12 März 2017

Den Schmugglern auf der Spur


Rota de contrabando - Schmuggelpfad
Anfang des letzten Jahrhunderts wurde Madeira als die Insel des Aguardente (Zuckerrohrschnaps oder wörtlich übersetzt: Feuerwasser) bekannt. Der Konsum des alkoholischen Getränks wurde zunehmend ein soziales Problem, worauf die Regierung 1927 mit der Schließung von 34 Zuckermühlen reagierte. Damit war die Produktion gedrosselt und der Handel wurde unter behördliche Aufsicht gestellt. Im Gegenzug begannen die Leute sich ihren Aguardente aus Wein selbst herzustellen, was natürlich strengstens verboten war. So entstand von Nord nach Süd eine 50 Jahre währende Schmuggelroute unter härtesten Bedingungen: mehr als 25 km über die Serra mit einem 50 l Fass auf dem Rücken und dem Risiko der Verhaftung - die als Rota do Contrabando bekannt wurde.

Diese Geschichte wurde im Rahmen des Festivals Aqui Acolá 2016 in Ponta do Sol mit einem Film wieder ans Licht geholt, um darauf aufmerksam zu machen mit welcher List, aber auch welchem Risiko das madeirensische Volk es schaffte, sich allen Widrigkeiten, mit denen es gestraft war, zu widersetzen.

Den Trailer zum Film gibt es auf youtube: 


Natürlich gab es nicht nur den einen Schmugglerpfad, denn um die Obrigkeit zu täuschen ging man verschiedene Wege.

In diesem Jahr fand nun, am 11. März 2017, die erste einer Reihe von "Schmugglertouren" - von Seixal nach Ponta do Sol - statt.

Seixal - Chão da Ribeira - Terra Chá - Fontes Ruivas - Pico Ruivo do Paúl - Estanquinhos - Bica da Cana - Fajã Redonda - Pedras - Sítio da Quinta - Jangão - Lombada - Ponta do Sol

Wir haben uns der Tour ab den Fontes Ruivas auf Paúl da Serra angeschlossen.

Start ist für uns und die anderen "Schmuggler" Ponta do Sol. Wir werden mit zwei Bussen auf die Serra gebracht. Bevor es losgeht gibt's erstmal eine kleine Stärkung zusammen mit den Wanderern, die so nach und nach von der anderen Küstenseite, von Seixal, eintreffen. 




Dann geht es erst mal rauf auf den Pico Ruivo do Paúl. Es ist nur ein wenig bedeckt , aber unter uns ist im Norden das Meer dick in Wolken. Wir können also über die kleinen Trampelpfade auf Sicht nach Bica da Cana laufen.


Wie ich schon vermutete nehmen wir hier die Levada da Serra als Wegstrecke, allerdings nur bis zum kleinen Wäldchen. 

siehe letzte Wanderung: 

Nachdem wir den Zaun überklettert haben, verlassen wir die Levada und laufen ostwärts leicht ansteigend bis wir die Fajã Redonda mit den steinernen Fragmenten einer "Ansiedlung"? unter uns haben.


Weiter geht es am Hang entlang oberhalb der Levada da Serra mit Blick in den Cascalho, zur Levada das Rabaças und zum Lombo das Torres. 






Nach der Überquerung des Bachs unterhalb von Pedras beginnt der eigentliche Abstieg. Bei ca. 1200 m geht es durch einen Hohlweg steil bergab. Zwei Kuhgerippe geben Rätsel auf, denn es gibt ja auf Madeira keine Wildtiere, die eine Kuh reißen würden. Also? Unfall und Notschlachtung? Jedenfalls müssen die Knochen dort schon ziemlich lange liegen.





Auf etwa 1000 m blühen die Obstgärten von Quinta da Sítia. 




Dann begleitet uns die Levada da Serra einige Zeit während des Abstiegs durch den Eukalptuswald. In Jangão treffen wir auf besiedeltes Gebiet und werden wir nochmal mit Proviant versorgt. Die Wandergruppe ist inzwischen ziemlich ausgedünnt. Mit den ersten 25 Anderen laufen wir durch Veredas und Caminhos runter und runter und ... bis wir endlich Ponta do Sol erreichen. 



In der Escola de Folclore e de Vida wartet dann eine richtige Mahlzeit auf uns. Ein riesiger Makkaroni-Fleischeintopf ist zur Stärkung vorbereitet. Und natürlich gibt es neben Durststillern auch eine Flasche Aguardente! geschmuggelt?






Fazit: Die Abstiege auf den Veredas und Estradoes sind zwar befestigt, aber megasteil. Echte Kniekiller! Auch ohne 50 l Fass auf dem Rücken.
Die Wanderführer sind Trail-Läufer und entsprechend geben sie ein strammes Tempo vor. Da war diesmal nix mit Blümchengucken und gemütlichen Pausen. Spaß hat es aber trotzdem gemacht.

Wegstrecke: 17,3 km
Abstieg gesamt: 1639 m

Gehzeit (inkl. 2 kurzen Pausen) ab Fontes Ruivas: 5 1/2 Stunden




Weitere Infos zu den Schmugglerpfaden:



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