20 Mai 2024

Einsame, wilde Wege in Rabaçal

Reitertunnel - PR 6.7/Zig-Zag - Levada da Senhora - PR 6.4/Levada do Furado Velho - ER 105 - Quinta dos Tis - Montado - 9,3 km

Rabaçal immer gerne wieder, aber ohne Menschenmassen. Heute begleiteten mich nur die Wolken und der  Duft der Ginsterwogen. Begegnet bin ich ein paar Madeira-Finken, einem Bis-Bis (Madeira-Goldhähnchen), einem Kaninchen und einem Trailrunner. Nicht mal Kühe kamen mir in die Quere. Allerdings unterschlage ich die 278 Wanderer, die sich vom Rabaçal-Parkplatz an der ER 105 gerade auf den Weg machten, den ich 300 m weit mit ihnen teilen musste. Von den restlichen 500 und mehr Leuten habe ich dann nichts mehr mitbekommen.

Ich war früh dran, um einen Parkplatz an der Estrada Doutor Roberto Monteiro zu bekommen und vor allen anderen am Reitertunnel zu sein. Vor lauter Beeilung habe ich sogar vergessen mein Garmin einzuschalten. Das fiel mir erst auf, als ich schon auf dem PR 6.7 den Zickzackweg hinaufstieg. Dieser renovierte und offizielle Wanderweg erlangt allmählich wieder seinen ursprünglichen Charakter zurück, wenn man von ein paar Blockbohlenstufen absieht, die teilweise schon wieder losgetreten sind.  Erst als ich oben am Wasserreservoir ankam, spürte ich den Nieselregen, der vorher von den dichten Ginsterbüschen abgehalten worden war .

der Zickzackweg ist aus der Ferne nur noch schwach erkennbar

Levada das 25 Fontes/Südseite


Venusnabel - Umbelicus rupestris


Jetzt muss ich mich für wenige Minuten in die Wanderströme einreihen, die sich zu den angesagten Levadas (25 Quellen und Risco) hinunterwälzen. Aber nur für kurze Zeit, dann kann ich links durchs Gebüsch abtauchen. Zum Glück ist der Abzweig so unscheinbar, und im ersten Moment auch sehr abschüssig, so dass niemand auf die Idee kommt ihn als Toilette zu benutzen 😭

Dann bin ich auf der historischen Levada da Senhora. Zugegeben, hier braucht es schon etwas Pfadfindergeist, um zwischen den Baumheiden und dem sprießenden Farn eine ehemalige Levada zu entdecken. Aber das Gelände ist hier noch relativ flach und so kann man sich langsam vortasten (außerdem kam ich schon ein paar Mal von der anderen Seite). Nach einer etwas kniffligen Stelle (glatte Steine und Brombeergestrüpp) durch einen meist trockenen Bachlauf ist das gemauerte Levadabett deutlich sichtbar. Und so geht es dann auch eindeutig weiter, eine Stelle entlang der Felswand lässt sich im trockenen Kanal gefahrlos passieren. Hin und wieder braucht es noch ein paar "tänzerische" Einlagen unter und über die querwachsenden Baumheide-Stämme, und dann kommt noch der enge Spalt, der sich nicht umgehen lässt. Ich würde es mal hemmungslos als Fat-Man-Desaster bezeichnen. Nun ist auch eine zweite Levada oberhalb, die Levada do Moinho, erkennbar. Bevor man auf den PR 6.4, Abstieg zur Levada do Furado Velho, trifft, müssen noch drei ältere Hangrutsche überquert werden. Die beiden ersten sind fest, beim dritten muss man aufpassen, dass man keine Steine lostritt, die dann auf den Wanderweg hinunterpoltern können.


Rippenfarn - Blechnum spicant

der knifflige Abstieg ins Bachbett ...

... und wieder heraus

Margeriten, eigentlich gefiederte Wucherblumen - Chrysanthemum pinnatifolium




"Fat-Man-Desaster"

Strauch-Gänsedistel - Sonchus fruticosus - Lingua de Vaca

Trasse der Levada do Moinho




Der Abstieg zur - und die Levada do Furado Velho selbst - sind zu Genüge beschrieben. Der mittlere Aufstieg zur ER 105 scheint immer noch sehr wenig begangen zu werden, obwohl er eigentlich der Schönste der drei Zugänge zur antiken Levada ist. Als ich wieder oben an der Straße ankomme, haben sich die Wolken verdichtet, es regnet. Ich denke, dass ich ohne Sicht wohl besser die Piste nehme, um auf der anderen Seite zur Quinta dos Tis hinunterzugehen, da hebt sich die Wolkendecke. Der Pico Gordo schaut heraus und in Calheta scheint die Sonne. Also kann ich doch weglos auf den Kuhpfaden absteigen bis zum Weg, der Richtung Montado hinunterführt. Ein schöner Weg, besonders jetzt zur Ginsterblüte! Nach dem Kuhgatter geht es auf der Forstpiste weiter durch den Eukalyptus. Bienengesumme aus den üppigen lila Wegbegleitern - gewöhnlicher Natternkopf - macht selbst so einen langweiligen Waldweg zum Vergnügen.

Aufstieg zur ER 105

Cascata do Vento e do Risco

Quinta do Tis

Weg nach Montado



gewöhnlicher Natternkopf - Echium vulgare

ausgebrannter Eukalyptus-"Mammut" ...

... mit neuem Leben

Fazit: immer noch eine einsame Runde; gefährlich ist nur die Überquerung der Straße am Rabaçal-Parkplatz 😂

Gehzeit: 3 h 30

Höhendifferenz:  ↗↘ 530 m

GPX: https://de.wikiloc.com/routen-wandern/rabacal-171477281










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