Das Arraial de Bom Jesus ist eines der größten und berühmtesten Feste Madeiras und findet immer am ersten Septemberwochenende in Ponta Delgada statt. Es ist mindestens soviel Kirchenfeier wie Volksfest und noch immer ist es Tradition, dass Kind und Kegel sich von weither auf die Beine (und heutzutage auf die Räder von Auto und Bussen) machen, um Tage und Nächte dabei zu sein.
Was den Madeirensern an solchen Tagen wichtiger ist, die liturgische Zeremonie im Innern der Kirche oder die Ausgelassenheit davor und rundherum, lässt sich nicht beantworten. Vielleicht ist es auch eine Frage des Alters.
Das portugiesische Wort "arraial" ist jedenfalls eine militärische Bezeichnung lateinischen Ursprungs und heißt soviel wie Lager. So ein großes mehrtägiges Fest, wie das des "Bom Jesus" nennt sich aber auch "romaria" und das lässt sich am besten mit Wallfahrt übersetzen. Die Bedeutung Kirmes oder Kirchweih sind aber ebenso im Begriff enthalten. So nennen sich denn die Teilnehmer dieser Feste "romeiros", gleich den mittelalterlichen Pilgern und Romfahrern.
Wir sind weder Madeirenser, noch besonders fromm, noch lieben wir Volksfeste, aber die Atmosphäre einer Romaria wollten wir nun doch einmal schnuppern. Der Kompromiss ist eine Mini-Pilgertour am frühen Nachmittag des ersten Festtages.
Gestartet wird in Boaventura, dann geht's über den Berg und entlang der Vereda do Vigia (dem ehemaligen Walfänger-Ausguck) hinunter nach Ponta Delgada. So vermeiden wir in einen Verkehrsstau zu kommen und uns durch Menschenmassen drängeln zu müssen.
Caminho Real 23 in Boaventura |
Ponta Delgada |
Caminho do Aviso |
Caminho do Vigia |
Als wir satt sind, haben wir genug Romaria-Luft geschnuppert und machen uns auf den Rückweg. Diesmal über die alte Küstenstraße und da begegnen uns dann die "romeiros". Es sind die Teilnehmer verschiedener einheimischer Wandergruppen, die teils aus Funchal, teils aus Santana mehrere Stunden unterwegs waren - so wie früher, nur dass sie in der Nacht mit dem Bus abgeholt werden und nicht nach der sonntäglichen Prozession auch den weiten Heimweg über die Berge wieder zu Fuß machen müssen.
Fazit: die kurze Wanderung ist auch ohne Fest geeignet, um zwischen den beiden Orten Boaventura und Ponta Delgada einen halben Tag zu verbringen. Beides sind reizende kleine Ortschaften der Nordküste, wo Madeira immer noch ein wenig ursprünglicher ist als anderswo.
Wer sehen will, was in der Nacht in Ponta Delgada los ist, schaut sich am besten die Fotos der Ohrenklappen-Wandergruppe an:
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