03 November 2025

Caniçal - Wandern über Flugzeugen

Levada do Caniçal - Dregual - Ilhéu - Praia do Ribeiro do Natal - 7 km

Im Frühling hatten wir den schönen Weg über den Grad des Dregual schon einmal unternommen. Da kamen wir von Süden her und es war ein sehr schwer zu findender und elend zugewachsener Pfad.

https://paradies-goes-madeira.blogspot.com/2025/03/kleine-runde-zwischen-machico-und.html

Diesmal wählten wir den Percurso de Treino Machico, der über die Levada do Caniçal von Norden her zum Dregual führt. 

Weil meine Knie zur Zeit nicht ganz so gut mitmachen, wollten wir die Runde etwas abkürzen und stellten ein Auto ans Ende des Walfängersteigs am Praia do Ribeiro do Natal. Für den Wanderstart fuhren wir hinauf zu den Wassertanks bei Eirinha. Ein breiter Weg bringt uns bis zur Levada. Ab hier können wir den Wegweisern des genannten Trainings-Trails folgen. Wir verlassen die Levada vor dem alten Caniçal-Tunnel und gehen auf dem Wirtschaftsweg weiter hinauf zum Dregual. 


Levada do Caniçal


Die folgende Wanderung über den Grat ist nicht schwierig, an den Felspartien ist Handeinsatz aber öfter notwendig. Der Blick über Caniçal hinweg zur Halbinsel São Lourenço ist wunderschön. Die Auto- und Menschenmassen sind ja nur mit dem Fernglas erkennbar.







Wir treffen auf den Weg, der vom Pico da Senhora herunterkommt, und steigen hier wieder ab - Richtung Pico do Facho. Während unserer Wanderung sind wir immer über den Flugzeugen, die heute ihren Landeanflug im 15 Minutentakt von der Ostseite machen. Erstaunlicherweise hören wir sie überhaupt nicht, es ist eine sehr stille Wanderung.





Erfreulich: es gibt eine neue Wegführung über Ilhéu hinunter zum Walfängersteig. Wir müssen nicht mehr am Gehöft vorbei und am Feldrand entlang (was immer etwas unangenehm war, weil man über Privatgelände lief), sondern können oberhalb der Hütte und der Felder auf einem frisch gemähten Wiesenweg absteigen. 



Zurück geht es ganz entspannt auf bekanntem Weg zum Ribeiro do Natal - und anschließend mit dem Auto nach Caniçal in die Tasquinha do Pescador, um knusprige Chicharros zu essen.



Fazit: eine spannende und aussichtsreiche Tour für Wanderer, die auch gerne mal ein bisschen kraxeln

Höhendifferenz:  ↗315  ↘ 475 

GPX: https://de.wikiloc.com/routen-wandern/canical-238858079

26 Oktober 2025

Rund um Boaventura

Wir flüchten vor tiefhängenden Wolken und Regen im Süden, und schon am Ausgang des Encumeada-Straßentunnels lacht uns die Sonne entgegen. Laut Wettervorhersage haben wir bis 15 h Zeit, bevor uns der Regen auch im Norden einholen wird. Wir fahren nach Boaventura, um dort eine Wanderung entlang der Levada da Cima und Levada da Achada Grande zu machen.

Die Tour ist im Wanderbuch "Wilde Wege Madeira" ausführlich beschrieben (Tour 21).

Entgegen der Beschreibung starten wir nicht oben in Lombadinho, sondern unten am Kreisel (Ortseingang von Boaventura), für den Fall, dass wir doch früher vom Regen überrascht werden. Und so ist dann auch: bis zu unserem Abstecher zum Geodésico auf dem Lombo do Pico do Meio Dia begleitet uns herrlicher Sonnenschein. Wir machen dort Picknick, schauen uns den Himmel im Süden an und überlegen, ob wir die Runde wie geplant weitergehen sollen, da beginnt es schon zu tröpfeln. Es ist immer gut einen Plan B im Hinterkopf zu haben: wir kürzen die Runde ab, indem wir über Pastel nach Boaventura absteigen. Der Regen ist harmlos, aber die Wege sind jetzt extrem glatt und rutschig. Vor dem letzten Stück über den gepflasterten Caminho Real 23 machen wir noch eine kurze Kaffeepause in einer kleinen Bar abseits des "Zentrums" und halten einen Schwatz mit der Dona da Casa, die sich freut Gäste zu haben. 


