21 Juni 2016

Grün - Gelb - Blau




Grün, gelb, blau - und eine Menge violett haben uns heute begleitet, auf einer großen Höhenrunde zwischen duftenden Ginsterbüschen unter knallblauem Himmel mit phantastischen Aussichten.

Boca da Corrida - Chão dos Terreiros - Fontes - Trompica - Boca da Corrida  



 Wir laufen zwar überwiegend auf breiten Wirtschaftswegen, die ich eigentlich nicht so besonders liebe, doch die überreich blühende Natur und die grandiosen Rundblicke entschädigen ganz und gar. 


Der Aufstieg nach Chão dos Terreiros gelingt nicht so ganz wie geplant, weil wir den Abzweig verpassen. Ein doppelter Zaun steht im Weg, der sich aber über ein bereitgelegtes Holz gut überwinden lässt, zumal der Weg als Pfad danach eindeutig weitergeht.

bei diesem Überlebenskünstler-Baum gehts über den Zaun 

Binsenweiderich - Lythrum junceum


 Kurz vor der nächsten Hürde in Form von Doppelzaun verliert er sich jedoch. Wir steigen auch hier wieder drüber und weiter "querbeet" zum Terreiros hoch. Das geht bei gutem Wetter wunderbar, denn es gibt in diesem Gebiet keine Bäume, die die Sicht versperren, keine tiefen Schluchten, einfach nur runde, grüne Hügelkuppen und die höchste davon ist Chão dos Terreiros. 

der zweite Doppelzaun

Blick zurück (Funchal ist schwach im Dunst zu erkennen)

die Gipfelkette - Pico Ruivo - Pico da Torres - Pico do Areeiro

Pico Grande mit Boca do Cerro

Encumeada-Pass zwischen Paul da Serra und Pico Ferreiro
Nach 1 1/2 Stunden sitzen wir an einem der schönsten Aussichtspunkte Madeiras. Bizarr und majestätisch thront im Osten die Kette der höchsten Picos. Davor der Pico Grande und unterhalb der Caminho Real, der den Boca da Corrida über den Boca do Cerro mit dem Encumeada-Pass verbindet. Der Encumeada selbst präsentiert sich mal wieder als "überkochender Milchtopf". Dahinter das Wolkenmeer des Atlantiks. Im Westen auf Paul da Serra dreht sich heute kein Windrad, es ist heiß und windstill. 


ein Kanarenpieper (Anthus berthelottii madeirensis) singt uns ein Ständchen


In einer weiten Schleife geht es dann fast 500 m hinunter in das Dörfchen Fontes, wieder auf einer Piste. Wir haben Kuhglockenbegleitmusik, passieren kleine liebevoll angelegte Getreide- und Kartoffelfelder (wir sind immer noch auf fast 1200 m) und machen später im Schatten von Eukalyptusbäumen an einer kleinen Levada Pause.


Fontes liegt fast 1000 m hoch, und dass das Wetter hier nicht immer so freundlich ist, zeigen uns die Mengen an Feuerholz, die entlang der Dorfstraße aufgeschichtet sind. Viele Wanderer verirren sich nicht in diese abgeschiedene Region und der schlitzohrige Barbesitzer wittert gleich ein gutes Geschäft, als wir uns zwei Bicas bestellen. Wir gönnen ihm die zwei Euro, die er uns dafür abknöpft. 
Das nächste Wegstück, zum Posto Florestal da Trompica, würden wir uns gerne schenken, denn es ist eine 3km lange Betonpiste, die sich zum Forsthaus hochzieht. Also frage ich die beiden Uniformierten der Policia Florestal, die praktischerweise gerade die Bar verlassen und in ihr Auto steigen wollen, ob sie uns nicht mitnehmen. Ziemlich irritiert gucken sie mich aus glasigen Augen an, müssen lange überlegen und schütteln dann den Kopf. Die Alkoholfahne bestätigt uns, dass wir besser daran sind zu laufen.




Ab Trompica wird es leider unübersichtlich. Es gibt jede Menge Pfade und Pisten, doch keine führt eindeutig in die gewünschte Richtung. Wir füllen unsere Wasserflaschen noch mal auf und peilen einen Wiesenpfad an, der zunächst ganz gut erkennbar ist, später unter dichtem Ginster gesucht werden muss und plötzlich in einem Bachbett endet. Auf der anderen Bachseite ist dummerweise wieder der doppelte Zaun und kein Weg. Die Idee durch Bach hinunter auf die nun erkennbare Piste zu kommen erweist sich als unbrauchbar, also bleibt wieder nur die Zaunkletterei und ein abermaliger Aufstieg zum Weg, auf dem wir vor etlichen Stunden in die andere Richtung unterwegs waren. Der Grashügel ist mäßig steil mit verstecktem Brombeerunterwuchs - gemein und anstrengend, aber zielführend! 


Es ist spät geworden, wie an den langen Schatten zu erkennen ist, als wir am Boca da Corrida müde und mit ziemlich zerkratzten Waden ankommen



Margariten, Natternkopf und Storchschnäbel unter den Kastanienbäumen auf dem Boca da Corrida

Fazit: bei gutem Wetter lohnt sich auf jeden Fall die kleine Runde vom Boca da Corrida nach Chão dos Terreiros wie beschrieben und zurück über den Gratweg, der am Grenzstein ganz eindeutig zu finden ist. Die große Runde empfiehlt sich nur für Wanderer, die sowohl viel Ausdauer in der Pfadfinderei als auch Freude an Brombeergestrüpp haben und emotionslos auf Betonpisten laufen können.


die rotgepunktete Linie wäre unser Rückweg gewesen




Anfahrt: Via Rapida VR 1, Ausfahrt Nr. 5 - Câmara de Lobos, ER 229 Estreito da Câmara de Lobos, Jardim da Serra, Boca da Corrida 1235m (kleiner Parkplatz am Posto Florestal)





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