25 November 2018

Wunderschönes São Vicente-Tal

Grutas de São Vicente - Levada da Ribeira do Passo - Levada do Vimeiro - Levada do Lanço - Fajã da Ama - Levada do Rodrigues - 13,5 km



Schon lange lockte mich die Westflanke des São Vicente Tals. Jetzt gab es die Hoffnung, dass aufgrund des bevorstehenden Trails im Dezember - http://www.maxiracemadeira.com - die Caminhos und Levadas freigeschnitten und begehbar wären. 
Wir starten spontan an einem der wenigen sonnigen Tage und hoffen, dass die Regenfälle der letzten beiden Wochen nicht allzu viel Schaden angerichtet haben.

Tanja und Steffen, die gerade auf Madeira Hausbau-Urlaub machen, haben Lust uns auf einer Entdeckungstour zu begleiten. Wir brauchen mit zwei Autos also keine Rundtour zu planen. Das erste Fahrzeug stellen wir direkt nach dem Encumeada-Tunnel (VE4) ab. Wenn man es weiß, dann kann man direkt nach dem Tunnel eine inoffizielle Ausfahrt nach Cova da Ribeira nehmen und gleich darauf die Schnellstraße via Brücke überqueren. Dort bleibt das erste Auto stehen. 
Mit dem zweiten Fahrzeug fahren wir weiter Richtung São Vicente bis zu den Lavagrotten (Grutas e Centro de Vulcanismo). Auf dem Besucherparkplatz stellen wir unser Auto ab. Im November ist hier wenig los. Es lohnt sich zwar die Grutas zu besuchen, doch nicht heute an diesem wunderbar sonnigen Herbsttag.




Wir nehmen den offiziellen Eingang zum Park, überqueren die hübsche Hängebrücke und biegen danach gleich links und wieder rechts ab. Über einen Treppenweg kommen wir schnell zum Miradouro und schauen ganz verzückt hinunter auf den schmalen Spalt, der Madeira Ost und West trennt und einen Blick aufs Meer freigibt.






Von hier gehen wir ein Stück die Straße bergab, überqueren die Ribeira do Passo und nehmen gleich den Caminho das Silvas zur Linken. Alle weiteren Rechts/Links-Schlenker zu beschreiben, wäre sehr verwirrend, denn wir wechseln aufsteigend ständig zwischen Caminho und Levada. (Es gibt einen Track auf wikiloc https://de.wikiloc.com/routen-wandern/sao-vicente-west-30809613)

Die Wege unserer Wanderung beschreiben das alte Madeira: urige Treppenwege, wenige Häuser zwischen den Weinterrassen, Palheiros und Levadas.










Wir folgen zunächst der Levada da Ribeira do Passo, wechseln aber bald zur Levada do Vimeiro. Noch freuen wir uns, dass nicht nur Gras und Farn, sondern auch das wuchernde, meterhohe Spanische Rohr (Schilfgras) und die Girlandenblumen geschnitten und gehackt sind. Dann treffen wir auf drei Levadeiros, die uns davon abraten auf der Levada weiterzugehen. Wir diskutieren ein bisschen, beschließen dann, dass wir es versuchen wollen. Es ist tatsächlich ziemlich zugewachsen, Brombeerranken hängen wie Vorhänge über der Levada, es ist nass und glatt. Aber wunderschön!
Bis zur Levadabrücke ist alles gut machbar, danach ist die Fortsetzung der Levada verrohrt. Das Rohr überbrückt die Schlucht, die Levada ist komplett weggebrochen. Der Abstieg durch die Ribeira do  Passo sieht nicht ungefährlich aus. Wir "passen" und entscheiden umzukehren um erstmal Pause zu machen.


Levada da Ribeira do Passo


Levada do Vimeiro






Als wir unsere drei Levadeiros wieder treffen, lächeln sie wissend. "Tiveram razão! - Sie hatten Recht! Der Weg ist nicht gut. Gibt es einen Abstieg zur Straße?" Tatsächlich können wir direkt den Hang hinuntersteigen. Weil auch hier die Girlandenblumen alles zugewuchert haben, geht einer der Levadeiros voraus und hackt uns den Abstieg frei. Sie sind einfach unglaublich liebenswert, die Madeirenser! 




Wir bedanken uns und versichern, dass wir für die nächste Wanderung auch ein Gertel dabei haben werden. Das freut ihn sichtlich.
Es ist nur ein kurzes Stück Straße bis Terça, um die kritische Passage zur Madre zu umgehen. Über den Caminho da Terça steigen wir wieder auf, bis wir die nächste Levada erreichen, die Levada do Lanço.




Levada do Lanço



Ich bin ganz froh, dass wenig Wasser im Wasserkanal ist, denn einen Weg entlang der Levada gibt es nur selten, und das rutschige Levadamäuerchen sieht brüchig aus. Auch hier keine klassische Wanderlevada, sondern ein reiner Bewirtschaftungskanal.





Kurz vor dem großen Wassertank am Ende der Levada steigen wir wieder auf. Der Pfad zur Levada do Rodrigues ist steil und glatt. Er wird von Downhillbikern genutzt, die den Weg für Wanderer  kaputtgefahren haben. Solche Strecken sind bei Trockenheit schon schwierig genug zu erklimmen, aber bei dieser Schmierseifensituation sehr anstrengend. Wir kreuzen auf halbem Weg eine weitere Levada, die Levada das Ginjas. Nach einem Aufstieg von gut 250 m erreichen wir endlich die Levada do Rodrigues. 





sieht harmlos aus, ist aber eine steile Rutschbahn


Levada do Rodrigues

Jetzt ist es nur noch ein entspanntes Auslaufen. Wir beobachten die Forellen, die neben uns im breiten Kanal schwimmen. Tanja füttert zwei Katzen, worauf uns eine davon treu folgt. Sie springt sogar von Stein zu Stein, als wir noch eine Bachquerung überwinden müssen und wird erst kurz vor dem Tunnel müde. 







Den Abstieg nach Cova da Ribeira, wo das Auto steht, machen wir im letzten Dämmerlicht auf einem engen Pfad durch die Felder - und kommen passgenau auf die Straße, als die Laternen zu leuchten beginnen. Perfektes Timing!







Anschließend fahren wir nach São Vicente ins Porto do Abrigo, um den schönen Tag gemeinsam zu beschließen.




Fazit: die Wanderung verlangt eine gewisse Ortskenntnis, gute Orientierung (mit GPS) und absolute Trittsicherheit. Dann ist sie sehr abwechslungsreich und vermittelt ein intensives Erleben traditioneller Feldbewirtschaftung auf Madeira.




Gehzeit: 5 - 6 Stunden 
Höhendifferenz: etwa 600 m



Anfahrt: Funchal - Ribeira Brava - VE 4 - Cova da Ribeira (1.Auto) - São Vicente Grutas (2. Auto)





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