29 Mai 2019

Blütenberge

Fajã dos Cardos - Vereda do Pico do Furão - Vereda da Encumeada - Boca das Torrinhas - Lombo do Urzal - 14,3 km

von Süd nach Nord durch die blühenden Berge (Achtung: Norden ist ausnahmsweise links!)

Der Plan für die Überquerung des Zentralmassivs begann im Januar zu reifen. Wir waren zusammen mit Chris auf der Levada do Pico do Furão und bei ihr sprang der Funke sofort über, wie toll es wäre einfach weiter hinaufzusteigen. Ursprünglich sollte es nur ein Aufstieg zum Pico Ruivo über den freigelegten Weg unterhalb des Pico do Furão werden. Weil Start und Ziel in diesen Regionen sowieso eine logistische Herausforderung sind, ich auf keinen Fall eine Rundtour zurück nach Curral das Freiras durch den hässlichen Eukalypuswald machen wollte, der weitere Weg vom Pico Ruivo zum Pico do Areiro viel zu überlaufen ist, wurde der Plan dahingehend erweitert, auf der Nordseite nach Lombo do Urzal abzusteigen.
Weil uns der Mann von Chris einen Autotransfer angeboten hatte, konnten wir unsere Bergtour also ohne Transportproblem und ohne Zeitnot angehen. Wir wurden nach Curral das Freiras / Fajã dos Cardos gebracht und sollten am Abend auf der anderen Inselseite wieder abgeholt werden. Treffpunkt  war um acht Uhr morgens in Funchal, um halb neun standen wir wanderbereit in den Stiefeln.




dort oben ist das erste Etappenziel

letzte Weingärten und Felder im Tal



Rückblick auf das Tal von  Fajã dos Cardos


Dann wird es blumig. Der Aufstiegsweg verschwindet unter Blütenwolken, bleibt trotzdem aber immer gut erkennbar. Die Ginsterbüsche und Brombeeren halten sich vornehm zurück, aber auch Disteln kratzen an den Beinen. Es wird also Zeit Gamaschen anzuziehen. Das Hackmesser kann im Rucksack bleiben.














Wir lassen uns viel Zeit beim Aufstieg, denn soviel wundervolle Natur muss genossen werden. Der Pfad windet sich um bizarre Felsen und gewaltige Basaltwände. Wir fühlen uns ganz klein in dieser großartigen Landschaft und wieder einmal sehr dankbar, die körperliche und mentale Fähigkeit zu besitzen, dies alles erleben zu können. 














Mittlerweile haben wir den Felsschatten verlassen und steigen die letzten 150 hm in der Sonne. Der Weg bleibt gut, nur der intensive Blütenstaub reizt Augen, Nase und Rachen. Etwas triefend, schniefend und hustend machen wir nach vier Stunden eine lange Rast knapp unterhalb des Höhenwegs, Vereda da Encumeada.












Der Höhenweg, in westlicher Richtung, ist zunächst sehr entspannt zu gehen, nach den intensiven Eindrücken aus der bizarren Felsenwelt des Aufstiegs fast ein wenig reizlos. Dafür sind die Ausblicke  nach Nord und Süd auf das Wolkenmeer unter uns ganz bezaubernd. Am Pass, der Boca das Torrinhas machen wir die nächste Pause.



Pico do Arieiro - Pico das Torres

Nord - Ribeira do Porco / Falca

Süd - Curral das Freiras






Unser Abstieg auf dem Wanderweg PR 2 nach Lombo do Urzal scheint wenig begangen zu sein.  Er zieht sich lange in sanftem Gefälle an der Westflanke des Pico das Eirinhas dahin. Auch hier wogen tausende von Blüten über den Weg. Märchenhaft! Ich muss aufpassen, dass ich nicht zu sehr ins träumen komme, denn der oft nur zwei Fuß breite Pfad ist bisweilen ausgesetzt. Eine besondere Form des Achtsamkeitstrainings.
Der Weg ist ein Teil des Caminho Real 27, der in Funchal nahe der Kathedrale Sé beginnt und in Boaventura / São Cristovão endet. Ich möchte behaupten, dass dieser Teil mit Abstand der schönste der insgesamt 36 km langen Strecke ist.








Nach etwa der Hälfte des Weges entdecken wir die erste Quelle, die einigermaßen Wasser führt. Bislang gab es höchstens mal feuchte Stellen. Dann beginnt der eigentliche Abstieg durch den Lorbeerwald. Selbst bei hellem Sonnenschein dunkel und mystisch.
Mit der Querung der Levada dos Tornos sind wir quasi "übern Berg" und beenden eine unserer eindrücklichsten Wanderungen nach gut neun Stunden.










Fazit: mit den üblichen Voraussetzungen, die für eine Bergtour nötig sind (gute Grundkondition, Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und viel Trinkwasser!) ist die Querung zur Zeit problemlos zu machen. Ein zeitiger Start garantiert lange Schatten für den Aufstieg.

Gehzeit: 6 h (ohne Pausen)

Höhendifferenz: 951 m  Anstieg, 1252 m  Abstieg
















1 Kommentar:

  1. Schöööön!
    Den Aufstieg denken wir auch wieder an. Aber die Logistik ist wirklich nicht ohne.
    Macht der Vogelmann häufiger solche Angebote?:-)
    lg iris

    AntwortenLöschen