranstalter des Ponto do Sol Race zu verdanken. Sie haben im Herbst 2021 eine Verbindung aufgemacht, die jahrelang durch Felssturz und Wildwuchs nicht begehbar war.

Wir starten also zunächst sehr beschaulich an der Kirche von Madalena do Mar auf der Rota da Bananeira RB 1, werden dann nochmal auf die Küstenstraße geleitet und biegen 200 m weiter wieder links in die Bananen ab. Die Vereda da Levada da Madalena zieht sich geradeaus beinahe senkrecht über Felsstufen nach oben bis zum Ende des Bananenlifts. Achtung: dort, wo der Weg deutlich sichtbar mit Betonstufen abzweigt, ist man falsch!

An dieser Gabelung muss man den unscheinbaren Trampelpfad nach links nehmen. Nach 20 Metern geht es wieder über Felsstufen weiter, dann kommt der Schilfrohr-Tunnel. Diese Passage hatte die Verbindung mit den Feldterrassen von Canhas jahrelang blockiert. Es ist die einzige Stelle, wo der Weg recht ruppig  ist.

Bei 180 m über dem Meer haben wir den parallel zum Hang verlaufenden Höhenweg erreicht und damit phantastische Ausblicke. Der Weg ist gut, aber schwindelfrei sollte man schon sein. Es geht so eben auf und ab bis zum Teleférico von Canhas.

Auf weiterhin spannendem Weg kommen wir bis zur oberen Station. Ab hier geht es auf kleinen Veredas bis zur Kirche von Canhas - kurze Kaffeepause! - und dann nur noch bergab. Wir treffen auf die ER 222, müssen uns für 200 Meter mit dem Autoverkehr arrangieren - und schon können wir wieder auf eine schmale Travessia - Calçada dos Fregueses Novos - nach links abbiegen. Wir sind jetzt in der Ribeira de Santiago mit der wunderschön restaurierten Bogenbrücke. Kurz danach zweigt ein sehr schmaler Weg nach rechts ab (ist leicht zu übersehen!), auf dem man hoch über dem Fluss, wieder durch Bananenterrassen bis nach Ponta do Sol kommt. 

An der nächsten historischen Brücke machen wir noch einen Schwenk nach links, um in Ponta do Sol Mittagspause zu machen. Dann wandern wir über die Küstenstraße zurück, die sich hier mit dem Verlauf des historischen Caminho Real deckt.

Fazit: eine spannende Neuentdeckung! Die Wege können alle gefahrlos begangen werden, aber Schwindelfreiheit braucht es zum Genuss der tollen Aussichten.

Gehzeit: 3 h 30

Höhendifferenz: ↗↘ 450 m

Anfahrt: Funcahl - VR 1 - Ribeira Brava - VE 3 - Madalena do Mar (2. Ausfahrt) - großer Parkplatz rechts am Ortseingang

zwei weitere Möglichkeiten für eine Runde zwischen Madalena do Mar und Ponta do Sol

https://paradies-goes-madeira.blogspot.com/2020/11/regenpause.html

https://paradies-goes-madeira.blogspot.com/2019/01/bananen-zuckerrohr-und-eukalyptus.html

Levada da Azenha - Caniço

Seit ich Madeira kennengelernt habe, bin ich ganze dreimal in Caniço gewesen. Einmal zum Zahnarzt, einmal zur Rast während der dritten Tagesetappe auf dem Caminho Real 23 und heute. Daran lässt sich unschwer erkennen, dass ich diesen Ort nur mäßig reizvoll finde. Was mich zum dritten Mal dennoch hierher lockte, war eine botanische Exkursion mit der Gruppe "Querida Natureza" an der Levada da Azenha. Um es gleich vorweg zu nehmen, diese Levada hat mich mit dem Ort versöhnt. Insbesondere die Tatsache, dass es selbst in diesem urbanisierten Gebiet nur wenige Schritte braucht, um aus dem Gewusel eines Shopping-Centers in die Natur und dschungelartige Wildnis zu kommen.

