12 November 2024

Ribeira do Seixal - Lombo Queimado - Ribeira da Hortelã

Es war ein phantastischer Novembertag, inselweit sonnig und windstill, ideal für eine Entdeckertour.


Vor einer Woche hatten wir auf Paúl da Serra über die Vereda do Paredão eine neue Wanderrunde ausgekundschaftet. https://paradies-goes-madeira.blogspot.com/2024/11/vereda-do-paredao-paul-da-serra.html

Die Wegmarkierungen zeigten einige Abstiege hinunter in die Ribeira do Seixal, und das wollten wir nun mal ausprobieren. Es hatte in der letzten Woche kaum geregnet in den Bergen, so dass wohl keine gewaltigen Wasserfälle zu erwarten waren. Dafür hatten wir aber den Vorteil relativ einfach und trockenen Fußes in der Ribeira herumkraxeln zu können.















Nach dem dritten Abstieg und der Erkundung flussaufwärts entdeckten wir den Aufstieg zum Lombo Queimado am anderen Ufer. Es geht ziemlich steil hinauf, der Weg ist aber gut. Schon allein für die Entdeckung einer sehr seltenen Orchideenart hat sich die Tour gelohnt. Es wächst dort ein ganzes "Nest" der Goodyera macrophylla, und zwei Pflanzen waren noch blühend (Blütezeit: September/Oktober)

https://madeira.flora-on.pt/#/1goodyera





Oben angekommen könnten wir rechts zurück zur Serra weiter aufsteigen. Wir wollen aber über die Nordseite des Lombo Queimado zur Ribeira da Hortelã, beziehungsweise zu deren erstem Wasserfall. War der Weg bis hierher (inclusive aller Bachabstiege) recht moderat, wird dieser Teil ziemlich wild. Er ist zwar aktuell frisch freigeschlagen, verlangt aber doch ein hohes Maß an Gelenkigkeit. Dazu kommen etliche verkrautete Passagen in den kleinen Bachläufen, die in der nächsten Vegetationsperiode sicher nicht ohne Messer zu machen sein werden. 








Wir arbeiten uns vor bis zum ersten Abstieg in die Ribeira, das ist allerdings etwas enttäuschend, denn es tropft nur ein bisschen über die Kaskaden. Den riskanten Abstieg in den Kessel sparen wir uns deshalb und steigen über einen breiten Felsgrat auf. Sehr zur freudigen Überraschung wird uns hier das Klettern mal wieder mit einer Leiter erleichtert. Bevor wir endgültig die Hochebene erreichen, können wir noch einen Blick zur Wasserfall-Wand der Ribeira da Hortelã werfen. Ein kurzer Anstieg und wir sind im Quellgebiet der Ribeira. Jetzt müssen wir uns nur noch zum Terra-Chã-Weg zurückschlängeln.


die ersten Kaskaden Ribeira da Hortelã - leider trocken




die erste Wasserfallstufe der Ribeira do Hortelã - leider trocken

Quellgebiet der Ribeira da Hortelã

Fazit: der erste Teil der Tour mit Abstieg in die Ribeira do Seixal und Aufstieg auf den Lombo Queinmado ist wirklich schön und sehr beeindruckend, der zweite Teil entlang der der Nordseite des Lombos ist eine "Wildschwein-Strecke" bis man auf dem Felsgrat wieder nach oben kommt. Der kleine Gipfel, auf dem das Panoramafoto entstand, ist allerdings einen Besuch wert. Aber das lässt sich einfacher von der Serra aus realisieren.



GPX: https://de.wikiloc.com/routen-wandern/cascatas-da-ribeira-do-seixal-191575350

10 November 2024

einfache Wanderung im Südwesten

Estreito da Calheta - Prazeres - Maloeira - Raposeira - São João

Der Himmel ist grau und wir sind sehr unentschlossen, wo wir wandern wollen. Die Levada Nova, 200 m über unserem Haus bietet sich bei solchen Gelegenheiten am besten an. Aber weil sie nicht sehr eindrucksvoll ist - besonders im November - braucht es ein attraktives Ziel. Also reservieren wir im Sunshine Pub in Raposeira einen Tisch, wo wir uns mit einer Freundin treffen wollen, und gehen direkt los. Es ist schon Nachmittag und, um anzukommen bevor es dunkel wird, sind wir mal ein bisschen schneller unterwegs als üblich. 

Auf den Veredas geht es zunächst hinauf zur Levada. Ein paar Kilometer ziehen sich die Schleifen, dann sind wir in Prazeres. Wir bleiben noch bis Maloeira an der Levada, und bevor diese sich wieder in den Wald windet, gehen wir erst links, dann rechts bergab auf den schön restaurierten alten Kirchenweg nach Raposeira. Weiter auf der Travessa da Escola Velha erreichen wir den ebenfalls restaurierten Weg, der nach Fajã de Ovelha führt. Diese Caminhos sind gerade erst fertiggestellt und rechts und links davon sieht es noch ein bisschen nüchtern aus. Das wird sich aber in den nächsten Monaten begrünen.
Am Ende könnten wir wieder auf die Levada Nova für den Rest des Weges bis São João, nehmen aber lieber die Regionalstraße, damit uns die Freundin für den letzten Kilometer noch mit ins Auto nehmen kann. 

