20 Oktober 2016

Piraten und Walfänger

...haben wir nicht gesehen, und auch keine Marsianer, obwohl wir vom ehemaligen Piratenausguck über den Walfängersteig zu einem dem Mars sehr ähnlichen Landstrich unterwegs waren. Ein Kontrastprogramm zum immergrünen Laurazeenwald.





Wo das ist? Ganz im Osten von Madeira.

Machico - Pico do Facho - Vereda do Pesquadeiro - Caniçal - Levada do Caniçal - Machico


Es gibt vom Hafen in Machico drei Wege um auf den 323 m hohen Pico do Facho aufzusteigen. Wir starten am Casa da Misericordia, nehmen den Pfad parallel zu einem ausgetrockneten Bachbett und erreichen den Fahrweg bei einer vielfarbigen Basaltformation.



Heutzutage ist der Fackelberg ein Ausflugsziel mit Funkmasten, Imbisswagen und Grillplatz - nicht wirklich schön. Nur die Sicht ist phantastisch. Deshalb wurden in früheren Zeiten, als Madeira noch mit Piratenüberfällen rechnen musste, hier oben bei Gefahr Leuchtfeuer gezündet, um die Bevölkerung zu warnen und die Garnison in Gefechtsbereitschaft zu versetzen.



Der Rundum-Blick geht über das breite Tal der Ribeira Seca hinweg, über die Bucht von Machico bis zum Flughafen und weiter bis zur Ponta de São Lourenço mit den vorgelagerten Ilhéu de Farol.






Der Walfängersteig führt über einen schmalen Pfad entlang der Küste stetig bergab bis Caniçal. Dieser alte Weg war vor dem Tunnelbau durch den Höhenrücken, der das Tal von Machico von dem ehemaligen Walfängerdorf trennt, die einzige Verbindung zwischen den beiden Orten, wenn man nicht das Boot benutzen wollte. Seit wenigen Jahren wird wieder er als Wanderweg gepflegt und kann gefahrlos begangen werden. Die Einheimischen sind hier unterwegs, um Kaktusfeigen zu ernten. Davon zeugen die achtlos weggeworfenen Gummihandschuhe.



an dieser Stelle braucht es etwas Aufmerksamkeit: der Weg führt ein paar Schritte inseleinwärts!




Kurz bevor wir das Meer erreichen, überqueren wir eine steinerne Bogenbrücke, die der Witterung schon über Jahrhunderte standgehalten hat.



Das Strandbad hat im Oktober bereits geschlossen, wir sind aber froh unsere Pause unter einem der verbliebenen Palmwedel-Sonnenschirme machen zu können.


Der Weg führt uns weiter am Strand entlang und durch das, mittlerweile vom Frachthafen und diversen Industrieanlagen dominierte, ehemalige Fischerdorf.
Am Wochenende ist Caniçal aber recht verschlafen und wir brauchen nicht mit Container-LKW-Verkehr zu rechnen.


In Caniçal treten die Gegensätze von altem und neuen Madeira besonders krass zutage


Bevor wir nach einem etwas öden Aufstieg auf dem Caminho Ribeira da Palmeira auf die Levada do Caniçal einschwenken, müssen wir aber noch einen Abstecher auf das "Marsfeld" mit seinem "schlafenden Drachen" machen. 



Dickblattgewächse trotzen hier den Extrembedingungen von Sonne und Wind




Der Blick von der Nordseite auf die schmale Landzunge von São Lourenço ist großartig.


Auf die "renovierte" Levada do Caniçal treffen wir gleich nach dem hochmodernen Friedhof oberhalb des Dorfs.


Der Bewuchs von wuchernden Schwarzakazien ist kräftig zurückgeschnitten und der Levadaweg sieht aus wie frisch gefegt. Im nächsten Frühling ist diese Tour sicher um einiges idyllischer.




Wir umrunden Caniçal im Norden und erreichen nach einigen etwas spannenderen Abschnitten den alten Tunnel der ER 214.  Die Levada wird hier verroht durchgeleitet, für uns gibt es einen Bürgersteig. Autoverkehr ist also kein Problem, aber laut!

Nach dem Tunnel halten wir uns rechts. Piet weiß noch vom MIUT, dass es nach ca 100 m einen kurzen Abstieg entlang eines grünen Metallzauns zu einer (namenlosen?) Levada gibt, an der wir in Fließrichtung bis zum großen Wiesenhang kommen, den wir auch für unseren Aufstieg zum Pico do Facho genommen hatten.




Fazit: interessante Runde mit sehr unterschiedlichen Eindrücken von Natur und Industrielandschaft
Der schönste Teil ist die Küstenwanderung mit anschließender Pause am Strand.
Caniçal hat einen sehr eigenwilligen Charme
Der Frühling ist eindeutig die bessere Jahreszeit für diese Runde

Gehzeit ca 4 Stunden ohne Pausen





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