02 August 2021

Der nasse Seixal Tunnel

ER 209 - Relvinhas - Levada do Seixal - Tunnel - Ribeira da Água Negra - Levada da Rocha Vermelha - Levada da 25 Fontes - Carga Palha - Vereda do Fanal/PR 13 - ER 209 - 8,9 km


Den langen Seixal-Tunnel, durch den das Wasser von der Ribeira de Hortelã  zur Ribeira da Água Negra geleitet wird, und dort in die Levada da Rocha Vermelha mündet, hatte ich mir schon lange vorgenommen, aber mit dem „Prädikat“  sehr eng und sehr nass, konnte ich niemanden so richtig begeistern mit mir durchzugehen. Sommerliche Temperaturen, eine wasserfeste Ausstattung und gute Überredungskünste machten Piet doch endlich auch neugierig, zumal uns die Wege rundherum bekannt sind und keine weiteren Überraschungen zu erwarten waren.


Wir sollten Madeira eigentlich besser kennen, denn natürlich gab’s gleich beim Start die Überraschung, dass ein kräftiger Wind statt der erwarteten Sommerluft dicke Wolken vor sich her trieb, sobald wir von Paúl da Serra Richtung Fanal unterwegs waren (noch im Auto).  


ein Sommertag auf der Serra 😢

In der Hoffnung, dass die hohen Bäume des Laurissilva gut vor Wind und Nieselregen schützen, machen wir uns mit sämtlichen warmen Klamotten für den Abstieg zur Nordseite fertig. Nachdem wir uns durch den feuchten Farndschungel auf der Ebene durchgetastet hatten, wurde uns beim Abstieg tatsächlich ziemlich schnell warm. Das steile Gelände ist auf dem Serpentinenweg zwar gut, aber anstrengend zu gehen - auch im Abstieg!








hier haben wir die Levada do Seixal erreicht


Vor dem Tunnel präparieren wir uns mit Helm, Regencape und Gamaschen. Schon nach den ersten Metern wird klar, dass man ohne dieses Equipment nass bis auf die Haut würde. Fast in gesamter Tunnellänge (1,8 km) prasselt das Wasser von oben oder schießt von der Seite aus den groben und scharfkantigen Felsen. Der begleitende Weg neben dem Wasserkanal ist durchgängig schmal, die Tunnelhöhe für uns (160-170 cm) allerdings meistens ausreichend. Nach 35 Minuten haben wir unser kleines, aber beeindruckendes Abenteuer beendet und kommen relativ trocken beim Zusammenfluss der Ribeira da Água Negra und der Ribeira dos Cedros wieder ans Licht und damit ins Sonnenlicht. 






Eine Pause in dieser begehbaren Schlucht ist ein Muss. Die Haken in den Felsen verraten, dass sich hier auch die Canyoninger abseilen. Muss toll sein, hier noch tiefer eintauchen zu können. Wir sind hier fast eine ganze Stunde ganz alleine.







kleine zuführende Levada in der Ribeira da Água Negra

Auch auf dem weiteren Weg entlang der Levada da Rocha Vermelha und beim Aufstieg zur Levada das 25 Fontes treffen wir niemanden. Erst oben angekommen, begegnen wir den wilden Horden und machen schleunigst die Biege über die Brücke der Ribeira da Água Negra (eine Etage höher!). Hier folgen wir der stillgelegten Levada, aber diesmal nicht bis zur alten Madre, denn der Weg ist völlig zugewachsen. Der renovierte Aufstieg über Cargo Palha hat nun auch eine Brücke über die Ribeira dos Cedros bekommen und ist breit ausgebaut. 


der trockene Teil der Levada das 25 Fontes nach den Quellen

neue Brücke über die Ribeira dos Cedros

Auf einem Mini-Miradouro schauen wir uns eine ganze Weile das Wolkentheater an, das sich vor uns abspielt. Wir sitzen in der Sonne, über uns treiben dicke Wolken, die - so scheint es - von den Bäumen im Tal angezogen und letztendlich aufgesogen werden. Kaum ein Wölkchen schafft es die tiefen Schluchten der Ribeira zu überwinden.


Uns ist klar, dass wir nur noch ein paar Höhenmeter sonnig wandern können, bevor wir wieder in die Wolken eintauchen und die Jacken aus dem Rucksack kramen müssen. 


Der Carga Palha-Aufstieg besteht fast nur noch aus Treppenstufen und ist nicht schön bergauf zu gehen. Jedenfalls passt für mich das Schrittmaß überhaupt nicht,  und das ist ermüdend. Die Vereda do Fanal/PR 13 entwickelt sich allmählich zur Staubpiste mit weggebrochenen Holzbohlen und die Querverbindung zur ER 209 ist komplett zugewachsen, und nur mit Mühe kämpfen wir uns durch das Labyrinth aus Farn und Ginster (immerhin ist eine Stechginster in dieser Region) 



Fazit: der schönste, aber auch auch technisch schwierigste Teil der Rundwanderung ist der Abstieg über Relvinhas und das nasse Tunnelabenteuer

Als Alternative könnte man der Levada da Rocha Vermelha folgen und kurz vor der Madre zum PR 13 aufsteigen. Das ist zwar etwas länger, aber reizvoller.


Tipp: wasserdicht verpackte Wechselkleidung (Hose, Socken, T-Shirt) für den Fall, dass man im Tunnel ein unfreiwilliges Bad nimmt.



Gehzeit: 4 h 30


Höhendifferenz: 520 m


GPX: https://de.wikiloc.com/routen-wandern/seixal-tunnel-79836690



Anfahrt: Funchal - VR 1 - Ribeira Brava - VE 4 - Serra de Água - ER 105 - Boca da Encumeada - ER 105 bis zur Kreuzung Richtung Fanal - ER 209 bis zum 4. Hinweisschild PR 13



weitere Rundwanderungen in der Region:


madeira-rundwanderungen.blogspot.com

















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