13 Dezember 2016

Vereda do Tranquada/Trancuada

Dieser Weg ist so versteckt, dass es nicht mal eine eindeutige Bezeichnung dafür gibt.


Zum Jahresende haben wir uns noch mal eine richtige Dusche beim Wandern abgeholt. Warum wir uns trotz der nassen Bedingungen im Norden herumtrieben, hatte einen Grund: schon im letzten Jahr wollten wir den alten Weg zwischen Seixal und Porto Moniz an der Nordküste gehen. Wir haben zwar schon einige Straßenabschnitte der alten Küstenstraße abgewandert, doch die Vereda do Trancuada, ein Teil des Caminho Real 23, ist zwischen Ribeira Funda und Ribeira da Janela immer noch Terra incognita für uns.
Vor zwei Wochen wurden jedoch die Athleten des EcoUltramarathon über diese Verbindung geleitet, und weil Wegmarkierungen nicht ewig bleiben, wäre nun die Chance groß den Weg zu finden. Soweit der Plan.


Blick vom Encumeada Richtung Zentralmassiv

Doch am Samstag morgen schüttet sich mal wieder stundenlang der Himmel aus. Wandern? Nee, weiterschlafen. Dann reißt es plötzlich auf, Sonne - und laut Wettervorhersage ab frühem Nachmittag auch im Norden trocken. Wir lassen uns Zeit, nehmen für die Hinfahrt mal nicht die Via Rapida, sondern trödeln über Paúl da Serra und den Encumeada-Pass auf die andere Inselseite. Tiefhängende Wolken und ein phantastisches Panorama!

Blick ins Ribeira Brava Tal

In Seixal, nachmittags um zwei, wolkig, kein Wind, 19 Grad und abziehende Regenfronten. Alles scheint gut. Wir parken das Auto nahe der Kirche und stiefeln los mit der Idee: 'mal sehen wie weit wir kommen. Wenn wir den Weg bis Ribeira da Janela finden, kommen wir "irgendwie" zurück: Bus, Mitfahrgelegenheit, Taxi. Ribeira da Janela ist nicht so einsam, dass man dort hängenbleibt.'
Am Postamt von Seixal zweigt der Caminho Real nach rechts ab und führt auf gepflasterten, sehr rutschigen und zum Teil zerstörten Stufen hinunter zum Meer. 



Am Praia da Laje geht es am Küstenweg entlang, bis dieser auf die Schnellstraße trifft. Dort müssen wir zwangsläufig durch den ersten, sehr kurzen Tunnel, dann schwenken wir auf die alte Küstenstraße ein. Sie ist inzwischen für den Verkehr komplett gesperrt. Fahrzeuge, die nach Ribeira Funda wollen, müssen einen abzweigenden Tunnel aus dem langen Seixaltunnel heraus nehmen. 


Mit einem ziemlich mulmigen Gefühl gehen wir diesen Abschnitt über die vielen Gesteinsbrocken hinweg, die seit der letzten Reinigung schon wieder heruntergekommen sind. Dieser Berg ist sehr instabil, es gibt  immer wieder Abgänge. Aus diesem Grund ist auch der bergseitige Zugang zu dem versteckten Dorf Ribeira Funda nicht mehr passierbar. Wir sind also sehr erleichtert, als wir ohne weitere Zwischenfälle die Straßentunnel erreichen, durch die sich der breite asphaltierte Weg nach oben zieht. Dass uns hier keine Autos begegnen, war vorauszusehen, denn in Ribeira Funda leben inzwischen nur noch etwa 15 Bewohner. 
Die wegweisenden Pfeile für den Caminho sind im Dorf schon garnicht mehr erkennbar. Wir ahnen, dass wir mal wieder suchen müssen. Ein älterer Mann im Garten weist uns den Weg aus dem Dorf heraus: geradeaus hoch, dann rechts!



Wir steigen durch einen Weingarten auf gepflasterten Stufen bis zu einem Abzweig. Der weiterführende Weg überquert einen, mit Metallplatten abgedeckten Wassertank. Dann geht es eine halbe Stunde ziemlich eindeutig, immer ansteigend Richtung Westen. 

an dieser Hütte muss man das Brombeerdickicht umgehen


Mal ist die alte Rundstufenpflasterung noch erkennbar, mal führen ein paar in die Erde getretene Stufen auf die nächste Terrasse, um ein Brombeerdickicht zu umgehen, dann gibt es ein paar abenteuerliche Bachquerungen - bergan alles gut machbar.


provisorische Holzstufen erleichtern den Ab- und Aufstieg zur Bachquerung



Kurz nach dem Palheiro wird das Wetter zickig und hält sich absolut nicht an die Vorhersage, soll heißen: es regnet nicht, sondern es schüttet. Geräuschkulisse Wasserfall, Wassermenge entsprechend. 


Noch hoffen wir, dass es bald vorbei ist und gehen weiter und verlieren leider unseren Weg: Querliegende Äste, entwurzeltes Strauchwerk, angeschwemmte Laubberge und die die schlechte Sicht lassen uns herumirren. Als es nur noch bergan geht, wird klar, dass wir inzwischen auf der Vertikalen zum Fanal gelandet sind. Also wieder runter, den nächsten erkennbaren Abzweig untersucht und an der übernächsten Bachquerung aufgegeben. Als sich Piet noch einen rostigen Draht ins Schienbein rammt, drehen wir nach der Wundversorgung (im strömenden Regen!) um. Wir haben nicht nur die Nässe sondern auch das abnehmende Tageslicht im Nacken. 
Ich hatte wirklich keine Lust den rutschigen Weg wieder abzusteigen, doch es war unter den gegebenen Verhältnissen die vernünftigste Lösung.

auf dem Rückweg nach Seixal


Wir erreichen Ribeira Funda im letzten Tageslicht, dann haben wir nur noch die beleuchtete Straße vor uns und wählen aus Sicherheitsgründen den Tunnel der Via Rapida anstelle der Estrada Antiga an der Küste um unser Auto in Seixal zu erreichen.

Glücklich zurück in Seixal!


Fazit: 
die Vereda Trancuada ist in einem fragilen Zustand und bei den momentanen Wetterverhältnissen nicht sicher. Wir werden den nächsten Versuch im späten Frühling unternehmen, nach ein paar trockenen Tagen, bevor alles wieder zuwächst.

Der Track ist diesmal unbrauchbar, denn er sieht aus wie eine Gestocher im Labyrinth.



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