11 Dezember 2017

Rund um Calheta auf alten Wegen

Estrela - Calheta Vila - Vereda do Morgadinho - Vereda do Massapez - Loreto - Caminho Real da Calheta - 11 km

Der Winter ist die beste Jahreszeit für Wanderungen im Süden, speziell wenn sie steile Küstenanstiege haben. Bei Temperaturen von 18 Grad, läuft der Schweiß im Sonnenhang trotzdem. 
Vorgenommen haben wir uns eine Runde zwischen Calheta und Loreto mit einem Aufstieg über die freigelegte Vereda do Morgadinho und dem Rückweg über den restaurierten Caminho Real da Calheta. 



Wir starten am Centro de Saúde im Ortsteil Estrela und gehen auf dem Caminho Real No 23 hinunter zum Meer, am Strand entlang, vorbei an den Hotels Calheta Beach und Savoy Saccharum und bleiben noch 600 m auf der Straße bis ein Schild links auf den mit grünem Geländer gesicherten Treppenweg hinweist.





Die gestufte Pfad führt steil durch die Bananenterrassen noch oben. Dort, wo die Bewirtschaftung endet, ist der Weg stark zerstört und eigentlich nur noch ein Saumpfad, allerdings gut freigehackt und erkennbar. Ein bisschen kraxeln muss man aber schon immer mal wieder.  Der Blick auf die Küstenlinie von Calheta bis Ribeira Brava ist phantastisch.






Mit Erreichen der ersten Häuser geht es ganz zivilisiert weiter über Treppen, Veredas und Levadas bis zur Kirche von Loreto.






Hier gibt es ein paar Möglichkeiten für eine Pause in einer der kleinen Bars. Dann folgt ein Stück auf der Regionalstraße 222, bis wir auf den restaurierten Caminho Real da Calheta treffen. Über die rekonstruierte Bogenbrücke über die Ribeira do Atouguia verbindet er die Ortsteile Atouguia und Florenças



Dann schlängeln wir uns durch die Siedlungen vorbei an Kirchen und Kapellen. Hier ist der Caminho Real ein Treppenweg, ein Levadaweg, eine schmale Vereda


erst wenige Jahre alt - die Igreja da Atouguia

vierhundert Jahre älter - die Capela do Cristo Rei

Im Tal der Ribeira da Calheta müssen wir wieder für einige hundert Meter auf der Straße bleiben, denn dieser Abschnitt des Caminho ist völlig zugewuchert. Die Brücke ist zwar noch vorhanden, aber der Weg in einem erbärmlichen Zustand. Zwei Abstiegstreppen weiter führen unscheinbare Stufen auf ein vermeintliches Feld über das man den eigentlichen Caminho nach wenigen Metern wiederfindet.Die Pflasterung ist noch ein wenig sichtbar und es bleibt zu hoffen, dass auch dieses Wegstück in nächster zeit restauriert wird. Am Ende nennt sich der Caminho "Impasse da Casa Nova - Sackgasse zum Neuen Haus" und gleich daneben geht es zum Friedhof von Calheta.






Fazit: eine schöne Entdeckung neuer alter Wege. Für den Aufstieg über die Vereda do Morgadinho muss man schwindelfrei sein. Andernfalls gibt es die Möglichkeit über den Caminho da Fajã bis Arco da Calheta zu gehen und von dort über die Rua do Ledo und einen Treppenweg nach Loreto zu wandern.

Gehzeit: 4 Stunden mit Pausen



Caminho Real da Calheta



Caminhos Reais - Königliche Wege, davon existieren immer noch viele auf Madeira. Sie waren einst die wichtigsten Verbindungswege rund um und über die Insel. Typisch sind die aufwändige Pflasterung und runde Stufen für An- und Abstiege. 
Mit dem Bau von Straßen sind im letzten Jahrhundert sind die meisten davon überbaut worden oder gerieten einfach in Vergessenheit, weil sie nicht mehr genutzt wurden. Die Erhaltung dieser Wege wurde den Gemeinden überlassen und, wenn überhaupt, in Freiwilligenarbeit geleistet. Nun bemüht sich seit mehr als einem Jahr ein Verein mit dem Namen CR 23 - entsprechend dem berühmten Caminho Real No 23 - die Aufmerksamkeit verstärkt auf dieses kulturelle Erbe zu lenken, mit Erfolg! Die Inselregierung nahm Geld in die Hand und und versprach nicht nur gute Taten, sondern setzte sie um: traditionelle Baumaßnahmen ohne oder mit nur wenig Beton.


rekonstruierte Bogenbrücke in der Ribeira do Atouguia

Levada Fassung aus dem Ribeiro Seco

Trinkwasserbrunnen und Rastplatz an der Brücke



Sítio das Florenças

Vor vier Wochen wurde ein lange vergessener Abschnitt des Caminho Real da Calheta im Bereich des Lombo do Atouguia eingeweiht. Ein halbes Jahr Bauzeit und 220.000 Euro für die Restaurierung von knapp einem halben Kilometer königlichem Weg, inclusive Stützmauern, Bogenbrücke und Brunnen. 


Es ist ein Anfang, um die Verbindung zwischen den Ortsteilen Estrela und Loreto auch für Fußgänger und Wanderer wieder attraktiv zu machen.
Wie sich dieses "neue" Wegstück in eine Rundwanderung integrieren lässt, seht ihr im nächsten Post.

Mehr Informationen:



Ein Auszug aus dem "Elucidário Madeirense" aus dem Jahr 1921 zeigt, dass die Problematik der Erhaltung der alten Wege schon seit über 100 Jahren diskutiert wird.

