Camacha, das Korbflechterstädtchen im Osten der Insel, mal unter blauem Himmel zu erleben, scheint uns wie ein Sechser im Lotto zu sein. Aber wir spielen nicht Lotto, brauchen also nicht zu hoffen und machen uns mal wieder bei tief hängenden Wolken auf den Weg zu einer Rundwanderung.
Camacha - Levada dos Tornos - Levada da Serra do Faial - Camacha - ca. 18 km
Samstag Mittag ist nur mit Schwierigkeiten ein Parkplatz rund um den Largo da Achada, den großen Platz im Zentrum, zu finden. Doch all diese PKWs und Busse kippen hier keine Wanderer aus. Wir verlassen schnell den Platz und laufen auf dem Caminho Municipal dos Salgados steil bergab bis Salgados. Dort weist ein Holzschild nach rechts zur Levada. Nach etwa 100m auf dieser Pflasterstraße zweigt rechts ein ziemlich zugewachsener Trampelpfad nach oben zur Levada ab. Wir stehen gleich vor dem ersten Tunnel, der relativ eng und ziemlich nass ist, und balancieren 150m auf dem Lavadamäuerchen durch.
Schon sind wir in derwunderschönen Vegetation mit Girlanden von Maracujas über uns.
Ein bisschen stören beim Laufen das dicke Wasserrohr, bzw. die Betonstege, die zur Stütze quer über die Levada gelegt sind. Es endet vor dem zweiten Tunnel, danach geht es an einer Felswand entlang und nach einer ziemlich kräftigen Wasserfalldusche, kommt der dritte Tunnel. Alle sind sehr nass und matschig.
Den vierten Tunnel schenken wir uns, denn er lässt sich bequem umgehen.
Danach beginnt Kulturland. Kleine ärmliche Ansiedlungen, die mit Aussicht auf den Flughafen am Berg kleben, kleinste Feldterrassen und leider auch diverse Schrotthaufen.
Nach etwa zwei Stunden, bevor wir ins Tal der Ribeira dos Vinhaticos einschwenken, verlassen wir die Levada dos Tornos in der Minisiedlung Eiras Velhas über einen gestuften Treppenpfad links nach oben.
Wir erreichen das Ende des Caminho das Eiras Velhas und wandern auf diesem ein paar hundert Meter zurück bis zu einem Anwesen, das wohl von "Eimer-Messis" bewohnt wird. So etwas haben wir noch gesehen: entlang des Weges und dem kompletten - bewirtschafteten! - Hang hinauf stehen Eimer und Kanister, gefüllt mit Sand und Steinen, die keine erkennbare Funktion, etwa zur Hangbefestigung oder als Blumenkübel, haben. Auf jeden Fall ist dieses Grundstück ein markanter Punkt, um den nach rechts abzweigenden Weg zu finden. Dort wo er endet (kleines Natursteinhaus, das gerade renoviert wird) geht nach links ein Pfad sehr steil im Zickzack nach oben, um auf die Regionalstraße ER-102 zu kommen.
Es ist inzwischen so neblig, dass wir den Pfad ohne die freundliche Auskunft der Bauleute wohl nicht gefunden hätten. Er mündet am Kamm auf eine sehr schmale Vereda, die nach rechts bald auf die ER stößt.
Dort bekommen wir wieder, diesmal von der Gemüsehändlerin, freundliche Auskunft, wo wir den Zugang zur Levada da Serra finden. Also, ein kurzes Stück auf der Regionalstraße Richtung Camacha, an einem Forstweg rechts hoch zum Posto Florestal. Gleich danach soll die Levada da Serra kreuzen.
Manchmal gibt es Madeira einfach zu viele Wege und zu viele Levadas und wir erwischen erstmal eine Falsche, nämlich die Levada do Pico. Hätte uns gleich klar sein können, denn sie verläuft viel zu steil bergab.
Nach der Ehrenrunde wissen wir's. Bei der Verzweigung nach dem Forsthaus müssen wir den rechten Abzweig nach ein Stück höher gehen und nach einigen Minuten taucht dann auch das wegweisende Levada Schild auf.
Der Weg entlang der Levada da Serra do Fatal ist ein wunderschöner, bequemer Waldwanderweg, wo man die Füße einfach mal laufen lassen kann und die Sinne sich ganz auf die Natur konzentrieren können. Knorrige Eichen, Farne, zarte Waldblümchen und der schmetternde Gesang der Vögel begleiten uns.
Kurz bevor wir der Levada ins Tal Ribeiro Serrão folgen können verschwindet sie, vermutlich verrohrt, und dann wird es leider ungemütlich: nicht nur der asphaltierte Weg, sondern der einsetzende Regen verdirbt die Wanderlaune. Wir schwenken in dem Weiler Cancela auf gut Glück links in die Vereda Lombo das Fontes.
Diese erweist sich als ordentlicher Treppenabstieg runter zur Ribeira do Porto Novo und es existiert sogar eine einfache Brücke darüber. Auf einem schmalen Pfad am Fluss entlang treffen wir kurz vor Rochão wieder auf die ER-102, die wir jetzt ohne weitere links/rechts-Experimente bis Camacha stoisch hinuntergehen.
Fazit: eine reizvolle Tour, um die nördliche Umgebung von Camacha zu erkunden.
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