Die Wanderung zum Wasserfall Salto do Patagorro - im Sommer nur ein dünner Wasserfilm - war Ende September eine Kombi aus meiner Schatzkiste "wo ich schon immer mal hin wollte" und dem Wunsch am Ende des Sommers noch eine Flusswanderung zu machen.
Wir starten in Monte/Corujeira auf dem Caminho da Levada dos Tornos an einem sonnigen, windstillen Spätsommertag. Bis zur Brücke Ponte do Pisão sind wir auf einem schattigen Spazierweg. Dieser Caminho führt nach der Brücke hinauf zu den Quellstollen der Águas dos Tornos Altos, ausführlich beschrieben im Wanderbuch "Wilde Wege Madeira", Tour 34 und hier: https://madeira-rundwanderungen.blogspot.com/2020/02/aguas-dos-tornos.html
Nach einem kurzen Anstieg kreuzt die Levada dos Tornos. Wir bleiben links gegen die Fliessrichtung. Unter uns sehen wir ein riesiges Betonwerk, das den gegenüberliegenden Hang der Ribeira da Santa Luzia Trasse für Trasse abbaut. Madeiras Hunger nach Beton muss gestillt werden 😭 Am Wochenende ist zum Glück Ruhe.
Am Ende der Levada kommen wir zur ehemaligen Trinkwasseraufbereitungsanlage von Tornos, die Funchal mehrere Jahrzehnte versorgte. Sie sollte eigentlich als Informationszentrum weitergeführt werden, ist jetzt aber verschlossen, zugenagelt und rottet vor sich hin. Ein Pfad führt außerhalb des Zauns darum herum.
Kurz dahinter lässt sich das Flussbett der Ribeira da Santa Luzia auf einer Metallbrücke überqueren. Hier sehen wir schon die ersten beiden riesigen Geröllsperren. Sie wurden errichtet, um ein Unglück, wie es im Februar 2010 geschah, zu verhindern, als nach tagelangen Regenfällen Schlamm- und Geröllmassen die Innenstadt von Funchal verwüsteten und viele Opfer forderten.
Die Erdpiste, die zum Bau dieser Pylonen angelegt wurde, geht nach der Brücke rechts noch etwa 200 m am linken Ufer weiter, dann müssen wir über eine Böschung ins Flussbett hinuntersteigen.
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erste Geröllsperre mit ehemaliger Durchfahrt |
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zweite Geröllsperre |
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"Sprungschanze" |
Der Wasserstand ist niedrig und wir können mal am trockenen Uferrand, mal von Stein zu Stein durch den Fluss gehen. Zwischen der zweiten und dritten Geröllsperre gibt es am linken Ufer wieder eine Piste, die wir aber erst auf dem Rückweg sehen. Wir kraxeln also über eine hohe Stufe aus mächtigen Felsblöcken. Danach sehen wir Strommasten und eine vermeintliche Piste am rechten Ufer, doch sie ist komplett zugewachsen. Wir bleiben im Flussbett - das lässt sich gut gehen - und erreichen die dritte und schließlich die vierte Geröllsperre.
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dritte Geröllsperre |
Das Flussbett windet sich, wird enger und über eine griffige Felsplatte geht es weiter bergauf, bis sich mittendrin ein kleines Wäldchen auftut. Als wir heraustreten, sehen wir zum ersten Mal den Wasserfall. Eine kleinere Kaskade, mit einem tiefen Poço davor, muss noch erklettert werden, dann öffnet sich das weite Rund im Talschluss. Zur Begrüßung fliegt uns zwar kein Patagorro (Atlantiksturmtaucher), aber immerhin eine große Möwe entgegen. Es ist eine zauberhafte Stimmung, so ganz alleine, umgeben von senkrecht aufragenden, grünen Wänden.
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vierte Geröllsperre |
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steinere Zeugen des Vulkanismus |
Der Weg zurück ist um einiges anstrengender, es geht ja nun bergab von Stein zu Stein, von Fels zu Fels. Manchmal rutsche ich auf dem Hintern, um mir nicht das Knie zu verdrehen, meist reicht aber auch Piet's helfende Hand oder ein kleinen Sprung. Wir sind uns jedoch einig, dass diese Tour entlang einer der Lebensadern Madeira's jede Mühe wert ist.
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vierte Geröllsperre auf dem Rückweg |
Zurück an der Tornos-Anlage beschließen wir noch einen kleinen Bogen zu machen und über den alten Treppenweg hinauf zum Caminho das Águas dos Tornos Altos zu gehen. Schon allein damit die Knie und Beinmuskulatur nochmal eine andere Bewegung erfahren. Für den Besuch der Quellstollen reicht die Kraft nicht mehr. Außerdem ist der eigentlich schöne Pflasterweg ziemlich zugewachsen und vernachlässigt.
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Aufstieg von der Levada zum Caminho |
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oben Caminho - unten Levada |
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Ponte do Pisão |
Fazit: wunderschön und einsam, nicht gefährlich, aber nicht ganz einfach
Achtung: es gibt keinen Handyempfang im Flussbett und auch das GPS Signal ist sehr schwach
Länge: ca. 8 km hin und zurück
Gehzeit: 4 h
GPX: sehr ungenau
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