Dagegen nimmt sich unser eigener Schrecken und die Trauer über die uns direkt umgebende zerstörte Flora klein und fast belanglos aus.
Von den dramatischen Szenen in Funchal habt ihr durch die Medien wahrscheinlich fast mehr mitbekommen als wir, denn wir waren ja zeitweise von allem abgeschnitten.
Im Gegensatz zur Panik, die in den brennenden Stadtteilen ausbrach, hatten wir mehr Zeit unsere Flucht, vorzubereiten. Wir hockten zuhause ja wie auf einem Feuerwachturm und konnten sehen, wie sich die Flammen über alle Hügel und Täler den Weg in unsere Richtung bahnten.
Dass sich die Flammen entschieden oberhalb unserer Siedlung weiterzuziehen war nicht nur Glück, sondern ein Wunder und so blieben alle Häuser und Menschen auf unserem Lombo unversehrt.
Die Tage danach zehrten allerdings an den nervlichen Kräften, denn um uns herum brannte es ja weiterhin und wir hatten nur noch eine "Pfütze" Wasser, mit der wir unser Haus gegen Entzündung durch Funkenflug hätten schützen können. Am Freitag wurden dann endlich mehrere Container Trinkwasser abgesetzt, mit denen die reparierten Leitungen geflutet wurden und auch Levadawasser kam überall vom Berg wieder herunter.
Das war auch höchste Zeit, denn die Temperaturen stiegen wieder an und auch der Wind drehte nochmals richtig auf. Am Montag waren dann die letzten aktiven Feuer an der Südküste gelöscht.
Natürlich stellen sich jetzt große Fragen, wie es zu solch einer Katastrophe kommen konnte. Es waren ja mehrere Ecken auf der Insel fast gleichzeitig in Brand geraten. In Funchal war es eindeutig Brandstiftung, bei den Feuern im Westen gibt es bislang nur Vermutungen dazu. Dass sich kleine Brandherde zu einem Inferno entwickelten, lag natürlich an den Witterungsbedingungen, aber die bestanden ja bereits seit Tagen und außer dem Verbot von Feuerwerken und einer Ermahnung an die Bevölkerung vorsichtig zu sein, gab es keine weiteren Schutzvorkehrungen.
Nun haben wir eine Bilanz von 4 Toten, mehr als 200 zerstörten Häusern und einer verbrannten Fläche von 116 qkm, was fast einem Sechstel der Insel entspricht. Es ist zu hoffen, dass diesmal nicht nur leere Versprechungen, sondern wirklich sinnvoll koordinierte Taten folgen, mit dem wichtigsten Ziel überhaupt: das Paradies - ja, das ist es immer noch - und seine Bewohner zu schützen.
Alle südlichen Länder kämpfen ja mit dem gleichen Problem, der Flächen - und Waldbrände in heißen Sommern. Auch Madeira hat schon einiges an Bränden erlebt, aber fast immer war es "nur" Natur, die den Flammen zum Opfer fiel. "Das erholt sich doch wieder", hörten wir sowohl von Einheimischen als auch von Residenten.
Was mich so maßlos aufregt, ist die Geringschätzung unserer wichtigsten Lebensgrundlage: Natur, das sind nicht ein paar hübsche Blümchen oder beeindruckende Bäume, sondern das, was uns das Leben auf dieser Welt erst ermöglicht.
Entschuldigt meine Theatralik, aber meine Gefühle sind nach diesen Ereignissen schwer im Zaume zu halten.
Zum Schluss möchte ich nochmals betonen:
Madeira ist ein Paradies!
Kommt hierher, seht es euch an und helft damit, dass die Verwundungen schnell wieder heilen.
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