11 Oktober 2018

In vier Tagen über die Insel - Tag 2

Aufstehen um 7 h. Schlafsäcke einrollen, Katzenwäsche, Tasche packen und alles in der Hotelhalle für den Transport bereitstellen. Frühstück um 7.30 h. Es ist noch dunkel und ziemlich kalt. 8 h Gruppenfoto. Ausgabe der Tagesverpflegung. Danach klettern alle in die bereitstehenden Fahrzeuge und werden zum gestrigen Endpunkt = heutigem Startpunkt zurückgefahren. Die Fahrt wird vom Versorgungsteam des Clubs organisiert. Zwei PKW, ein großer Defender und ein Pick-up. Bei normaler Besetzung passen da 26 Leute rein. Die anderen 10 quetschen sich irgendwo dazwischen und sitzen auf der Ladefläche des Pickup. 




km 31 - Pedras (Bica da Cana) 


Der klare Himmel und die ungewöhnlich trockene Luft verkünden einen strahlend schönen Tag. Wir ziehen los und alle wissen, dass dies nicht nur die spektakulärste Etappe, sondern auch die härteste sein wird. Der Sonne entgegen wandern wir über die Passstraße bis zum Lombo do Mouro. Dort beginnt, vorbei am Casa do Abrigo, der Abstieg zur Levada das Rabaças. Es ist ein schmaler, durchgängig gut erkennbarer Steilpfad. Es gibt wenig zum Festhalten und der Abstieg verlangt gute Trittsicherheit. Zwei Stellen könnten ein Seil vertragen, dort wird über die Hände gesichert. Wir erreichen die Levada direkt über den gesperrten Tunneleingang. (Der Tunnel endet im Cascalho, der schon lange nicht mehr passierbar ist)







Die durchgängig ungesicherte Levada macht niemandem Probleme und die Schrittgeschwindigkeit nimmt zu. Noch schneller wird die Gruppe ab der Kreuzung mit der Levada do Norte, die wir bis zum Encumeada-Pass verfolgen.km 37 - Boca da Encumeada



km 37 - Boca da Encumeada

Pause in der Snack Bar Encumeada. Die ersten Mitwanderer müssen Blasenpflaster kleben.
Im Süden sehen wir Rauchsäulen und den Löschhubschrauber über dem Ribeira Brava Tal fliegen.


Dann beginnen wir den Aufstieg Richtung Pico Ruivo. Die Vereda da Encumeada, die zu Madeiras höchstem Gipfel führt ist einer der schönsten Wanderwege Madeiras und aktuell in einem sehr gepflegten Zustand. Die zehn Kilometer lange Strecke über die nördliche Gebirgskette ist bei diesem Wetter einfach atemberaubend - im doppelten Wortsinn! Der erste Anstieg beginnt auf der Nordseite und damit im Schatten. Bald wechseln wir über dem Kamm nach Süden und steigen weiter bis zum Pico do Jorge, wo sich die Gruppe zur Pause wieder zusammenfindet.















Dann erfolgt der Abstieg zur Boca das Torrinhas. Hier kommen uns die ersten Wanderer vom Ruivo herunter entgegen. Ein kurzer Blick nach Curral das Freiras im Süden und Lombo do Urzal im Norden muss genügen um den Anschluss zu halten. Ab jetzt gibt es keinen Schatten mehr beim Aufstieg zur Ruivo Hütte. Bei einer kurzen Trink- und Traubenzucker-Pause bekomme ich von Isidro (o Presidente do Clube) ein aufmunterndes " só cinco minutos" zugerufen.
Ich ahne, dass die fünf Minuten in der mdeirensischen Zeitrechnung eine knappe Stunde bedeuten. Und behalte Recht.












km 49 -  Pico Ruivo Hütte

Den Aufstieg zum Gipfel sparen wir heute aus. Wir haben noch einen langen Weg hinunter nach Queimadas vor uns. Und die Pause können wir gut gebrauchen. 

Danach geht es zunächst auf dem Pflasterweg bis zum Parkplatz Achada da Teixeira. Weiter über den schönen Abstiegspfad zum Homem em Pé, dem steinernen Mann. Nach der Querung der Straße wird es ruppig und rutschig. Wir haben Glück, dass es längere Zeit nicht geregnet hatte, sonst wäre dieser Weg unpassierbar. Auch so erfordert er höchste Konzentration um auf den Füßen zu bleiben.







km 55 - Queimadas - Ende des zweiten Tages

Ziemlich groggy laufen wir am heutigen Zielpunkt ein und wundern uns, dass schon so viele vor uns da sind, obwohl wir nicht überholt wurden. Es stellt sich heraus, dass es einen Shuttledienst für die Fuß- und Knie-Lädierten gab. Auch ich muss die ersten Blasen an den Fersen und Zehen versorgen, solange wir noch Tageslicht haben. Denn wir übernachten in einem Casa Rural ohne elektrischen Strom. 
Das Versorgungsteam hat aufgestockt und zum Empfang leckere "Petiscos - Kleinigkeiten - Fingerfood"  vorbereitet. Dazu gibt's Poncha und Rotwein. Wasser hatten wir ja über den Tag schon literweise getrunken.
Die Haupt-Abendmahlzeit essen wir unter Gaslampen draußen im Park. Es gibt "Soap de Trigo - Weizensuppe". Ein traditionelles, kräftig-deftiges Essen, das selbst Piet, der ein Eintopfverachter ist, köstlich schmeckt.

Um kurz nach 21 h liege ich in meinem Schlafsack - diesmal ist es ein Isomattenlager - und werde gleich wieder herausgeholt: Nachtwanderung! Mit Stirnlampen ziehen wir alle los zum Lagoa dos Tis. Dann die Aufforderung: Lampen aus! und tatsächlich ist es ein Abend zum Milchstraße gucken. Alle Anstrengung und Müdigkeit sind vergessen, als wir dort die Köpfe in den Nacken legen und eine schöne Stimme zum Gesang einlädt. 
Vor der Rückkehr werden Beijos und Licores getauscht. 

Dieser Tag bleibt unvergesslich.



Der Akku im GPS-Logger war zu früh platt - hier fehlen also noch knapp zwei Abstiegskilometer, d.h. es waren 24 km




  

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