31 Juli 2025

Regenloch Wilder Kaiser

Vierter Tag: kein Regen am Morgen. Wir wandern zum nahegelegenen Übungsfelsen am Bach und warten bis er abtrocknet. Derweilen binden wir wieder Knoten, bauen immer wieder einen Standplatz und merken, dass  dies ein perfektes Gehirntraining ist.
Nach drei Stunden Kletterei zieht sich der Himmel zu, wir wandern zurück, und bekommen was schönes zu Essen. Das hebt die Laune beträchtlich. 
Es ist wie im April, die Sonne kommt wieder heraus. Aber der Fels ist nass. Da bleibt nur ein Spaziergang bis zum nächsten Schauer, bzw. ein bisschen Training in der Boulderhütte. Und am Abend gibt es einen tollen Sonnenuntergang. Wenn das bedeutet, dass es über Nacht trocken bleibt, dann hätten wir morgen noch einen letzten Klettertag.






30 Juli 2025

Erste Kletterübungen am Hundskopf

Endlich scheint die Sonne. Wir vier Kursteilnehmer ziehen mit unserem Bergführer Tom frühmorgens los. Zunächst wandern wir 650 m hinauf zum Stripsenjoch-Haus. Eine kurze Kaffeepause später machen wir uns auf zum Hundskopf, einem Fels mit Kletterrouten in verschiedenen Schwierigkeitsgraden. Wir beginnen mit einer 3er Route, danach eine 5er und eine 6er am Top-Rope. Das heißt einer klettert, eine sichert, immer zwei bis dreimal die gleiche Spur. Herausfordernd und anstrengend.






Abseilen am Übungsfels

 An unserem zweiten Kurstag lässt der Regen mittags endlich nach. Alles trieft und tropft, aber wir müssen jetzt endlich raus. An einem 15 m hohen Felsklotz wollen wir das Abseilen üben. Zuerst an der glatten Wand, danach frei am Überhang. Es kostet schon ein bisschen Überwindung sich freizuhängen und auf die Bremswirkung des kleinen Sicherungsgeräts zu verlassen. Aber beim zweiten Mal macht es schon richtig Spaß.




Klettern am Wilden Kaiser

Warum Klettern, warum in der Bergsteigerschule am Wilden Kaiser? Das ist eine längere Geschichte. In Kurzfassung: ich wollte schon als Kind überall hinauf und jetzt wurde es wirklich Zeit endlich das ungeschickte Kraxeln mit der richtigen Klettertechnik zu verbessern. Auf die Kurse im Hans-Berger-Haus im Kaisertal bin ich schon vor vielen Jahren gestoßen. Mir gefiel die Philosophie „Berg-Natur-Mensch“

Dass es nur in dieser Reihenfolge funktioniert, bekommen wir nun kräftig zu spüren. Der Berg verschließt sich in einer Masse aus Wolken und Wasser und wir Menschen suchen Schutz in der Hütte. Damit der erste Kurstag nicht ungenutzt verstreicht üben wir Seiltechnick: Knoten, Sicherung, Standplatzbau, Abseilen alles im Boulder-Raum.




27 Juli 2025

Anderswo - am Wilden Kaiser



Wir sind auf Abwegen, diesmal in Österreich und zum ersten Mal in Tirol zum Wandern und Klettern. Seit unserer Ankunft regnet es und es ist fraglich, was überhaupt möglich sein wird. Fast jeder Weg ist ein Bach.

Immerhin haben wir für unsere Alpenzeit die richtige Hütte ausgesucht: das Hans-Berger-Haus im Kaisertal. Es ist ein Naturfreundehaus mit einer besonderen Atmosphäre, geprägt von drei Bergsteigergenerationen und einer intensiven Beziehung zu Nepal. Ein relativ ruhiger Ort in einer hochtouristischen Region. 

    


Der zweite Tag beginnt mit Starkregen und wir bleiben erstmal im Haus. Zum Glück tut sich in der Mittagszeit ein himmelblaues Fenster auf, da sollte doch eine kurze Wanderung möglich sein. Die Stiefel, Hosen und Jacken sind wieder trocken, also auf ins nächste nasse Abenteuer. Vom Hans-Berger-Haus führt ein schöner Bergweg hinauf zu den Scharlinger Böden. Für die erste Bachquerung gibt es glitschige Holzstämme, für die zweite müssen wir etwas suchen, um das reißende Wasser mit einem Sprung zu bewältigen. Das große Geröllfeld unter dem Wasserfall ist zwar trocken, aber beim weiteren Aufstieg folgen noch etliche Querungen oberhalb des Wasserfalls, die ziemlich herausfordernd sind. Dazu sollte man wissen, dass dieser Wasserfall eigentlich nur im Frühling während der Schneeschmelze existiert. Bei den ersten Schneefeldern machen wir kehrt, und schaffen es gerade noch vor dem nächsten Wolkenbruch die Hütte zu erreichen.

17 Juli 2025

Pau Branco - Ribeira do Passo

Levada Fajã do Rodrigues - Vereda do Pau Branco - Levada do Norte - Achada do Piquinho - 14 km

Ein Sehnsuchtsort, eine ausgiebige Wanderung, Wald, kühle Levadatunnel, und immer wieder Wasser - genau das richtige für einen heißen Sommertag. So viele Jahre (acht!) denke ich schon daran, diesen magischen Ort in der Ribeira do Passo wieder zu besuchen. 


