Von Westen ziehn Wolkenberge heran, doch der Wetterbericht Ciimar Madeira verspricht Sonne im Norden bis zum späten Nachmittag. Also fahren wir bis São Vicente, um eine recht unbekannte Levada, auf die ich im Forum Madeira gestoßen bin, zu erwandern.
Am Ausgangspunkt, gleich hinter dem kurzen Tunnel nach der ersten Rotunda vor São Vicente, steigen wir ein paar Stufen hoch und stoßen auf eine ganz kleine Wasserrinne. Die Levada ist in schlechtem Zustand, sehr zugewachsen mit Schilf und Brombeerranken, und auf den ersten 500 Metern begleitet uns eine Menge Müll.
Das ändert sich glücklicherweise nachdem wir das Dorf Lameiro passiert haben. Jetzt können wir die schönen Aussichten genießen, hinter uns zum Encumeada-Pass, über den sich die Wolkenmassen schieben, um sich gleich danach aufzulösen, vor uns auf den Bergkegel mit der Capela da Nossa Senhora Fatima.
Bis zum Caminho da Caplela ist die Levada jedoch weiterhin sehr ausgesetzt und streckenweise müssen wir auf dem kaum 10cm schmalen Mäuerchen balancieren. Trittsicherheit ist hier unbedingt nötig, auch wenn es keine schwindelnden Abgründe gibt.
Ein Abstecher hoch zur Kapelle geht über Stufen entlang eines Kreuzwegs. Die Kapelle selbst überrascht uns jedoch. Sie besteht nur aus einem Turm. Im Inneren finden vor dem Altar höchstens 12 Menschen Platz. Die großen Turmuhren zeigen in alle vier Richtungen eine andere Zeit, vermutlich ungewollt, denn mit den Zeigern spielen die kräftigen Böen, die von der Serra herunterkommen, wie mit einem Pendel.
Wir steigen über einen agapanthusgesäumten Serpentinenpfad zur Levada ab und wandern jetzt überwiegend an bewirtschafteten Terrassen entlang:hier gedeihen Lupinen, Süßkartoffeln, Zwiebeln, Kürbis, Obstbäume, und je weiter wir Richtung Küste kommen immer mehr Wein. Von weiter oben begleitet uns Ziegengemecker und Schafsgeblöke.
Das Tal von São Vicente liegt jetzt offen vor uns und durch den V-Ausschnitt der beiden Steilhänge glitzert das Meer. Im Nordwesten zeigen sich die Felsnasen von Porto Moniz.
Relativ plötzlich endet die Levada unbegehbar in einer Felswand, wir machen kehrt, suchen uns ein beschauliches Plätzchen für die Picknickpause und wandern zurück zum Ausgangspunkt.
Die Idee von dort aus die Levada noch ein Stück in die andere Richtung zu verfolgen, lassen wir nach wenigen Metern fallen. Sie ist trocken, zugewachsen und auch hier liegt jede Menge Müll.
Fazit: beim nächsten Mal werden wir den Zugang unterhalb der Kapelle wählen und über einen Abstieg nach São Vicente und einem Aufstieg über die Westflanke eine Runde laufen, die weniger zivilisationsgeschädigt ist.
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