03 März 2024

Rund um Campanário


Nun ist es also doch noch Winter geworden, was wir halt so als Winter verstehen auf Madeira: etwas unbeständig im Süden, Regen im Norden und in den Bergen und ein kräftiger Wind, der für kühle Temperaturen sorgt. Da bleiben wir zum Wandern so nahe an der sonnigen Südküste wie möglich, diesmal in Campanário. Wir mögen dieses Auf und Ab auf Treppenwegen durch das immer noch relativ dünn besiedelte Tal der Ribeira do Campanário und ganz besonders gefällt uns der Aufstieg entlang der Klippen, hoch über dem Calhau da Lapa.


Ilheu do Campanário

Santa Maria - der Nachbau des Schiffs von Kolumbus

Wir starten an der ER 229 an der Bar Bela Vista. Unter uns sehen wir den Fels im Meer und die Kapelle Nossa Senhora da Gloria, die hier seit 1599 einsam an der Klippe steht. Wir erreichen sie über einen Treppenweg durch Zuckerrohrfelder, die gerade für die Ernte vorbereitet werden. Gegenüber geht es wieder hinauf zum Vigia, dem ehemaligen Walfänger-Aussichtsposten. Ab hier - leider etwas unschön - geht es unter der Autobahnbrücke die Estudante da Amoreira weiter bis zu einer großen Vogelvoliere. Gegenüber gibt es einen Treppenweg, der nach dem letzten Haus zu einem Miradouro führt und dann in einen felsigen Pfad übergeht, hinunter zur Ribeira do Campanário. Meist kommt man dort problemlos über den Bach und genauso gut auf der anderen Seite hinauf zur Vereda do Passe. Dieser ausgebaute Weg führt hinunter in den Calhau da Lapa mit seinen Höhlenwohnungen. Der Abstieg ist ziemlich Steinschlag gefährdet, darf aber derzeit auf eigene Gefahr begangen werden. 

Fotos dazu gibt es hier: https://paradies-goes-madeira.blogspot.com/2018/05/treppen-klippen-und-levadas-rund-um.html



Wir wollen aber entlang der Klippe hinauf zum Miradouro da Partilha. Wären wir nicht schon mehrmals auf diesem Pfad unterwegs gewesen, hätten wir den Einstieg nur schwierig gefunden. Der Pfad ist sehr zugewachsen, besonders die Opuntien erobern den Hang. Ich räume mit der Stiefelspitze ein bisschen auf, die Kaktus-Ohren knicken zum Glück relativ leicht ab. Der Wind frischt wieder auf, wir bleiben, wo es geht, etwas weg von der Kante, und genießen das tolle Küstenpanorama nur von sicheren Standorten.







im Hintergrund ist die Fajã dos Padres zu sehen



Einsame Pause am Miradouro, dann gehts auf dem Treppenweg (Caminho da Partilha) entlang der Levada weiter bis zur Regionalstraße. Auf den Feldern wird gearbeitet, unter uns rauschen die Autos von einem Tunnel in den nächsten. Weil uns der heftige Wind langsam ziemlich nervt, verzichten wir auf die große Runde über die Levada do Norte und nehmen den nächsten sich anbietenden Treppenweg wieder hinunter.



  "Gehe jede Woche einen Weg, den du noch nie zuvor gegangen bist!" Eine Philosophie, die sich auf Madeira leicht verwirklichen lässt. Sie verbessert nicht nur die Ortskenntnis, sondern verbindet Mensch und Umgebung auf eine sehr intensive Weise. Ich freue mich jedenfalls immer wieder über diese kleinen Entdeckungen. Hier ist es nun das schöne Tal der Ribeira do Campanário, über das sich die Autobahnbrücke spannt. Wir sind schon unzählige Male hier drüber gebraust, ohne die tolle Schlucht wirklich wahrzunehmen. Ganz hinunter zum Fluss können wir jedoch keinen Abstiegsweg sehen, und wenn es je einen gab, dann ist er unter dichtem Brombeerverhau und spanischem Rohr verschwunden. Also machen wir eine kurze Straßenschleife, nehmen den nächsten Treppenweg wieder hinauf zur Kirche - und es fängt an zu nieseln. Zum Glück gibt's eine Bar, und als wir unseren Kaffee ausgetrunken haben, können wir trocken weitergehen. Ab hier sind wir jetzt - bis zurück zum Startpunkt - auf dem Caminho Real 23 unterwegs. Es ist zwar von dem historischen Weg nichts mehr zu sehen, aber wir kennen die Wegführung und wissen, dass sich unter der betonierten Fahrspur der alte Pflasterweg verbirgt, mit ein paar Kleinoden am Wegesrand - hübsch verträumt oder skurril versteckt.





Fazit: eine abwechslungsreiche Runde für kühle, unbeständige Tage, vorausgesetzt man mag Treppenwege 

Strecke: 8,5 km

Höhendifferenz: ↗↘ 670 m

Schwierigkeit: mittel (nur der Aufstieg an der Klippe), sonst leicht

GPX: https://de.wikiloc.com/routen-wandern/campanario-162898624



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