08 Juli 2020

Treppenwege im Ribeira Brava-Tal über die Levada do Norte

Meia Legua - Espigão - Levada do Norte - Eira do Mourão -  Fajã da Ribeira - 10,9 km




Sonne und Wärme im Süden - Regen und Kälte in den Bergen, wo wir eigentlich wandern wollen. Das ist Madeira!


Also bleiben wir in den tieferen Lagen und drehen eine spannende Runde über die Treppenwege im Ribeira Brava-Tal. Wir starten am Sportzentrum kurz vor dem Meia Legua-Tunnel (nahe Continente). Der Gang durch den Tunnel bleibt uns leider nicht erspart, obwohl der Weg außerhalb am Fluss entlang schon längst wieder hergerichtet ist, aber völlig unverständlich für Fußgänger gesperrt wurde. 





 Dann gehen wir über die Brücke der Ribeira und beginnen den Aufstieg nach Espigão.





Ein paar Stufen hoch, links der Felsrücken, rechts Kartoffeln, Bohnen, Zwiebeln und das Rauschen der Ribeira do Espigão - und schon haben wir die Zivilisation hinter uns gelassen. Dort, wo die kultivierten Flächen zu Ende sind, wächst uns aus Fugen und Ritzen Petersilie entgegen und mit dem letzten (unbewohnten) Haus hört auch der gepflegte Treppenweg auf. 





senkrechter Blick auf Meia Legua

das enge Ribeira Brava Tal


gefiederte Gänsedistel - Sonchus pinnatus - Leituga (endemisch)


ehemalige Höhlenwohnungen sind in dieser Region häufig anzutreffen

Johanniskraut - Hypericum perforatum - Malfurada


Der historische Naturstein-Treppenpfad wurde zwar vor drei Jahren aufwändig renoviert, ist aber mittlerweile wieder unter losem Geröll und üppiger Wildblumenflora beinahe unsichtbar geworden. Lästig sind nur die Samen des behaarten Zweizahns, die sich an die Kleidung heften und uns schulterhoch in Igel verwandeln.




In Höhe von 520 m kommen wir zur nächsten Ansiedlung, die noch teilbewohnt ist. Üppige Rosenbüsche, Pflaumen-, Feigen- und Maulbeerbäume gaukeln Idylle vor, wo nur Armut herrscht. Der Weg hoch zum Dorf und hinunter nach Ribeira Brava ist weit, die Bewohner leben hier noch in einer anderen Welt.



Maulbeeren


Wir wandern weiter bergauf bis zur Kreuzung, wo sich der markierte Weg nach Espigão teilt. Aber es gibt dort noch einen dritten Weg, nach rechts, den wir verfolgen wollen, in der Hoffnung eine Verbindung zur Levada do Norte zu finden. Wir treffen am Ende des Lombos auf eine betonierte Vereda und zwei Häuser, danach beginnen terrassierte Felder. Stangenbohnen, Mais, Inhame und zwischendurch ein paar Weinterrassen lassen auf eine regelmäßige Bewirtschaftung und damit auch auf zugängliche Pfade zwischen den Terrassen schließen. 




steile Wege zwischen den Feldterrassen

die Blätter der Inhame-Wurzel

der verwilderte Teil

nur noch ein paar Meter bis zur Levada do Norte


Try and Error bringen uns letztendlich unserem Zeil der Levada do Norte näher. Der Hang ist steil, der Weg, sobald wir den richtigen gefunden hatten, aber eindeutig. Eine kleine Levada, aus dem Nebenarm der Ribeira do Espigão abgeleitet, begleitet uns knapp bis auf die Höhe der Norte. Die letzten paar Abstiegsmeter müssen wir an einer felsigen Wand etwas kraxeln. Auf dem erreichten Feldweg halten wir uns links und stehen kurz danach direkt vor dem südlichen Eingang des Espigão-Tunnels. Geschafft!






südlicher Eingang des Espigão-Tunnels an der levada do Norte



Den Tunnel lassen wir links liegen und folgen der Levada do Norte bis Eira do Mourão - nicht ohne vorher noch eine Rast  im Bachbett der Ribeira do Espigão zu machen.



Rückschau zum Abstiegshang


der Einstieg in die kleine Schlucht der Ribeira do Espigão




Casa do Levadeiro - frisch renoviert


Ab Eira do Mourão, einem nest aus wenigen Häusern, beginnt der Treppenabstieg zurück ins Ribeira Brava Tal. Auch hier erobert sich die Vegetation allmählich den Weg, der oft nur noch am massiven Geländer erkennbar ist. Er wird eindeutig nur noch selten begangen.