Mühle im Zentrum - Moinho da Vargem

nach einem Kilometer

nach 2 Kilometern, nahe der aktuellen Madre

Die Levada da Azenha ist eine der ältesten Levadas, die noch genutzt werden. Angeblich wurde sie bereits zu Beginn der Besiedlung Madeiras im 15. Jahrhundert angelegt, um eine Wassermühle anzutreiben. Mühlen entlang der Levada lassen sich auch heute noch entdecken - eine restaurierte mitten im Ortskern und die Moinho da Azenha, eine Ruine am Córrego do Vale Paraíso.

renovierte Wassermühle (in Privatbesitz) im Zentrum von Caniço

horizontale Schaufelräder der Mühle

auch der Turm der  Relógio de Água ist renoviert

Moinho da Vitória

Zufluss aus dem Córrego do Vale Paraíso

Doch zurück zur Botanik: wir bekommen entlang der Levada mehr als 60 unterschiedliche Spezies an Pflanzen, endemische und eingewanderte, darunter leider - wie überall - auch invasive Arten erklärt. Einige Lorbeerbäume lassen darauf schließen, dass in diesem Teil der Insel ein Lorbeerwald die ursprüngliche Flora gewesen sein muss. In den Ribeiras sehen wir aber auch noch den Seixeiro, eine endemische Weidenart, Salix canariensis. 

Eine kleine botanische Auswahl dieser Exkursion:

Conocephalum conicum - Kegelkopfmoos - Hepática talosa

Umbilcus rupestris - echter Venusnabel - Erva-dos-chapéuzinhos

Monstera deliciosa - köstliches Fensterblatt - Fruto-delicioso

Polygonum capitatum - Kopfiger Knöterich - Polígono-de-jardim (invasiv)

Adiantum reniforme - Talerfarn - Feto redondo 

Marchantiophyta - Lebermoos

Agaretina adenophora - Drüsen-Wasserdost - Abundância (invasiv)

Ceterach lolegnamense - Wollfarn - Doiradinha (endemisch, selten)

Zantedeschia aethiopica - Zimmerkalla - Bocas de Jarro

Zimmerkalla Variation - entsteht oft nach Einsatz von Herbiziden

Der Botanikspaziergang startete nahe der Relógio de Água. Nach der Überquerung der Estrada do Aeroporto sind noch die Spuren der ehemaligen Nutzung der Levada als Waschplatz zu sehen. Es gab frühe feste Zeiten für die Bewässerung der Felder und andere für die Wäsche.

historische Waschplätze an der Levada

An der Holzbrücke endet der gesicherte Levadaweg. Der weitere Verlauf zur aktuellen Madre in der Ribeira do Caniço ist sehr schmal und ausgesetzt, ein kurzes Stück mit Felsüberhang. Wir trennen uns hier von der Gruppe, doch unsere Idee nach der Madre weitergehen zu können endet im Dickicht. Also machen wir kehrt und nehmen den Weg über die Brücke und weiter auf der Vereda Velha do Castelo.

bis zur Brücke sichern stabile Holzgeländer

Ribeira do Caniço

nur für "sichere" Levadagänger

Madre der Levada da Azenha

die alten, bemoosten Zuläufe verfallen und verschwinden unter Dickicht

Inschrift nahe der Madre: “Feita pelos hereus no anno de 1910 sendo presidente o padre Ascenção”

Vereda Velha do Castelo

Eigentlich wollten wir von hier zur Levada dos Tornos und über eine Runde auf der Levada do Caniço wieder zurückwandern. Doch alle unsere Versuche einen Aufstiegsweg zu finden scheitern im undurchdringlichen Dickicht, das sich über die Wege ausgebreitet hat. Dafür lernen wir Caniço, oben bei Castelo, als Bauern- und Gemüsegarten kennen. Interessant ist, dass hier die typisch madeirensische Bewässerungsmethode aus der Levada den automatischen Sprenkleranlagen gewichen ist.

Brunnen in Castelo

"schnell weg, die Wanderer kommen"

der nächste Satz Salat und Gemüse steht zur Pflanzung bereit

Wir gehen mehr oder weniger den gleichen Weg wieder zurück bis zum Torre do Relógio da Água und folgen dann der Levada durch die Besiedlung bis zur Autobahn. Das ist überraschend idyllisch.

Blick auf Caniço

Azolla filliculoide - Feenmoos, großer Algenfarn - Feto aquático

Wassertank in Vargem

Echium plantaginea - Natternkopf - Língua-de-vaca

Levada da Azenha in Vargem

Fazit: Die Erkundung dieser kleinen Levada ist ein einfacher Spaziergang, solange ihr auf dem empfohlenen Wanderweg bleibt - PR 23. Der weitere Weg zur Madre und zum Zulauf bei der Moinho da Azenha ist nur Levada-Freaks anzuraten.

Gehzeit: 1 h 30 nur Levada hin und zurück

Anfahrt:  Funchal - VR 1 - Caniço - Estrada João Gonçalves Zarco/Continente Supermercado