So ganz einfach ist es allerdings nicht dort hin zu kommen. Wir beginnen unsere Wanderung an der Levada Fajã do Rodrigues bei Achada do Piquinho. Es ist ein sehr gemütlicher Weg entlang der Levada bis wir bei Ginjas den offiziellen Teil erreichen. Der PR 16 ist zwar nicht überlaufen, aber doch so gut besucht, dass sich vor den Tunneleingängen kleine Staus bilden. Wir trösten uns damit, dass wir ja nicht gegen den Hauptstrom zurück müssen, denn kurz vor dem letzten 1000 m langen Tunnel beginnt unser Aufstieg über die Vereda do Pau Branco.




Fast hätten wir den Zugang nicht gefunden, weil der steile Pfad durch mehrfachen Baumbruch und einem kleinen Erdrutsch verlegt war. Außerdem war es schwierig ein gutes Zeitfenster für den Einstieg zum Aufstieg zu finden, denn man befindet sich fast sofort quasi senkrecht über der Levada, und möchte vermeiden, dass loses Geröll oder kleine Äste auf die Leute hinabfällt, die unten vorbeigehen. Sobald sich der Pfad von der Levada wegdreht, wird es einfacher, wenngleich es sehr steil mit Handeinsatz bergauf geht. 







Dort, wo wir die Ribeira do Passo überqueren, ist mein Sehnsuchtsort, für den sich jede Mühe lohnt. Nach einem beherzten Sprung ruhen wir uns erstmal aus und lassen den Blick hinaus ins São Vicente-Tal gleiten. Dann geht es auf einem guten Pfad entlang des Bachs weiter bergauf.






Eine Passage, die garnicht kritisch aussieht,  ist mit einem Seil gesichert. Bei näherer Betrachtung macht das Seil Sinn, denn der Weg ist nur noch ein schmaler Überhang. Also besser festhalten, falls der Untergrund nachgibt! 


Dann erreichen wir die Kreuzung, wo sich der Weg gabelt, rechts führt er weiter nach oben, um die Levada do Norte über dem Tunnel zu queren für den weiteren Aufstieg zur Levada da Ribeira do Inferno. Als wir die Tour vor acht Jahren hinauf zum Pico Ruivo do Paúl gemacht hatten, sind wir an dieser Stelle glatt vorbeigelaufen: Höllenschlucht
Diesmal ist es Absicht, dass wir links bleiben, um direkt vor dem Tunneleingang auf die Levada zu treffen. Das geht viel müheloser als damals, weil sich der "nackte" Bach wieder begrünt hatte und es etwas zu greifen gab.




Für heute reicht es mit Aufstieg, die Wasserflasche wird gefüllt und sieben mehr oder weniger lange Levadatunnel sorgen für Abkühlung. Nach 4,5 km und knapp zwei Stunden (mit Pause) sind wir am Abzweig zum PR 17. 















Wir könnten nun in der Direttissima zurück zum Startpunkt in Achada do Piquinho hinuntersteigen, wählen aber die etwas längere und knieschonende Alternative, die mir Jorge (unser Guide für spezielle Wanderungen) im letzten Jahr gezeigt hatte. Ein Weg, den ich nur guten Spurensuchern anraten würde. Es gibt eigentlich keinen Weg, sondern man sucht sich eine gute Spur durch den Wald und  folgt dann einem trockenen Bachbett bis zu einer jähen Kante. Hier muss man sich rechts halten, um den Geländesprung zu umgehen. Die Baumzeichen sind rar und sehr alt. Man trifft auf einen deutlichen Hohlweg und kommt dann relativ schnell an die Levada Velha do Folhadal. Nochmal abkühlen im klaren rauschenden Wasser im winzig kleinen Levadabett, noch ein paar Schritte bergab und wir sind nach sieben Stunden sehr glücklich zurück am Ausgangspunkt.





Fazit: für diese schöne, lange Tour braucht es Bergwandererfahrung und Ortskenntnis. Wer sich in der Region nicht auskennt, sollte sich für die Runde einen Wanderführer nehmen: madeirawonderhikes

















13 Juli 2025

Ribeira da Água Negra im Sommer

Es gibt Orte, die einmal entdeckt eine besondere Anziehungskraft haben. Für mich gehört der Bachlauf der Ribeira da Água Negra dazu. Im regenreichen Frühling beeindruckt sie mit wunderschönen Wasserkaskaden, blaugrünen Poços und einem imposanten Wasserfall. Jetzt im Sommer, haben wir schon ein bisschen mit der Vegetation zu kämpfen, insbesondere der meterhohe Farn macht den Weg beschwerlich. Trotzdem ist es eine wunderschöne Wanderung mit kleinen Erfrischungen im kristallklaren Wasser. 

Unsere Runde haben wir diesmal nicht mit Abstieg vom Pico Fernandes über die Vereda do Pau Seco gemacht, weil dieser Weg doch ein bisschen langweilig ist seit er zum PR mit den üblichen Blockbohlenstufen "renoviert" worden ist. Viel schöner ist es vom PR 13 über die Balcões zum Poço Redondo hinunterzugehen. Der Weg ist gut und ungefährlich, nur manchmal braucht es ein bisschen Handeinsatz. Einzig im Bereich eines alten Felsbruchs ist etwas Orientierungssinn für die Wegfindung notwendig.












Fazit: sehr schöne Runde, die zwar in der nassen Jahreszeit interessanter ist, aber auch im Sommer öfter begangen werden sollte, damit die Wege offen bleiben

Gehzeit / Strecke: 4 h / 8,5 km

Höhendifferenz: 400 m

GPS: https://de.wikiloc.com/routen-wandern/ribeira-da-agua-negra-221875929