18 Dezember 2016

Die Rücken von Calheta

"Calheta ist ein Gebiet von Lombos, Lombinhos und Lombadas (größere und kleinere Bergrücken und Höhenzüge).
Der Lombo do Doutor erinnert an einen gewissen Dr. Pedro Berenguer de Lemilhana, einem Valencianer, der hier ungefähr 1480 ankam und Majoratsherr dieser Ländereien gewesen ist.
Der Lombo do Brasil, der gemäß den Gelehrten der Ortsnamenkunde so genannt wurde, weil sich dort einige Familienmitglieder des Dr. Berenguer niederließen, die in Brasilien João Fernandez Vieira bei der heroischen Aufgabe geholfen hatten, Pernambuco von den bösen Holländern zu befreien, die die Unterlegenheit der lusitanischen Jungs während der spanischen Besatzung ausnutzten, um den imperialistischen Fuß auf die Ländereien von Vera Cruz (Brasilien) zu setzen.
Der Lombo do Atougia war, so scheint es, ganz und gar Besitz des Majoratsherrn Luís de Atougia. Der Lombo do Salão, der für mich nichts zu tun hat mit adligen Leuten, sondern nur mit der rötlichen Erde, Grundlage für ausgezeichnete Süßkartoffeln und Kartoffeln, die von allen Klassen ohne Unterschied geschätzt werden.
Dann ist da noch der Lombo da Estrela, der ein Gesundheitszentrum und eine Oberschule besitzt und der Lombo da Laranjeiras.
In Estreito da Calheta befinden sich der Lombo dos Castanheiros, der Lombo dos Lameiros, der Lombo dos Serrões, der Lombo da Igreja, der Lombo Furão...."

(Raimundo Quintal: Levedas und  Wege auf Madeira)

...und der Lombo dos Reis, von welchem wir unsere Erkundungstour hinunter ans Meer und über Rücken und Hügelchen und Hügelketten wieder hinauf, beginnen.


Vom Caminho dos Reis, über die Rua do Belém, vorbei am Eingang der Quinta das Vinhas, deren Portal das Erbauungsjahr von 1685 zeigt, und weiter über einen Treppenabstieg gelangen wir zur Via Expresso VE 3. Die Schnellstraßen durchschneiden die alten Wege, und wir betrachten sie mit gemischten Gefühlen: als Autofahrer sind wir froh, dass sie uns kurze Wege ermöglichen. Als Wanderer wünschten wir uns oft mehr Pflege und Aufmerksamkeit für die Fußwege.


Direkt am Tunneleingang überqueren wir die VE, gelangen auf die ER 223 und gehen rechts noch 50 m bis zu einem Treppenabzweig links (schwer erkennbar, weil durch eine Baustelle verunreinigt). Ein paar Meter weiter sind wir dann auf einem gut erkennbaren Trampelpfad, der bald in einen gepflasterten Rundtreppenweg übergeht. Dieser Abstieg zum Strand wird nur noch selten von Einheimischen genutzt, um zum Angeln oder zum Sammeln von Lapas (Napfschnecken - eine traditionelle Delikatesse!) von Estreito zum Meer abzusteigen. 


Am Strand entlang, bis zum Beginn der Promenade, über große, rundgewaschene Steine, trifft uns der feine Sprüh der Gischt der heranrollenenden Wellen. Weiter geht es, ganz manierlich, bis ans Ende der menschenleeren Marina von Calheta. Der Dezemberhimmel zeigt sich nur durchwachsen freundlich und bald verabschiedet sich die Sonne ganz und gar.


Das neue 4-Sterne-Hotel Savoy Saccharum ist der Endpunkt unseres Strandwegs. Jetzt geht es auf dem Lombo do Atouguia wieder nach oben und über Caminhos, Veredas, Ruas und Levadas zurück zum Lombo do Doutor.


Bevor wir auf der anderen Hügelseite zum Lombo da Estrela wechseln, statten wir noch den Bombeiros da Calheta einen Besuch ab. Wie in jedem Jahr haben die Feuerwehrleute ihr gesamtes Gebäude weihnachtlich geschmückt und dekoriert. In ihrer Gestaltung legen sie ja sehr viel Wert darauf, die Traditionen Madeiras darzustellen und zu beleben. Und natürlich zeigen sie auch ihre eigene Arbeit. Es ist einfach rührend, mit wieviel Liebe und Mühe das Presépio (Weihnachtskrippenlandschaft) hergerichtet wird. 



Mit einer Spende für den unermüdlichen Einsatz - ganz besonders in diesem Jahr - und einem Gläschen Liquor de Ginjas (Kirschlikör) machen wir uns auf den Heimweg. Dazu wählen wir einen Abschnitt des Caminho Real, der am Museum Casa das Mudas beginnt, durch das Tal der Ribeira São Bartolomeu führt und am  Lombo dos Reis endet.

Fazit: eine schöne Wanderung, um die besiedelten Hügel und Plateaus in der Gemeinde besser kennenzulernen und eine gute Alternative, um dem nasskalten Wetter in den höhergelegenen Wandergebieten zu entgehen. Und, es gibt auf der Strecke jede Menge Bars und Kneipen für eine gemütliche Pause.

Trotz Dauerniesel war es eine gelungene Jahresabschlusstour.


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