Blick auf Ponta Delgada

Blick auf den Pico do Arco

Levada da Cima

Levada da Cima

in der Ribeira do Moinho

in der Ribeira do Moinho

Fuchsia boliviana

in der Ribeira do Moinho

in der Ribeira do Moinho

Madre der Levada da Achada Grande

Levada da Achada Grande

Fazit: diese abwechslungsreiche Runde kann man in jeder Jahreszeit immer wieder gehen

Wegstrecke: 9 km (11,8 km im Original)

Höhendifferenz: ↗↘ 370 m (520 m im Original)




Parque Ecológico do Funchal

Um dem Wolkengrau zu entfliehen, musste man in der letzten Woche hoch hinauf. Ab 1000 m +/- war der Himmel blau. Nach einer längeren Wanderpause begannen wir ganz sachte mit einer Runde durch den ökologischen Park oberhalb von Funchal. Seit unserem letzten Besuch vor vier Jahren hat sich doch einiges verändert. Wie überall gibt es ein Parkplatzproblem auch an der ER 103. Verständlich, denn mittlerweile sind dort oben Ferienchalets und eine Hütte zur Einkehr. Waren wir damals noch alleine auf dem PR3 unterwegs, so kommen uns nun jede Menge Leute von oben her entgegen. Wir vermuten, sie fahren mit dem Bus zum Pico do Areeiro und steigen dann über den Wanderweg ab. Nicht alle sehen glücklich aus, obwohl der Weg in einem wirklich guten Zustand ist.



Kurz vor dem Casa do Burro biegen wir nach links ab, es reicht mit dem "Gegenverkehr"! Auf den Wegen, die kreuz und quer den Parque Ecológico durchziehen, sind wir nun wieder alleine unterwegs. Allerdings haben wir eine Menge summender Begleiter: Wespen! Deshalb meiden wir die schmalen Pfade, die ja unweigerlich durchs Ginstergestrüpp führen, und bleiben auf den breiten Wegen - bergab ist das garnicht so unangenehm. 









Fazit: eine schöne Runde zum Genießen und durch die Bäume schauen

Wegstrecke: 6,5 km

Höhendifferenz: ↗↘ 350 m



Levada da Senhora - wo Rabaçal noch wirklich schön ist

Wenn wir nur mal eine kleine Runde nicht weit von zuhause drehen wollen, dann lockt natürlich Rabaçal. Um Himmels willen - werden viele denken, die die Massen von Menschen und die verdreckten Wege in den letzten Jahren dort erlebt haben. Aber es gibt eben auch noch viele versteckte Wege, wie beispielsweise die stillgelegte Levada da Senhora, wo wir alleine unterwegs sein können und von den Tausenden von Touristen allenfalls mal Stimmen hören. 

Eine kurze Wanderung beginnen wir am Parkplatz Caldeira, steigen von dort über den Zickzack-Weg (PR 6.7) hinauf zum Speicherbecken. Im oberen Bereich ist der Wanderweg sehr mit Stechginster zugewachsen. Die Pflege der offiziellen Wanderwege lässt sehr zu wünschen übrig. Wir weichen aus auf die Trasse des Druckrohrs, wo regelmäßig gemäht wird. An der Straße angekommen, bahnen wir uns einen Weg durch die wild parkenden Autos, reihen wir uns für 300 m in die Menschenkolonne ein und tauchen dann naserümpfend ab in unseren versteckten Weg, der auf den ersten Metern als open-air-Toilette missbraucht wird. Danach ist es nur noch schön, vorausgesetzt man liebt wilde Wege.

Über den Pico Gordo wandern wir auf einem aufgegebenen Fahrweg zurück zum Parkplatz.










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Eine zweite Variante, die besser im Winter zu begehen ist, beginnt an der ER 209 (Wandertafel PR 6.5). Über die alte Trasse der ER 105 kommt man zur Madre der Levada do Lajeado. Sie wird auch nur spärlich begangen. Vom großen Speicherbecken führt ein Weg hinunter zur Levada do Alecrim und weiter zum Lagoa do Vento (PR 6.3) Dieses kurze Wegstück ist leider wieder zum Grausen, lässt sich aber nicht vermeiden. Dort, wo das noch gut sichtbare Levadabett den Weg kreuzt, können wir zum Glück ohne den ganzen Trubel weitergehen. Bei den matschigen Stellen oder spätestens beim Felsdurchbruch in der Ribeira Grande kehren alle Touristen um. Das ist auch gut so, denn für den weiteren Weg braucht man im Sommer ein Gertel, um sich den Weg durch das wuchernde Brombeergestrüpp freizuhacken. 

Zurück geht es dann über den Pico do Fernandes auf dem  PR 6.5











28 September 2025

Salto do Patagorro

 


Die Wanderung zum Wasserfall Salto do Patagorro - im Sommer nur ein dünner Wasserfilm - war Ende September eine Kombi aus meiner Schatzkiste "wo ich schon immer mal hin wollte" und dem Wunsch am Ende des Sommers noch eine Flusswanderung zu machen. 

