31 Januar 2021

Levada do Brasileiro mit Abstieg

Es scheint nicht die richtige Zeit für Wanderexperimente zu sein: aus einer geplanten Rundtour mit einem Abstieg von der Levada do Brasileira zur Levada da Ribeira da Janela und einem Aufstieg weiter östlich wurde wieder nur ein Hin und Zurück.


Wir haben den Einstieg zur Levada do Brasileiro diesmal von oben, also ab der Madre, genommen. Es braucht schon ein wenig Ortskenntnis von oben kommend den Anfang zu finden (von unten ist es einfacher). Die Wanderung entlang der Levada ist wie immer wunderschön, allerdings haben die heftigen Regenfälle im Januar einiges an Schäden verursacht. Eine riesige Schwarzholz-Akazie war zum Glück bereits so zurecht gesägt, dass man passieren kann, aber es gibt noch einige Erdrutschstellen, bei denen besondere Vorsicht geboten ist.



die Madre - das Wasserhäuschen





Baumbruch


Wackelsteine ohne Sicherung


die immer nasse Wand



a Fonte do Ze - jetzt wissen wir's: Sepp's Quelle

Kurz bevor die Levada die Regionalstraße ER 105 kreuzt, beginnt der geplante Abstieg. Wir haben gleich zu Beginn zweimal die Spur verloren und mussten lange nach Markierungen suchen.  Dort, wo ein Weg erkennbar war, fanden wir auch Baummarkierungen, wo nichts zu sehen war, fehlten auch die Markierungen. Meist ist der Waldboden weich, die Füße finden kaum halt, lose Steine und morsches Holz, verborgen unter der Laubdecke, machen jeden Schritt wackelig. Kurz gesagt, es war sehr schwierig und dauerte ewig. Unser Freund rutsche außerdem zweimal etliche Meter den Hang hinunter. Zum Glück kam er mit ein paar Schürfwunden davon.




Uns lief die Zeit davon und als wir in ein extrem steiles Areal kamen, wo wir absolut keine sichere Orientierung mehr hatten, machten wir kehrt. Das nahm uns den Zeitdruck, wir stiegen langsam wieder hoch zur Levada do Brasileiro, machten Rast und wanderten gemütlich zum Auto zurück. 



Madre de Louro - Laurobasidium laurii


der einzige Platz, wo ich die Füße gerade hinstellen konnte

wieder zurück an der Levada

der "Akazientunnel"



Grossblättrige Kratzdistel - Tangerão - Cirsium latifolium (Endemit)


Am Ende war auf dem Heimweg sogar noch Zeit, um auf einen Poncha einzukehren, bevor um 17 Uhr die Bars schließen müssen.


Fazit: die Levada do Brasileiro ist für trittsichere, schwindelfreie Wanderer ein Genuss; der Abstieg ist eine Herausforderung, die ich selbst wohl nicht noch einmal annehme





Zur Levada do Brasileiro gibts hier noch mehr Infos und Fotos:


https://paradies-goes-madeira.blogspot.com/2016/10/die-unbekannte-levada-do-brasileiro.html



24 Januar 2021

Levadawanderung vom Encumeada-Pass in den Cascalho

Boca da Encumeada - Levada das Rabaças - Cascalho - und zurück 15,8 km

Der Winter ist erstmal vorbei. Die Sonne scheint, die Temperaturen sind mild, kein Wind. Ein paar Schneereste liegen noch in den schattigen Ecken auf der Serra und auf den hohen Gipfeln. Auf unserer Fahrt nach Paúl da Serra sehen wir Familien mit Kindern, die auch das letzte bisschen Schnee noch auskosten wollen und auf den kleinen weißen Flecken Mini-Schneemänner bauen.

