Wanderung: Fajã do Penedo - Achada de Pereira - Falca de Baixo - Falca de Cima - Lombo de Urzal - Serra de Água - Fajã do Penedo
Jedes Mal, wenn wir an der Nordostküste unterwegs sind und die Brücke über die Ribeira do Porco nehmen, schweift mein Blick am Wegweiser Lombo do Urzal in das tiefe, dunkelgrüne, fast immer wolkenverhangene Tal hinein. Nun wollen wir es endlich mal zu Fuß erkunden. Die weitergehende Absicht ist es, zu erfahren, ob die Levada Achada Grande bis zum Talschluss wieder begehbar ist.
Wir starten von der ER 101, ca. 1km vor der Brücke, an einem Treppenaufstieg gegenüber der Bushaltestelle. Eine kleine Levada springt uns neben der Betontreppe in steilem Gefälle entgegen.
Auf halber Höhe zur 5-Häuser-Siedlung von Achada de Pereira überholen wir vier augenscheinlich einheimische Frauen, die Uns! fragen, wie hoch es denn noch geht.
Es stellt sich heraus, dass sie auf Besuch sind und oben erwartet werden. Als wir uns den Häusern nähern, hören wir schon ein aufgeregtes: "vêm, vêm", sie kommen, sie kommen! Welch eine Überraschung, als nur wir beide erscheinen. Bestimmt verirren sich selten Fremde hierher. Wir klären die Männer auf, dass der Besuch gleich da sein wird, und fragen bei dieser Gelegenheit nach dem Aufstieg zur Levada. "Encerrado", stillgelegt!" Der Weg nach oben ist zugewachsen und nicht begehbar genau wie die Levada selbst, aber die Vereda bis Falca de Baixa sei in gutem Zustand.
Die Männer sind gerade bei der Weinlese und wir bekommen jeder eine große Traube als Wegzehrung mit.
In Falca steuern wir os Correios, die Poststelle, an, die gleichzeitig Bar und Minimercado für das winzige Dorf ist. Während wir unseren Bica trinken, leistet uns der padrão Gesellschaft. Er erklärt uns, dass wir uns im Herz von Madeira befinden. Dass es hier mehr regnet, als irgendwo anders auf der Insel. Dass die Wälder deshalb hier am schönsten seien. Und, voller Stolz, dass diese Region das ganze Wasser für Funchal liefere. So kann man sein Leben in einem der abgelegensten Täler der Insel auch betrachten! Ein Grund mehr für uns weiterzugehen, obwohl die Wolken schon wieder sehr tief hängen.
Der weitere Weg nach verläuft über die Straße, die erst seit 1995 das Dorf mit dem Rest der Welt verbindet. Ab Falca de Cima existiert noch eine Vereda parallel zur Straße, deren Zugang wir jedoch nicht finden. Dafür bekommen wir eine Idee, warum dieses Tal Ribeira do Porco, Schweinefluss, heißt: Ein Pick-up, beladen mit Schweinen, fährt mit fröhlichen, madeirensischen Liedern von Siedlung zu Siedlung, um eins der rosaroten Borstentiere zu verkaufen. (Nach einer Chronik aus dem vorvorigen Jahrhundert sollen in diesem Tal tatsächlich mehr Schweine als Menschen gelebt haben!)
In Lombo do Urzal hätten wir nun mehrere Möglichkeiten für die Rückkehr: die Levada dos Tornos und die Levada das Faias. Für beide scheint es uns zu spät. Die Levada Achada Grande ist nach weiterer Bestätigung unpassierbar. Bleibt uns also nur der Weg wieder zurück über die Straße, denn die Vereda unterhalb ist durch mehrere Erdrutsche verschüttet.
Also wandern wir zurück bis Falca, überqueren dort die Brücke über die Ribeira do Porco und steigen durch die Gemüse-, Wein- und Obstterrassen hoch bis zur Siedlung Serra da Água. Zu meinem Erstaunen werden hier etliche Pfirsichbäume kultiviert. Die Weinlese ist auch hier in vollem Gange und überall riecht es ein wenig vergoren. Der Wein wird also hier noch selbst gekeltert.
Fazit: eine schöne Wanderung, um mal nicht nur Natur, sondern die Lebensweise der sympathischen Menschen in einem entlegenen Teil von Madeira kennenzulernen.
Dauer: ca. 4 1/2 Std mit Pausen
Anfahrt: Ribeira Brava - São Vicente - Boaventura - Fajã do Penedo
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