Wir starten in Monte/Corujeira auf dem Caminho da Levada dos Tornos an einem sonnigen, windstillen Spätsommertag. Bis zur Brücke Ponte do Pisão sind wir auf einem schattigen Spazierweg. Dieser Caminho führt nach der Brücke hinauf zu den Quellstollen der Águas dos Tornos Altos, ausführlich beschrieben im Wanderbuch "Wilde Wege Madeira", Tour 34 und hier: https://madeira-rundwanderungen.blogspot.com/2020/02/aguas-dos-tornos.html

Nach einem kurzen Anstieg kreuzt die Levada dos Tornos. Wir bleiben links gegen die Fliessrichtung. Unter uns sehen wir ein riesiges Betonwerk, das den gegenüberliegenden Hang der Ribeira da Santa Luzia Trasse für Trasse abbaut. Madeiras Hunger nach Beton muss gestillt werden 😭 Am Wochenende ist zum Glück Ruhe. 




Am Ende der Levada kommen wir zur ehemaligen Trinkwasseraufbereitungsanlage von Tornos, die Funchal mehrere Jahrzehnte versorgte. Sie sollte eigentlich als Informationszentrum weitergeführt werden,  ist jetzt aber verschlossen, zugenagelt und rottet vor sich hin. Ein Pfad führt außerhalb des Zauns darum herum.

Kurz dahinter lässt sich das Flussbett der Ribeira da Santa Luzia auf einer Metallbrücke überqueren. Hier sehen wir schon die ersten beiden riesigen Geröllsperren. Sie wurden errichtet, um ein Unglück, wie es im Februar 2010 geschah, zu verhindern, als nach tagelangen Regenfällen Schlamm- und Geröllmassen die Innenstadt von Funchal verwüsteten und viele Opfer forderten.
Die Erdpiste, die zum Bau dieser Pylonen angelegt wurde, geht nach der Brücke rechts noch etwa 200 m am linken Ufer weiter, dann müssen wir über eine Böschung ins Flussbett hinuntersteigen. 


erste Geröllsperre mit ehemaliger Durchfahrt




zweite Geröllsperre

"Sprungschanze"

Der Wasserstand ist niedrig und wir können mal am trockenen Uferrand, mal von Stein zu Stein durch den Fluss gehen. Zwischen der zweiten und dritten Geröllsperre gibt es am linken Ufer wieder eine Piste, die wir aber erst auf dem Rückweg sehen. Wir kraxeln also über eine hohe Stufe aus mächtigen Felsblöcken. Danach sehen wir Strommasten und eine vermeintliche Piste am rechten Ufer, doch sie ist komplett zugewachsen. Wir bleiben im Flussbett - das lässt sich gut gehen - und erreichen die dritte und schließlich die vierte Geröllsperre.







dritte Geröllsperre

Das Flussbett windet sich, wird enger und über eine griffige Felsplatte geht es weiter bergauf, bis sich mittendrin ein kleines Wäldchen auftut. Als wir heraustreten, sehen wir zum ersten Mal den Wasserfall. Eine kleinere Kaskade, mit einem tiefen Poço davor, muss noch erklettert werden, dann öffnet sich das weite Rund im Talschluss. Zur Begrüßung fliegt uns zwar kein Patagorro (Atlantiksturmtaucher), aber immerhin eine große Möwe entgegen. Es ist eine zauberhafte Stimmung, so ganz alleine, umgeben von senkrecht aufragenden, grünen Wänden.

vierte Geröllsperre

steinere Zeugen des Vulkanismus









Der Weg zurück ist um einiges anstrengender, es geht ja nun bergab von Stein zu Stein, von Fels zu Fels. Manchmal rutsche ich auf dem Hintern, um mir nicht das Knie zu verdrehen, meist reicht aber auch Piet's helfende Hand oder ein kleinen Sprung. Wir sind uns jedoch einig, dass diese Tour entlang einer der Lebensadern Madeira's jede Mühe wert ist.

vierte Geröllsperre auf dem Rückweg

Zurück an der Tornos-Anlage beschließen wir noch einen kleinen Bogen zu machen und über den alten Treppenweg hinauf zum Caminho das Águas dos Tornos Altos zu gehen. Schon allein damit die Knie und Beinmuskulatur nochmal eine andere Bewegung erfahren. Für den Besuch der Quellstollen reicht die Kraft nicht mehr. Außerdem ist der eigentlich schöne Pflasterweg ziemlich zugewachsen und vernachlässigt.

Aufstieg von der Levada zum Caminho

oben Caminho - unten Levada 

Ponte do Pisão

Fazit: wunderschön und einsam, nicht gefährlich, aber nicht ganz einfach

Achtung: es gibt keinen Handyempfang im Flussbett und auch das GPS Signal ist sehr schwach

Länge: ca. 8 km hin und zurück

Gehzeit: 4 h

GPX: sehr ungenau