03 April 2017

Die Levadas der Fajã do Nogueira




Es gibt Sehnsuchtsziele, Verlockungen des schier Unmöglichen.
Lange Zeit gehörte die Inselmitte Madeiras für mich dazu. Die Levadas von Fajã da Nogueira sind nichts für schwache Nerven - wilde Einsamkeit, viele Tunnel, schwindelnde Abgründe. Wer die Verführung von Karten und Wanderberichten nicht kennt, wird sich nicht vorstellen können, wie groß meine Vorfreude war, als ich es endlich wagte diese Touren zu gehen. Dann musste nur noch das Wetter passen.
Mit einer sehr angenehmen Wanderbegleitung aus der Schweiz (Kontakt über das Madeira Forum) bot sich im März die Gelegenheit.



Wir fahren mit unserem Geländewagen den ziemlich ruppigen Fahrweg von Cruzinhas bis zum Wasserkraftwerk im Metade-Tal, stellen dort das Auto ab und steigen an der rechten Talflanke der Ribeira da Fajã da Nogueira etwa eine halbe Stunde auf einer Piste bis zum Schold "Montado do Sabugal" auf. Zwei jahrhundertealte Stinklorbeerbäume, echte Baumgiganten, denen mit Feuer kriminell zugesetzt wurde, stehen als Überlebenskünstler in einer Lichtung, kurz bevor sich der Weg gabelt.








Wir nehmen zunächst den rechten Abzweig und steigen weiter an Lorbeerbäumen vorbei bis zur Levada, die sich am Fuße des höchsten Bergs, dem Pico Ruivo, auf einer Höhe von 980m entlang zieht. Nach sieben kurzen Tunnel brauchen wir für die nächsten, langen die Taschenlampe. Im vorletzten laufen noch die Schienen einer ausgedienten Lorenbahn hinein. Hier steht das Wasser knöchelhoch. Eine Fenstergalerie im Verlauf des Tunnels gibt zusätzlich Licht und macht die Durchquerung leichter. Am Ende stehen wir in der Klamm der Ribeira Seca, wo zwei Wasserfälle talwärts rauschen. 
Der nächste Tunnel führt 2400 m lang unter dem Pico Ruivo hindurch zum "Höllenkessel" Caldeirão do Inferno, die abzweigende Levada bietet keine Option weiterzugehen. 










Wir drehen und gehen diesen - bisher sehr beschaulichen - Weg zurück und folgen der Levada durch einen Tunnel nach dem anderen. Bald läuft der schmale Pfad hoch über dem Tal an einer Felswand entlang. Er ist bisweilen ausgesetzt und wir müssen immer mal wieder auf der Levadamauer gehen. 






Einige Passagen sind aktuell mit viel Beton ausgebessert, und schon wieder teilweise verschüttet. Neben der Konzentration auf die Füße bleibt aber immer noch der Blick für die atemberaubende Bergwelt und Vegetation. Der Felsturm des Katzenbergs, Pico do Gato, türmt sich vor uns auf bevor wir in einer Tiefen Schlucht die Ribeira da Fajã da Nogueira über eine wunderschöne Bogenbrücke überqueren.





Nun haben wir die Levada da Serra do Faial erreicht, die einen farbenprächtigen Felsenkessel durchläuft. 







Noch zwei weitere Tunnel und wir kommen an ein Wasserbecken, wo unsere spektakuläre Levadatour fast zu Ende ist. Das Wasser wird hier in einen Tunnel und dort mit Höllenlärm runter zum Kraftwerk geleitet. Es kostet mich ein bisschen Überwindung den Tunnel zu durchqueren, aber Neugierde gewinnt. Einmal durch, einfach so und wieder zurück.






Dann geht's auf einer Piste drei Kurven nach unten, auf einem Treppenabstieg zu zwei Forsthäusern und links weiter auf einem Pfad durch den Kastanienwald. Im Tal der Ribeira da Fajã da Nogueira führt eine Brücke über den Fluss und nach einem kurzen Gegenanstieg zurück zum Kraftwerk.

Höhlenhaus


Fazit: diese Wanderung ist ein absolutes Highlight, die allerdings absolute Schwindelfreiheit und Trittsicherheit erfordert. Es gibt etliche ausgesetzte Stellen und viele Sicherungen sind weggebrochen.

Gehzeit: 5 h 30
Auf- und Abstieg jeweils 420 m

Anfahrt: Funchal - Monte - Poiso Pass - Ribeiro Frio - kurz vor Cruzinhas Abzweig nach links Richtung Central Hidroeletrica - 4,3 km auf dem Erdweg bis zum Wasserkraftwerk 

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