Durch die Ribeira do Hortelã zum Poio de Pampona und weiter hinauf über den Lombo Queimado zur Madre der Levada do Norte.
Eine Tour, für die ich mich gerne wieder von Jorge führen lasse. Über den Rückweg wollen wir später entscheiden, abhängig von der Zeit, die wir für den Aufstieg benötigt haben werden.
Die Bedingungen für eine Wanderung in den Steilhängen des Laurissilva sind perfekt: es hatte in den Tagen zuvor leicht geregnet, der Boden ist feucht und griffig, Laub und Steine aber schon wieder trocken, zumindest in den unter Lagen.
Wir starten in Chão da Ribeira zunächst entlang der Ribeira do Seixal. Dort, wo wir sie überqueren, um über die Vereda das Barbinhas aufzusteigen, riecht es ganz scheußlich. Die Ursache: man hat endlich den riesigen Baum zersägt, der schon seit Jahren den Fluss wie eine Barriere sperrte. Es war ein Stinklorbeer, und der stinkt wirklich. Aber nur wenn er zersägt wird und langsam vermodert.
Von der Vereda das Barbinhas zweigen wir kurz nach der Seilstelle rechts ab, um in die Ribeira do Hortelã abzusteigen. Dieses Flussbett ist unglaublich schön. Eine enge Schlucht, die sonst nur den Canyoningern vorbehalten scheint, lässt sich zwischen den Wasserfällen auch bewandern. Auf den riesigen Felsen wachsen bereits wieder Bäume, auf einem sogar ein kleines Wäldchen. Fast schade, dass wir irgendwann aussteigen müssen.
wer sieht die Katze? |
Beinahe senkrecht geht es nun hinauf zum Poio de Pampona, eine kleine Ebene am Ende des Lombo Queimado. Die nächste Etappe ist zwar technisch weniger anspruchsvoll, dafür aber anstrengender. Über den breiten Lombo sind die Wegspuren unter dichtem Laub versteckt und jeder zweite Schritt muss doppelt gemacht werden, weil die Füße im weichen Waldboden immer wieder zurück rutschen. Dafür lassen sich viele kleine botanische Schätze entdecken, wenn sich die Hände in die Erde graben, um an einer Wurzel Halt zu finden. So mühsam es scheint, so sehr spüre ich immer wieder die Kraft, die mich mit diesem Wald verbindet. Im nächsten Leben möchte ich gerne hier ein Baum sein - gerne mit Wegzeichen. Die braucht es nämlich, es ist ein Leichtes hier verloren zu gehen.
Als wir fast oben sind, gibt es den ursprünglichen Weg nicht mehr. Wir müssen einen Felsstock umgehen, um nach einer passenden Stelle zu suchen, wie wir da hinaufkommen. Jorge findet sie und wirft mir dann von oben zur Sicherheit ein Seil herunter. Damit sind die kritischen Stellen geschafft und wir treffen unterhalb einer hohen Felswand auf den Weg, der von Paúl da Serra hinunter zur Madre der Levada do Norte führt. Auch nicht ganz eindeutig in der Orientierung, aber mit einem, der weiß, wo er hin will, gut zu machen. Vom Lombo Queimado geht es jetzt auf einen kleineren, nicht benannten Lombo und dann sehen wir nach mehr als fünfstündigem Aufstieg die tolle Madre mit ihren Wasserfällen unter uns. Der Abstieg ist einfach, doch es hält uns hier nicht lang, weil die Wolken immer tiefer sinken, es feuchter und der Wind heftiger wird.
an diesem nassen Fels wird das Seil ausgepackt |
an dieser Felswand treffen sich die Wege |
im Hintergrund die Ribeira do Folhadeiro |
Madre der Levada do Norte |
Entlang der Levada do Norte überfällt mich immer und immer wieder das Staunen ob der Kühnheit der Ingenieure, aus dem hintersten Winkel des Lorbeerwalds das Wasser holen zu wollen und es durch zig Tunnel in den Süden zu leiten. Ganz davon abgesehen, was die Männer mit Dynamit und Spitzhacke hier geleistet haben. Speziell die erste bzw. letzte Schluchtpassage in der Ribeira do Folhadeiro erfüllt mich mit Ehrfurcht. Wie kamen sie hierher bevor die Tunnel geschlagen waren? Mit welcher Präzision haben sie Aus- und Eingänge so getroffen, dass die Levada maximal Wasser aufnehmen kann?
Wer diese Konstruktion mal erlebt hat - jeder Tropfen zählt! - wird kein Wasser mehr verschwenden.
So passieren wir die die ersten drei Tunnel und machen dann den bekannten Abstieg über die Vereda das Barbinhas. An der Levada do Seixal brauchen wir nicht lange zu überlegen, ob wir den Weg über die Vereda das Feitas noch machen wollen oder einfach weiter absteigen. Es ist spät geworden und nicht nur ich bin ein bisschen müde. (Wem die eigentliche tolle, aber erheblich längere Strecke nicht geläufig ist, schaut einfach im Wanderbuch „Wilde Wege Madeira“, Toptour 11, nach)
Nach sieben Stunden kommen wir sehr zufrieden nach Chão da Ribeira zurück.
Fazit: keine Runde zum Nachmachen ohne Orts- und Wege kundige Führung.
weitere Fotos und Berichte zur Levada do Norte:
levada-do-norte-eine-tunnelwanderung
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