"Die alten Königlichen Straßen wurden nach Einführung der Republik in Nationalstraßen umbenannt. Die wichtigsten sind jene, die die Nummern 23 bis 28 in der genannten Bezirksstraßenkarte haben, zum einen wegen ihrer Länge, zum anderen, weil sie Verbindungen zwischen den wichtigsten Orten der Insel herstellen. Die folgende Karten zeigen den Verlauf dieser Straßen ebenso wie die Entfernungen zwischen den Hauptorten oder den Siedlungen, die sie kreuzen.
Diese Straßen, die im allgemeinen in einem schlechten Zustand und manchmal gefährlich für die Passanten sind, wie bereits berichtet wurde, haben ihre alte Bedeutung verloren, und die stark befahrenen wurden dort aufgegeben, wo die ganz neuen Straßen sie vorteilhaft ersetzt haben.
Derweil tun sie weiterhin ihren perfekten Dienst als Verbindung und sind die eigentlichen nachbarschaftlichen Wege für die Bewohner, die ihre Häuser in der Umgebung dieser Straßen haben. Sie sollten deshalb nicht in Vergessenheit geraten und verdienen weitere Reparaturen für ihre Instandhaltung und Verbesserung."
......

Originaltext:

"As antigas estradas reais denominam-se nacionais depois da implantação da Republica no país, sendo as mais importantes as que têm os números 23, 24, 25, 26, 27 e 28 no respectivo mapa de viação distrital, já pela sua extensão, já porque estabelecem comunicações entre as principais localidades da ilha. Os mapas seguintes indicam a direcção que seguem as mesmas estradas, bem como as distancias que separam os principais sítios ou povoações que elas atravessam.

 Estas estradas, que são em geral de mau piso e por vezes oferecem perigo aos viandantes, como já ficou referido, perderam a sua antiga importância e deixaram de ser tão frequentemente transitadas nos pontos em que as novas e recentes estradas as vieram substituir com a maior vantagem. No entretanto continuam prestando excelentes serviços como meios de comunicação entre diversas localidades e são os verdadeiros caminhos vicinhais para os habitantes que têm as suas moradias nas imediações dessas mesmas estradas. Não devem por isso ser deixadas ao abandono, merecendo continuadas reparações para a sua conservação e melhoramento."



05 Dezember 2017

Seixal - Chão da Ribeira - Ausflug zur Forelle


Der Weg vom Nordküstenort Seixal in das Hochtal Chão da Ribeira ist einer von vielen alten Wirtschaftswegen um Madeira richtig kennenzulernen. Er beginnt im Dorfzentrum und führt überwiegend gepflastert bis ins 400 m höher gelegene Tal, das - wind-und wettergeschützt - noch immer viel landwirtschaftlich genutzte Fläche herzeigt.


Wir machen vom Parkplatz westlich der Kirche noch einen kleinen Schlenker durch das Dorf und steigen dann gemütlich den alten Pflasterweg nach oben, immer wieder pausierend, um mit Bewohnern, die wir auf ihrem "Arbeitsweg" treffen, einen kleinen Plausch in portugenglisch zu halten. Dabei ist zu vermerken, dass sich die Madeirenser immer sehr, sehr freuen, wenn sie merken, dass man ein wenig Portugiesisch spricht.




Wir sind mit einem Freund unterwegs und wollen uns diesmal einfach unser Mittagessen laufend verdienen, d.h. Ziel ist das Restaurant "Justinos", wo es die besten Forellen gibt, die ich je gegessen habe. Das "Justinos" ist ein eher unscheinbares Gebäude direkt an der Straße ER 221. Das einzige große Haus im engen Tal. 




Ansonsten besteht die Besiedlung aus winzigen Natursteinhäuschen, viele verlassen, viele aber inzwischen liebevoll restauriert und als Wochenend-Domizil genutzt. 





Im Winter dringt selbst bei gutem Wetter wenig Sonne zwischen die hoch aufragenden Lorbeerwaldhänge. So beschaulich das Tal, so anstrengend sind die Wege, die heraus und nach oben auf die Serra beziehungsweise in den Fanal führen.
Doch das sind Touren für Tage mit mehr Tageslicht und beständigerem Wetter.

Süßkartoffelernte





Wir machen uns wohl gesättigt wieder auf den Rückweg, diesmal über den Caminho Idelfonso de Castro, die kaum befahrene Straßenroute. Ab den ersten Häusern kommen wir wieder über Treppen und Veredas zum Parkplatz an der Küste zurück.




Fazit: ein entspannter kleiner Ausflug für alle, die gern zu Fuß gehen

Gehzeit: 2 Stunden - ohne Mittagessen

An- und Abstieg:  350 m







Anfahrt: Funchal - São Vicente - Seixal, Dorfmitte

27 November 2017

Porto do Abrigo in São Vicente



Eins der ältesten Häuser in São Vicente hat seine Tür wieder geöffnet. Es ist das gut erhaltene Handelshaus, das zum ehemaligen Hafen von São Vicente gehörte. Es war in früheren Zeiten der Umschlagplatz für Waren, die aus Funchal mit dem Boot gebracht wurden und für Weinfässer, die das Boot in die Hauptstadt mitnahm. Die Weine aus dem São Vicente-Tal gehörten und gehören immer noch zu den Besten (neben denen aus dem Anbaugebiet von Estreito de Câmara de Lobos) der Insel Madeira.










Mit viel Liebe zum antiken Detail wurde das kleine Handelshaus restauriert und am 11. November 2017 als Winelodge - Porto do Abrigo eröffnet. Sie liegt direkt an der Küstenstraße - Sítio do Calhau - zwischen diversen Restaurants und Snackbars und sticht gefällig heraus.
Neben Madeirawine-Tastings werden auch edle Tafelweine, Cidre, Poncha und Stoutbeer angeboten. 

Eine wirklich schöne Location! Unbedingt anhalten und sei es nur zum Gucken!