Wir sind zu viert unterwegs (ja, wir dürfen das noch!) und wollen endlich mal durch den langen Tunnel der Levada das Rabaças gehen und am liebsten danach den alten Pfad nach Pedras hochsteigen und über Stonehenge weiter bis Bica da Cana. Soweit der Plan. Nun könnt ihr euch schon denken, dass es nicht geklappt hat. Die Ausgangssperre ab 18 h war unser Zeitlimit. Wir mussten also bis spätesten 17 h am ersten Auto sein, damit wir rechtzeitig nach Hause kämen. Corona ist doof! 😢😢😢😢😢



Wir stellen also unser erstes Auto bei Bica da Cana ab und fahren maskiert mit dem zweiten bis zum Encumeada Pass. Bei strahlend blauem Himmel wandern wir zunächst entlang der Levada do Norte Richtung Westen und dort, wo sie nach Norden durch den ersten Tunnel abknickt, gehen wir rechts weiter an der Levada das Rabaças. Auch wenn wir hier schon oft waren, ist sie immer wieder ein Genuss. Die Ausblicke, auf den Lombo do Mouro, den Pico Redondo, den Pico das Furnas und die bizarre Crista de Galo vor uns und die Gipfelsilhouette mit dem hervorstechenden Pico Grande hinter uns, sind einfach traumhaft. 







Und es rauscht das Wasser von allen Seiten. Der erste kleine Tunnel ist deshalb noch ein bisschen nasser und matschiger als üblich. Beim zweiten, der immerhin 2.350 m lang ist, sind die ersten und letzten hundert Meter noch schlimmer. Wir patschen und schlittern durch den Matsch, gleichzeitig darauf bedacht den Kopf einzuziehen. Der größte Teil der Strecke ist allerdings unproblematisch zu laufen. Mitten in der tiefen Finsternis entdecken wir zuerst ein Spinnennetz und dann - große Überraschung - noch einen Frosch (Tiere sind in den Tunneln selten anzutreffen).






Am Ende treten wir hinaus in den kleinen Cascalho und folgen der Levada bis hinein in den großen Cascalho. Wir gehen sehr ruhig und konzentriert, denn hier haben die Steinschläge ziemlich viel vom Weg zertrümmert. Es ist eine gewaltige Kulisse: die hohen Felswände mit ihren Wasserfällen über uns, der tiefe Abgrund unter uns und über all dem die ziehenden Wolken. 






Hier sammelt sich in vielen Cascatas rund um den Kessel das Wasser der Ribeira da Ponta do Sol. Die zerstörte Levada ist über hängende Rohre mit der Westseite verbunden, für uns ist hier der Umkehrpunkt. Wie schade, dass mit den Rohren nicht gleich eine Hängebrücke installiert worden ist.






Wir wandern also zurück, machen eine kleine Pause mit Blick ins lange Tal der Ribeira da Ponta do Sol, und setzen beim Tunnelausgang unseren Weg an der kleinen Levadinha fort. Hier donnert mächtig viel Wasser herunter, das im großen Levadabett aufgefangen wird. Die Stufen sind nass und glitschig, das Blancieren auf den von Wasserfällen überspülten Mäuerchen verlangt höchste Aufmerksamkeit. Darüber verpassen wir den Abzweig zum Aufstieg und folgen einem markierten Pfad, der uns eher nach unten führt. Irgendwann ist klar, dass es kein Aufzeichnungsfehler des Garmin ist, sondern, dass wir wirklich falsch sind. Wir kehren um, sehen zwei vermeintliche Spuren nach oben, aber ... ein Blick auf die Uhr sagt uns, dass wir keine weiteren Experimente machen können, wenn wir rechtzeitig bei den Autos ankommen wollen. Zurückzugehen, weil ein Weg versperrt oder zu gefährlich ist, das ist eine Sache, aber weil man wegen des Confinamento in Zeitnot gerät, das ist einfach nur blöd. Zumal wir ja nun durch den langen Tunnel zurück müssen.








Am Ende kommt wenigstens noch der Norte-Hahn, um uns einen schönen Abend zu wünschen.



Fazit: eine sehr schöne Levadawanderung für die es Schwindelfreiheit braucht, um sie zu genießen. Der Cascalho ist den Gang durch den Tunnel auf jeden Fall wert. 




Gehzeit: 5 h

Höhendifferenz: keine (wenn man keinen Aufstieg nach Pedras plant)

Anfahrt: Funchal - VR 1 - Ribeira Brava - VE 4 - Serra de Água - ER 105 - Boca da Encumeada - (ER 105 - Bica da Cana)



noch mehr Wanderungen auf der Levada das Rabaças:

percurso-recomendado-nr-17-als-rundkurs

von-ponta-do-sol-in-den-cascalho