Nach einigen Regentagen schien auch im Norden mal wieder die Sonne. Eine gemütliche Wanderung über die Lombadas von Ponta Delgada endete mit einer schönen Überraschung: an der Levada das Varandas - sehr selten begangen - hockte ein junger Gelbschnabel-Sturmtaucher vor seiner Nisthöhle und machte sich für den nächtlichen Abflug aufs Meer bereit.
Der Gelbschnabel-Sturmtaucher ist der häufigste Seevogel, der in Portugal nistet, und der größte der europäischen Sturmtaucher. Er ist leicht an seinem Flug zu erkennen: lange Gleitflüge über die Wasseroberfläche. Dieser Vogel ist auf dem Meer äußerst wendig, aber an Land sehr ungeschickt. Der Sturmtaucher verbringt praktisch sein ganzes Leben auf See: Er kommt nur zum Brüten an Land. Er nistet in natürlichen Höhlen, z. B. in Felsspalten oder unter Steinhaufen. Die fortpflanzungsreifen Vögel legen nur ein Ei und beide Elternteile kümmern sich um die Jungen, wobei sie auf der Suche nach Nahrung oft lange Reisen über das Meer unternehmen. In der Obhut ihrer Eltern legen die Küken des Gelbschnabel-Sturmtauchers beeindruckende Fettreserven an: Sie können das Doppelte des Gewichts der Erwachsenen erreichen! Diese Reserven sind für ihr Überleben unerlässlich, da die Eltern in Richtung Süden abwandern bevor das Küken bereit ist das Nest zu verlassen. Ende Oktober ist es dann soweit: das Küken fliegt eines Nachts los und schließt sich anderen Küken auf dem Meer an. Erst 7 bis 9 Jahre später wird es zurückkehren und sich selbst fortpflanzen.
Vor unserer schönen Begegnung mit dem jungen Meeresvogel streiften wir über Caminhos und Veredas, stiegen durch die Täler, bewunderten Wasserfälle, wanderten entlang von Levadas und erkundeten neue Wege. Eigentlich alles im besiedelten Raum und doch mitten in der Natur.
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