05 Februar 2017

Ein perfekter Tag


Chão Da Ribeira - Vereda do Lombo Barbinhas - Terra Chá - Vereda da Terra Chá - Vereda do Seixal


...auch, wenn das Startbild unserer Wanderung erstmal nicht danach aussieht.

Wir sind in Chão da Ribeira, dem verwunschen Hochtal oberhalb von Seixal an der Nordküste. Dort scheint die Sonne, oben auf der Serra, wo wir heute hinauf wollen, ziehen die Wolken, die ein warmer Wind von Westen herweht.

Wir haben uns eine Route vorgenommen, die für den Porto Moniz Ultra Trail vorbereitet wurde, der am nächsten Tag stattfinden wird. Die Idee dazu: unbekanntes Terrain zu erwandern mit aktuellen  Wegmarkierungen. Wie wichtig das sein kann, stellt sich gleich zu Beginn der Tour heraus.

Wir starten an der ER 221 am Restaurant "Justinos", gehen 800m Straße bis zur Brücke über die Ribeira do Seixal, vorbei am ehemaligen Restaurant "Laurissilva" und weiter auf der Piste bis zur Forellenfarm. Der weitere Weg rechts am Ufer ist gesperrt und wir müssen zum ersten Mal über den Bach. Kurz darauf entdecken wir weshalb: ein frischer Erdrutsch hat den Uferweg verschüttet.

erste Bachquerung

zweite Bachquerung


kleine Klettereinlage am Uferweg

dritte Bachquerung

Die Trailmarkierungen haben uns also dreimal über den Bach geleitet, um den Rutsch zu umgehen. Vor der dritten Überquerung gibt es noch eine kleine Schikane in Form eines Felsens, der wohl schon länger den Weg versperrt. Erst, wenn man drüber geklettert ist, sieht man das Steinmännchen, das die Furt anzeigt.
Bei drei Bachquerungen besteht natürlich die Gefahr sich nasse Füße zu holen und genau das passiert! Egal, bei dem Aufstieg den wir vor uns haben, wird das sicherlich verdampfen.



Jetzt sind wir auf der Vereda do Lombo Barbinhos und es beginnt ganz moderat mit Stufen. Ich habe zunächst noch Muße mich an der Botanik zu erfreuen, bevor es richtig knackig hochgeht. Wir steigen praktisch senkrecht durch die Wurzeln uralter Lorbeerbäume.


Bei 820 m haben wir die Levada do Seixal erreicht. Den Abstecher zur Quelle geben wir nach wenigen Schritten auf, denn der Weg steht knöcheltief unter Wasser.


Wir wenden uns stattdessen nach rechts - in Fließrichtung - und schon hören wir das Donnern des mächtigen Hortela-Wasserfalls, aber auch diesen lassen wir für heute sein - zu nass, zu gefährlich im Winter!


Nach etwa 90 m zweigt der Aufstieg wieder nach links ab und führt in einem überwiegend passablen Zustand hoch bis zur Levada do Norte.


Es gibt allerdings auf halber Strecke ein heikle Passage, wo ca 30 m an einer feuchten Felswand zu überwinden sind. Mit der stabilen Seilsicherung und großer Vorsicht ist das aber zu machen. (Immerhin müssen die Athleten des Ultra Trails auch da drüber!)





Bei 1080 m treffen wir auf die Levada do Norte, folgen ihr nach rechts (gegen die Fließrichtung) ca. 70 m bis zu einer Minilevadabrücke und steigen dann weiter auf.



Dieser Abschnitt führt moderat, aber beständig immer weiter nach oben, überquert Bachläufe (einmal sogar mit Brücke!) ...





... und beschert ab 1100 m wunderschöne Ausblicke über das Tal der Ribeira do Seixal bis zum Fanal auf der anderen Seite. Die Wolken haben sich inzwischen gänzlich an der Südküste aufgehängt.


Bei 1340 m kommen wir auf die Hochebene und unsere Beine wissen erstmal garnicht, was sie mit diesem flachen Gelände anfangen sollen. Sich erholen! Denn ab der Wegekreuzung auf Terra Chá (hier steht eine Infotafel zu den Besonderheiten des Laurissilva) geht es nach links auf einer Forstpiste wieder aufwärts - ganz sanfte, weitere 150 m.






Und dann werden wir mit diesem Ausblick bis Porto Moniz belohnt! 



Wir folgen der Forstpiste über einen Sonnenhang abwärts, queren eine Aufforstung, und treffen bei etwa 1100 m wieder auf einen Waldweg - Vereda da Terra Chá - der sich zwar steil, aber meist breit und gut zu gehen ins Tal windet.




Als nach 2 1/2 Stunden Abstieg die ersten Häuschen von Chão da Ribeira auftauchen, wissen wir, dass wir diese Wanderung mit zu unseren Schönsten rechnen können. Über die Vereda do Seixal gehen wir den letzten Kilometer zurück zu unserem Ausgangspunkt. In den kleinen Gärten der Wochenendhäuschen wird dieser herrliche Februartag ausgiebig gefeiert. Wir beschließen den Tag mit einem guten Essen im "Justinos": Truta de Casa, Milho Frito e Salada (Forelle nach Art des Hauses, fritierte maiswürfel und Salat), köstlich!


Fazit: ein perfekter Tag, eine phantastische Wanderung, herausfordernd und anstrengend, absolut einsam durch eine einzigartige Waldlandschaft
Der Wanderpfad ist aktuell frei geschlagen und eine gefährliche Passage stabil gesichert

Gehzeit: Aufstieg 4 h, Abstieg 2 1/2 h






Anfahrt: Funchal - Ribeira Brava - São Vicente - kurz vor Seixal links Abzweig Chão da Ribeira, ER 221

Infos zum Trail: http://trail.cmofunchal.org

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