Belohnt werden die 15 km mit einem Glas Wein und einem sehr guten Essen.

Levada Nova


Ribeira da Cova




wie schön, dass der große Lorbeerbaum, ein echtes Relikt in dieser Gegend, den Brand im letzten Herbst überlebt hat.



Ribeira das Galinhas



Fazit: eine leichte Wanderung für Schlechtwettertage mit schönen Aussichten auf den alten restaurierten Caminhos






03 November 2024

Vereda do Paredão - Paúl da Serra

Vor ein paar Jahren habe ich mal so leichthin gesagt, dass ich zeitlebens wohl kaum alle Wege auf Madeira erwandern kann, die es auf dieser kleinen Insel gibt. Am Wochenende fühlte ich mich mal wieder bestätigt. Und es liegt nicht daran, dass mir für die noch unbekannten und wilden Wege die mentale oder körperliche Kraft fehlen würde (noch nicht!), sondern dass immer wieder vergessene Wege wiederentdeckt und begehbar gemacht werden. 

Diesmal also von der Hochebene Paúl da Serra ein Stück hinunter entlang der Ribeira do Seixal und zurück über den Pico dos Assobiadouros. Eigentlich eine kurze Runde (gut 6 km), aber wir haben uns fünf Stunden dafür Zeit gelassen. Es gäbe noch etliche Abstecher zu machen zu den Wasserfällen der Ribeira, bzw. einen Übergang zum Lombo do Queimado (auf dem wir im letzten Monat einen neuen, alten Weg gegangen sind), doch das wollten wir uns für das nächste Mal aufsparen. Die Tage sind zu kurz und das Wetter zu unbeständig für stundenlange Experimente. Auch ohne spektakuläre Wasserfälle ist die Runde spannend genug.


Los ging's auf dem Terra-Chã-Weg bis zu einem mit Fähnchen gekennzeichneten Pfad durch den Ginster. Das ist der Weg, den die Canyoninger nehmen, um sich in den Wasserfällen der Ribeira do Seixal hinunterzulassen. Wenn man ihm folgt steht man nach wenigen Minuten im Bachbett (zumindest jetzt im Winter). Der frühe Abzweig nach links zur Vereda do Paredão ist nicht so offensichtlich. Sobald wir jedoch auf der richtigen Spur waren, war die Orientierung ein Kinderspiel. Bis zur ersten Bachquerung (ca. eine Stunde ab Abzweig) ist es ein sehr schöner Bergwanderweg durch den Baumheidewald. 




Danach wird der Weg zunehmend interessanter, aber auch anspruchsvoller. Unter uns hören wir die Ribeira, neben uns ragen senkrechte Felswände auf. Immer wieder tun sich "Fenster" auf und lassen einen Blick auf den gegenüberliegenden Lombo do Queimado zu. 







Bärlapp - Huperzia selago - Licopódio








Je weiter wir nach Westen kommen, um so schöner sind die Ausblicke und um so schroffer werden die Felsen, die sich immer wieder in den Weg stellen. Zum Glück hat der eifrige Renato Cabral (er hätte schon längst einen Wanderwege-Ehrenorden verdient) für die schwierigste Passage eine Leiter gebaut. 

Lombo do Queimado


Ribeira do Seixal





Chão da Ribeira



Pilze sorgen für Farbtupfer


kaum erkennbar: ein meterdicker Baumheidestamm, komplett bemoost


die Pilze sind faszinierend




Als wir einen Felsgrat erreichen, sind wir etwas unschlüssig, ob wir auf dem Grat hochgehen sollen oder dem offensichtlichen Weg unterhalb des Grats weiter folgen, um dann auf den PR 13 zu stoßen. Wir gehen erstmal den Weg weiter bergab, entschließen uns dann aber zur Umkehr, um den kürzeren Rückweg über den Grat zu nehmen, weil sich die Wolken verdichten und der angekündigte Regen näher rückt. Der Grat ist breit genug, um gefahrlos zur Serra aufzusteigen. 





Mit Blick direkt auf das große Speicherbecken kommen wir knapp oberhalb der ER 209 an. Zwar können wir den Weg weiterhin oberhalb der Straße fortsetzen, aber die Ruhe ist dahin, denn mittlerweile rauscht der Verkehr auf der Fanalstraße wie auf einer Schnellstraße. Da machen wir gerne zum Schluss noch den kurzen Aufstieg, um die schöne Runde entspannt zu beenden. Leider regnete es ab dem Gipfel doch etwas mehr und wir verzichteten auf weiteres Hakenschlagen durch die Büsche. Die letzten 500 m entlang der stark befahrenen Straße waren die gefährlichsten auf der ganzen Strecke 😰 Da wäre uns die schlammige Piste, wie sie auf dem Foto aus dem letzten Jahrhundert zu sehen ist, fast noch lieber gewesen.








Fazit: eine anspruchsvolle, sehr stille Wanderung; unproblematisch für die Orientierung, weil gut markiert

Gehzeit: 3 h 30

Höhendifferenz: 480 m

GPX: https://de.wikiloc.com/routen-wandern/pinheiro-de-fora-190412680