Paradies goes Madeira: Boaventura - immer wieder ein Genuss

10 Juni 2023

Boaventura - immer wieder ein Genuss

Boaventura - Tanque - Falca de Baixo - Serra de Água - Levada das Faias - Fajã Grande - Boaventura - 12,8 km

Ich hatte mal wieder Sehnsucht nach meiner zweiten Heimat - Boaventura und das Tal der Ribeira do Porco. Und weil es in der vergangenen Woche im Norden längst nicht so schlimm geregnet hatte wie im Süden und in den Bergen, bot sich eine Rundtour hier geradezu an. Das faszinierdende an dieser Region ist ja, dass es so viele Wege gibt, die man immer wieder anders zu einer Runde kombinieren kann. Diesmal beginnen wir an der Kirche in Boaventura, gehen zur ER 211 und steigen nach 150 m die Treppe hoch zum Caminho Achada do Pereiro. Auf diesem alten Wirtschaftsweg geht es vorbei an ein paar Ruinen (zwei davon scheinen tatsächlich noch bewohnt), Mikrofeldern, immer entlang von Natursteinmauern. In Tanque erwarten uns wieder aktiv bestellte Terrassenfelder mit Obstbäumen, Erdbeer- und Gemüsekulturen. Alles aufgebaut mit Hilfe von EU-Fördermitteln - natürlich. wie sollte es denn auch sonst möglich sein, dass sich junge Leute in dieser Abgeschiedenheit eine Existenz aufbauen können? Die Einnahmen aus dem Tourismus sind es jedenfalls nicht, die hier zur Verfügung stehen. Die werden von der Inselregierung in die Bauindustrie gepumpt, damit der Süden der Insel flächendeckend zubetoniert wird. Da läuft ne Menge gewaltig schief.

Wir sind aber zum Wandern und Genießen hier und ich trenne mich schnell wieder von Gedanken, die zu nichts führen. Stattdessen freue ich mich über die Gärten, die renovierten kleinen Steinhäuschen und den netten Hund, der uns gerne begleiten möchte. Auf dem Abstieg nach Falca de Baixo über den Caminho da Achada Grande wird er aber von seinem kleinen Freund aufgehalten, und wir können unseren Weg fortsetzen. In Falca gibt’s in der Bar hinter der Kirche erstmal einen Kaffee und einen kurzen Plausch mit der Wirtin. Dann geht es runter zur Ribeira do Porco, über die Brücke und auf der anderen Seite wieder rauf zur winzig kleinen Siedlung Serra de Água. Von dort führt ein schöner Weg weiter hinauf zur Levada das Faias. Sie gehört definitiv zu meinen Lieblings-Levadas - so grün, dass man die Farbe fast spüren kann. Wir gehen in Fließrichtung, in diesem Abschnitt gibt es nur zwei leicht ausgesetzte Passagen. Bei den nächsten Häusern - in Lamaceiros - wechseln wir kurz auf die Straße, um dem zu stark verwachsenen Teil der Levada auszuweichen. 300 m weiter finden wir sie wieder gut freigeschnitten und problemlos begehbar. Wir bleiben auf der Levada bis der Caminho da Boca das Voltas kreuzt (nicht der Betonweg nach Fajã do Penedo, sondern der ursprüngliche Bergweg nach Fajã Grande). Der Abstieg ist relativ steil, aber in gutem Zustand. An der ER 211 angekommen lädt die Bar Barbosa nochmal zu einem Kaffee ein. Danach beginnt ein etwas unübersichtliches „Hausecken-Wandern“über die Veredas und Caminhos, aber eigentlich kann man nichts verkehrt machen, wenn man sich in Richtung Küste hält. Sollte man versehentlich auf einem Feld oder einem eher privaten Weg landen, einfach freundlich fragen, ob man passieren darf. Es scheint fast als freuten sich die Bewohner, dass mal jemand vorbeikommt.

Nach einem kurzen Straßenstück des Caminho do Cardo taucht das Schild „Vereda do Encontro“ auf, hier geht's nochmal runter zum Fluss, über die Brücke und auf der anderen Seite wieder rauf, bis wir auf dem Caminho da Coada ankommen. Das ist der historische Caminho Real 27 von Funchal nach Boaventura und er führt uns direkt zurück zur Kirche, in die wir noch kurz hineinschauen. Am Ende machen wir noch einen Abstecher zum Miradouro am Friedhof. Er bietet den schönsten Blick auf den Pico do Arco und den Küstenweg Caminho da Entrosa.