Eira do Mourão

Blick auf unseren Start- und Zielpunkt beim Sportstadion

Vegetation jeglicher Art erobert den Weg


auch hier wieder ehemalige Höhlenwohnungen




Fazit: eine spannende Runde, wenn man sich auf nicht ganz eindeutige Spuren einlassen will. Als einfache Alternative zur Levada do Norte bietet sich der Rundweg über die kaum befahrenere Estrada do Espigão  an, den ich vor drei Jahren beschrieben hatte:


https://paradies-goes-madeira.blogspot.com/2017/02/treppenwege-im-ribeira-brava-tal.html





Gehzeit: 4 h15


Höhendifferenz: 750 m





Anfahrt: Funchal - VR 1 - Ribeira Brava - VE 4 Richtung São Vicente - Parkplatz am Sportzentrum

 





07 Juli 2020

Eine Sommernacht auf dem Pico Ruivo do Paúl

Der Pico Ruivo do Paúl kann an einem schönen Sommerabend mit einem kurzen Spaziergang "erklommen" werden. Wir wollen nicht nur den Sonnenuntergang gucken, sondern auch die Sterne und zum Übernachten testen wir ein ganz kleines Leichtzelt.


Paúl da Serra am späten Abend

Blick in die Ribeira do Inferno


die beste Aussicht ist immer ganz oben


ein wirklich sehr kleines Zelt



mehr war vom Sonnenaufgang leider nicht zu sehen


Fazit: das Zelt war unbrauchbar, aber die Nacht war glücklicherweise mild und trocken

02 Juli 2020

Ponta de São Lourenço - eine botanisch-geologische Wanderung



Wir sind auf Schlechtwetterflucht - und weil wir sowieso am Morgen eine Freundin zum Flughafen bringen, wagen wir mal wieder eine Wanderung auf die Ostspitze Madeiras. Ein Wagnis ist diese einfache Wanderung deshalb, weil Feiertag ist, und wir nicht wissen, wieviel bei diesem auch bei Einheimischen beliebten Ausflugsziel los ist.

Wir haben Glück! Die wenigen Wanderer verteilen sich und die meisten sind sowieso auf dem Weg zum Badestelle am Cais do Sardinha. Nachdem die Wolken abgezogen sind, haben wir ein phantastisches Licht. Die Hänge sind noch leicht grün und es blüht auf Schritt und Tritt.





Klebäonium - Aeonium glutinosum - Farrobo



Cais do Sardinha - morgens noch schön leer

Besucherinfo beim Casa do Sardinha

stachelige Kardone - Cynara cardunculus - Cardo


Pico do Furado - Marienschrein mit Eiskraut

Blick vom Pico do Furado zum Leuchturm auf der Ilhéu do Farol und zu den Desertas

Abbruch am Pico do Furado


dickblättriges Christusauge - Tolpis succulenta - Visco


fleischige Wucherblume - Argyranthemum pinnatifidum - Estrelas

drüsige Wolldistel - Andryala glandulosa - Bofe de Burro

Eiskraut - Mesembryanthemum crystallinum - Erva Gelada

Casa do Sardinha mit Blick auf die Baia de Abra

Casa do Sardinha mit Blick auf den Pico do Furado - starke Erosionsschäden durch Betritt

gefranste Raute - Ruta chalepensis

???

Mittelmeer-Winde - Convolvulus althaeoides - mediterran

Madeira-Levkoje - Matthiola maderensis - endemisch


Fetthenne - Monanthes lowei - Einsaiåo





Meerfenchel - Crithmum maritimum - Funcho Marinho

Klippenleimkraut - Silene uniflora

???





Fazit: die Halbinsel an der Ostspitze Madeiras ist einzigartig und unterscheidet sich sowohl im Klima als in der Vegetation sehr vom Rest der Insel.  Neben der verbreiteten Küstenflora wachsen hier eine große Zahl endemischer Pflanzen.
Der Massenwandertourismus, der in der Eröffnung eines Cafés im Casa do Sardinha und einer Imbussbude am Cais do Sardinha gipfelt, ist jedoch sehr zum Schaden des fragilen Ökosystems. Rund um die "Oase" des Besucherzentrums mussten Rattenfallen aufgestellt werden und die kleinen Buchten entlang der zerklüfteten Küste beginnen zu vermüllen. 
Es wäre wünschenswert, wenn dieser Teil Madeiras unter besonderen Schutz gestellt würde und die Besucherzahlen kontrolliert und reduziert würden.