12 Oktober 2018

In vier Tagen über die Insel - Tag 3

Kurz vor 7 Uhr leuchten im stockdunklen Schlafsaal die ersten Stirnlampen auf. Es ist Zeit aufzustehen. Aus der Küche steigt schon Kaffeeduft nach oben. Auf dem großen Tisch sind Pfannkuchen, Fruchtbrot, Marmeladen, Schinken, Käse ... üppig hergerichtet. Leider gibt es keinen Tee zum Frühstück. Ich würde mich mit heißem Wasser begnügen, aber nein, auf die Schnelle wird für das casal alemão, das deutsche Paar, ein chà de laranja, ein Orangentee gezaubert. Die Küchendamen sind wirklich reizend.




km 55 -  Queimadas

Heute ist ein entspannter Wandertag angesagt. Er beginnt mit einem flotten Morgenspaziergang auf dem Caminho para todos entlang der Levada do Calderão Verde. Meine Hoffnung, dass wir entlang dieser Levada in die entgegengesetzte Richtung weiter bis zum Calderão Inferno und dann durch den langen Ruivo-Tunnel gehen, hat sich nicht erfüllt. Der Erdrutsch und der instabile Hang auf der anderen Seite des Tunnels machen eine Durchquerung immer noch unmöglich. Also laufen wir im großen Bogen außen um den Berg herum, statt unter durch.
Es geht über Pico das Pedras auf einer Forstpiste bis Cova da Roda und ab hier auf dem Caminho Real 24 weiter durch das schöne Tal der Ribeira da Abelheira. 
Zur Abwechslung kommen wir auf dieser Strecke durch besiedeltes Gebiet. Sehr ursprüngliches, altes Madeira: Lombo do Galego, Fajã da Murta, Cruzinhas, Fajã Grande.





km 64 - Fajã da Murta

Natürlich wird im Museum der Familie Teixeira Pause zur Besichtigung gemacht. Da waren wir gerade erst vor zwei Wochen. Deshalb können wir es uns auf einer Bank richtig gemütlich machen. Dann geht es auf dem original CR 24 weiter. An der Brücke über die Ribeira da Metade entdecken wir eine alte Wassermühle, die fein restauriert wurde und jetzt als Gästehaus dient. Gut zu wissen! Zwischen Fajã Grande und Achada do Cedro Gordo ist der gepflasterte Weg in einem beklagenswerten Zustand. Umgestürzte Bäume, wuchernde Brombeeren, viel Geröll - hier sollte die Gemeinde Santana aktiv werden.








km 68 - Achada do Cedro Gordo

Pause in der Bar Zeca. Wir sind erstaunt wie gemütlich sich heute alles anlässt. Klar sind die Anstiege schweißtreibend, aber das Tempo ist heute sehr moderat - oder haben wir uns daran gewöhnt schneller zu gehen? Auf jeden Fall genießen wir jetzt erst mal das eiskalte Shandy, bevor wir auf dem nun geteerten Caminho São João weiter hoch gehen. Als wir die Regionalstraße 103 erreichen, fährt unser Versorgungsteam Streife.
"Tudo bem com todos?" Geht's allen gut? 👍
Während wir uns Ribeiro Frio nähern tauchen wir wieder in den Waldgürtel des Laurissilva ein. Ein scheinbar undurchdringliches Grün aus Bergen und Tälern durch das sich die Straße windet.





km 71 - Achada do Pau Bastião (Ribeiro Frio)

Die nächste Bar wird angesteuert. Das ist Genusswandern! 
Direkt neben dem Restaurant Faisca führt der Treppenweg hinauf zur Vereda dos Balcões. Dieser spektakuläre Balkon über der Ribeira da Metade mit Blick auf das Zentralmassiv mit Pico do Areeiro, Pico do Gato, Pico das Torres  und Pico Ruivo. Wieder ist der Tag fast wolkenlos und beschert uns ein tolles Panorama. Und unser heutiges Ziel, das Kraftwerk, Central Hidroeletrica da Fajã da Nogueira ist im Tal auch schon erkennbar.






Danach wird es spannend. Der Abstieg zur Fajã do Nogueira, wo wir die Nacht verbringen werden, galt schon immer als heikel und ist seit Jahren offiziell gesperrt. Nicht für die freien Füße. Entlang der verfallenen Levada, über Bretterkonstruktionen am Fels entlang, ein Seil zur Sicherung - nicht alle wollen hier absteigen. Ungefährlich ist es nicht, denn der Hang ist überwiegend senkrecht, umgestürzte Bäume müssen unter- und überklettert werden, der Untergrund ist mehr als bröselig.
Nach 100 Höhenmetern gibt es Entspannung auf flacheren Serpentinen, aber nicht allzu lange. Danach müssen alle außer auf sich selbst auf die Vorausgehenden und Nachkommenden achten. Volle Konzentration, dann geht's. Am Ende kommen wir auf der Schotterpiste heraus, die zum Kraftwerk führt. 














Zwei Kilometer weiter erreichen wir das Kraftwerk. Rund um den großen Tank gackern die Hühner und stolziert ein Hahn. Oberhalb, sehr idyllisch, sind die Ferien-Reihenhäuschen für die Mitarbeiter. 

Heute kommen wir in den Genuss eines Zimmers mit richtigen Betten. Dafür hat die Equipa gesorgt - und auch wieder für leckeres Essen, Wein und Poncha. Die Stimmung ist ziemlich gut ... 





km 75 - Central da Nogueira, Ende des 3. Tages bereits um 17 Uhr





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